9. Die Geschichte der Magier Teil 3

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,,Ja, ich merke es. Aber jetzt, wo ich den Grund für den Krieg kenne, wie geht es weiter?" fragte er und ich seufzte. ,,Die Sache ist die, dass diese Sekte, die die Somnis unterwerfen will, von einem mächtigen Magier angeführt wurde. Er hat sie aufgebaut und war deren Zentrum. Sie verehrten ihn als Rächer aller Ungerechtigkeit, da er bis auf seine gelb glühenden Augen nur mit Umhang zu sehen war, so dass man ansonsten nur seine ungewöhnlich bleiche Haut sehen konnte, war er nicht identifiziert worden. Deswegen nannte man ihn nur den Rächer oder den Blutkönig, jedenfalls nannte man ihn so in der Öffentlichkeit, seine Diener nannten ihn ehrwürdiger Meister und knieten vor dem so grausamen wie mächtigen Magier, damit er sie nicht starfte. Sein wahrer Name ist nie bekannt geworden. Aber davon abgesehen, er war wirklich sehr machtvoll und richtete grausame Massaker in der Zauberwelt an, um jegliche Gegner und somit nicht ihm Zustimmende auszulöschen. Manche schlossen sich ihm deswegen aus Angst an, nur um festzustellen, dass er seine Getreuen zwar nicht tötete, aber durchaus mal mit dem ein oder anderen Folter- und Schmerzfluch um sich warf, wenn ihm etwas nicht passte. Aber es gab andere, die sich ihm wiedersetzten, die sich ihm in den Weg stellten. Und so kommen wir zu deinen Eltern. Der Orden der Gerechten, wie sich diese gewaltsame Sekte selbst nannte, kostete deine beiden Großeltern das Leben, die einen standen nur zufällig im Weg, die anderen hatten sich seinen Leuten in den Weg gestellt und wurden überwältigt, um nach Folter vom Todbringer persönlich hingerichtet zu werden. Das ließ deine Eltern ihn natürlich hassen und sie bekämpften die Ordensanhänger, wann immer sie welchen begegneten, töteten sie dabei häufig sogar. Dazu solltest du wissen, dass seit dem von dieser Sekte begonnenen Krieg in der Zauberwelt die Tötung eines Ordensanhängers nicht strafrechtlich belangt wurde. Das bedeutete, man konnte sie nach Herzenslust töten, ohne Strafe, sobald auch nur der Vedacht bestand, dass die getötete Person ein Anhänger war. Und nicht wenige hatten schon Angehörige durch diese Sekte verloren, dementsprechend nutzten sie das aus und manche jagten sie, bis sie selbst drauf gingen. Deine Eltern waren nicht so extrem, aber wie gesagt, wenn ihnen ein paar Anhänger begegneten, zögerten sie nicht, diese auch zu töten, wenn es erforderlich war. Aber als deine Mutter ihre Schwangerschaft bemerkte, zogen sie und dein Vater sich zurück. Ihnen war bewusst, dass sie sich Feinde gemacht hatten und deswegen legten sie so ziemlich alle bekannten und auch weniger bekannten Schutzzauber auf ihr Haus. Auch riefen sie einen Experten zur Hilfe, der noch ein paar mächtige unbekannte Schutzzauber darauf legte, dazu kamen auch noch Schutzzauber von sämtlichen Freunden, denen sie ihren Standort dann genauso aus dem Gedächtnis löschten wie dem Experten. Das Haus war so sicher, dass es nichtmal mehr sichtbar war, zumal nur Blutsverwandte es betreten konnten. Von daher war es eigentlich unauffindbar... Nun, nach deiner Geburt ging das ganze drei Jahre gut. Dann griff der Blutkönig zufällig das Dorf an, in dem du und deine Eltern lebten. Er hatte einen riesigen Zauberstab dabei, der größer als er selbst war, darin ein handballgroßer Blutkristall. Du solltest dazu wissen, dass ein solch großer Blutkristall die Leben und das gesammte Blut von genau 130 Menschen erfordert, anderenfalls bekommt man gar keinen so großen zustande. Normalerweise gibt es nur murmelgroße Blutkristall, geschaffen aus dem ganzen Blut von dreizehn Menschen, diese verstärken die Kräfte des Magiers um das dreifache. Der Blutkristall des Blutkönigs aber verstärkte dessen Magie um das dreizehnfache. So konnte dieser nicht nur das Dorf sondern auch noch ein paar der umliegenden Dörfer sowie alle Bewohner inklusive seines Angriffstrupps einebnen. Die enorme Macht zu kanalisieren machte den Stein jedoch instabil und er zerbarst, gerade als er dabei war, mit dem zerstörerischen Angriff zum Ende zu kommen. Alles bis auf dein Elternhaus war eingeebnet worden, Zerstörung soweit der menschliche Blick reichte. Die Schutzzauber waren gefallen und so zündete er das Haus an, woraufhin dein Vater ein vorrübergehend ein Schutzschild darum aufrecht erhielt und deine Mutter die Fassade samt Dach einfror, so dass die Flammen verschwanden und auch nicht allzubald zurückkehren konnten. Dann legte sie zusammen mit deinem Vater einen starken Schutzzauber auf das Haus, der dich darin vor allen äußeren Einflüssen schützen sollte. Dann verließen sie den Schutz und zogen für deine Zukunft gegen den Blutkönig ins Duell. Sie lieferten einander einen heftigen Kampf und schließlich wirkten deine Eltern auf ihn einen Zauber, den er nicht ganz spiegeln konnte, der bei dem Versuch der Abwehr jedoch explodierte. Deine Eltern wurden rückwärts durch die Hausfront ins Haus geschleudert, der Blutkönig wurde bis auf den dabei abgesprengten Kopf in Stücke gerissen. Sie starben für dich, nur wenige Stunden nach Mitternacht, also einen Tag nach deinem dritten Geburtstag. Du hattest im Haus überlebt. Vielleicht konnten deine Eltern nur deswegen gegen ihn bestehen, weil der Mann vorher schon viel seiner Magie für die Zerstörung der Umgebung aufgewendet hatte und weil die Explosion des Zaubers überraschend kam, aber was es auch war, sie hatten gesiegt. Denn der Mann war längst kein normaler Magier mehr, er hatte schließlich nicht umsonst so unnatürlich bleiche Haut und gelb glühende Augen, es sind alles Folgen von Ritualen, die seine schon immer ziemlich machtvolle Magie zusätzlich stärkten und ihn auch entstellten. Aber da ihm nur Macht wichtig war, nahm er das in Kauf und wurde mächtiger als ein normaler Magier es von Natur aus sein konnte. Deswegen war er nahezu unmöglich zu besiegen und konnte erst durch deine Eltern zur Strecke gebracht werden, die dabei aber leider ihr Leben verloren. Damit war die Sekte erstmal zerschlagen und die Anhänger tauchten unter, die die dem Blutkönig am nächsten stehenden verschwanden gänzlich von der Bildfläche. Der Grund, warum der Blutkönig die Zauberwelt nicht eingenommen hatte, war ein alter ziemlich einflussreicher und mächtiger Zauberer, der sich ihm entgegen stellte und ihn zumindest manchmal in Schach hielt, damit er nicht zu viele Tote verursachen konnte. Dieser Zauberer und deine Eltern, die er seine Schützlinge nannte, da er als Schulleiter des magischen Internats gewissermaßen auch mit ihrer Ausbildung zu beigetragen hatte und sich wohl anscheinend auch sonst mit ihnen verstanden hatte... So wurden deine Eltern als Befreier und du als Sohn der Befreier gefeiert, der alte Zauberer war allerdings auch als Kriegesheld und deren Mentor bekannt... Ihr alle wurdet berühmt und wart von der magischen Gemeinschaft gefeiert. Und damit musste dein jüngeres Ich, völlig verschüchtert und verunsichert durch die Verwandten, ja klar kommen. Der alte Sack hat ihn ja dann auch gleich unter seine Fittiche genommen." erklärte ich. ,,Und wie bin ich zu dir gekommen?" fragte er mich. ,,Während des Kampfes zwischen dem Blutkönig und deinen Eltern habe ich mich zu dir teleportiert, dich auf den Arm genommen und uns in meine Flügel gehüllt, während ich dein Ebenbild erschuf. Dann habe ich dich hier her teleportiert, meine Flügel wieder ausgebreitet und dein Ebenbild mit den grünen Augen wieder enthüllt, um ihn dann zurück in die Wiege zu legen. Deine blauen Augen kommen daher, weil meine und deine die am stärksten hervor tretende Farbe, also blau zu der deiner Augen machten, immerhin habe ich ja ein magisches Ebenbild von dir erschaffen und das ließ dich mit blauen statt grünen Augen zurück. Wenn dein Ebenbild wieder verschwindet und du seine Erinnerungen in Form eines Traumes als außenstehender Zuschauer zusammengefasst bekommst, denn anderenfalls würdest du darunter leiden, werden auch die grünen Augen wieder Teil von dir. Wie auch immer, dein Ebenbild wird dein menschliches Leben führen. Wenn dieses endet, wirst du in naher Zukunft zurückkehren und das Leben leben, das du leben solltest. Aber eben erst, wenn dir kein Schmerz mehr droht. Deswegen behalte ich dich bis dahin hier, weil du hier sicher bist, damit dich niemand vorzeitig zurück in dein eigentliches Leben zwingen kann." erklärte ich ihm. ,,Wenn der gelbäugige Mörder meiner Eltern tot ist, wer ist es dann, der mein Ebenbild jagt und das Leben schwer macht?" fragte er. ,,Der Sohn des Blutkönigs, ihn nennt man den Blutprinzen, er hat auch seine Mutter als Beraterin an seiner Seite, die Frau des Blutkönigs. Die gelben Augen und die blasse Haut hat er wohl von seinem Vater, auch wenn der nochmal etwas bleicher und unmenschlicher aussah. Auch verhüllt er sich genauso mit schwarzen Umhängen wie sein Vater und seine Mutter hilft ihm mit den magiesteigernden Ritualen. Er war dreizehn, als sein Vater dank deinen Eltern starb und will nun Rache an deren Sohn, also dir oder eben in dem Fall deinem Ebenbild. Der alte Zauberer hat das unterstützt und hat dafür gesorgt, dass die ganze Zaubererwelt denkt, der Sohn ihrer Befreier müsste sie vom Sohn des Blutkönigs befreien, dessen Vater ja durch die Eltern des Jungen fiel. Auch der Blutprinz hat dich zu seinem Hauptziel auserkoren und deswegen verfolgt er dich. Auch seine Mutter unterstützt ihn dabei, während der alte Zauberer daran arbeitet, dein Ebenbild als seine Schachfigur gegen den Blutprinzen und dessen im Hintergrund lauernde Mutter einzusetzen. Natürlich bringt er sich auch ein, sonst wäre es unglaubhaft, aber er sieht zu, dass er sich nicht in zu große Gefahr begibt." erklärte ich dem Jungen. ,,Der alte Sack ist eine falsche Schlange!" rief er aus. ,,Das ist er, auch wenn das außer uns wohl kaum einer durchschaut hat, am wenigsten dein Ebenbild. Er ist gefährlich und deswegen habe ich dich aus der Schusslinie geschafft. Deswegen und wegen deinen Verwandten, allgemein wegen all der schrecklichen Dinge, die deinem Ebenbild widerfahren sind und ihm noch widerfahren werden... Denn glaub mir, das ist erst der Anfang des Schreckens, der zu einem Schrecken ohne Ende und dann einem Ende mit Schrecken wird." sagte ich ihm vorher und er schauderte. ,,Ich bin wirklich froh, das nicht am eigenen Leib erleben zu müssen und wenn ich erstmal im Bilde bin, wenn ich die Erinnerungen gesehen habe, werde ich mich rächen." entschied er und ich lächelte. ,,Ich freue mich, das zu sehen. Denn es wird mehr als verdient sein. Rache wird das mindeste sein, das dir dann zustehen wird." nickte ich. Er war an dem Abend ziemlich in Gedanken versunken, so dass ich an dem Abend nicht mehr mit ihm flog, sondern ein nettes Buch las, während er sehr intensiv nachdachte...

Die Geschichte einer ReisendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt