22. Eine Göttin zusammenflicken...

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Ich erschien Blut spuckend auf der Krankenstation der Hölle... Ich mochte zwar dreihundert Jahre gefoltert worden sein, doch in der Schicksaldimension gab es keine Zeit, warum auch, schließlich gab es dort keine Wesen, die davon beeinflusst werden würden. Sie und ich, wir beide existieren außerhalb der Zeit, können sie beherrschen. Deswegen hat sie die Zeit von Anfang an einfach nicht in ihre Dimension eingebunden... so dass jedes zeitabhängige Wesen beim betreten sofort zu Asche zerfallen würde... weshalb nur sie jemanden dorthin befördern kann. Es wäre nicht gut, wenn jemand diese Dimension versehentlich finden und betreten würde, um dann zu Asche zu zerfallen. Woraufhin der nächste es versuchen würde und nach dem weitere, es wäre quasi unbewusster Selbstmord. Das gefiel nichtmal dieser sadistischen Schabracke von Schicksal... also reglementierte sie den Zutritt. Deswegen und damit ich nicht vorbei schneien und zerstören konnte, was ich definitiv gemacht hätte... Jedenfalls war sowohl im Himmel als auch in der Hölle und ebenfalls auf den Erden praktisch keine Zeit vergangen, da ich ja an einem zeitlosen Ort gewesen war. 

Wie auch immer, ich schaffte es nach der Teleportation nicht stehen zu bleiben und fiel vorn über. Kurz darauf kamen die Dämonenheiler, die mich auf eine Liege verfrachteten und sich bemühten, mich zusammen zu flicken und meine Selbstheilungskräfte zu unterstützen, die bei den vielen Verletzungen schlicht überfordert waren. Es dauerte, aber nach zwei Stunden war ich wie neu. ,,Ich danke euch..." murmelte ich ihnen zu und schloss erschöpft die Augen, denn selbst Götter schüttelten dreihundert Jahre Folter nicht mal eben so ab... leider... aber lange dauerte es glücklicherweise auch nicht und so schlief ich vielleicht ein oder zwei Stunden, ehe ich mich ruckartig aufsetzte, als ich zwei deutlich stärkere Präsenzen spürte. ,,Illirian, Luzifer, ich bin froh, euch zu sehen." begrüßte ich sie und Luzifer sah etwas skeptisch aus, aber Illirian wirkte maßlos überrascht über mein schnelles Aufwachen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich fast nie schlief... Ich musterte den Jungen. ,,Das ist gut, du bist die Blutbindung eingegangen. Sie macht dich stark und Luzifer kann dich besser beschützen. Außerdem lässt sie dich mehr Macht kanalisieren und es steht dir, durch die vollzogene Bindung nun ein ganzer Dämon und kein Halbdämon mehr zu sein, wie es bei der Teilbindung der Fall war." erklärte ich. ,,Das kannst du mit einem Blick sehen? Oder hast du mich in den Monaten, in denen du weg warst, im Auge behalten?" fragte er mich neugierig und wurde etwas rot. ,,Nein, ich kann es spüren, Kleiner. Und glaube mir, bei dreihundert Jahre andauernder Folter kann man nichts und niemanden auch nur für eine Millisekunde beobachten. Vor allem nicht, wenn man keine Magie nutzen kann. Aber genug davon, ich freue mich für dich, dass du so glücklich bist, mein Junge." erwiederte ich und lächelte ihn zum Schluss an. ,,Du wurdest gefoltert?! Dreihundert Jahre lang?! Ich meine, ich wusste dass du blutüberströmt hier erschienen bist, aber ich dachte, das wäre bei einem Kampf passiert... und nicht durch Folter!" rief er entsetzt und ich stand auf, stellte mich vor ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern, um ihn zu beruhigen. ,,Hey, alles gut, mir geht es gut, hörst du, Illirian. Das ist nicht das erste Mal in den unzähligen Äonen meiner Existenz und wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal, ich kann das ertragen, das muss ich. Dieser Fluch lässt mir keine andere Wahl, ich kann mich nicht gegen sie wehren... aber ich kann es ertragen. Wer schon so lange wie ich lebt, kann mit so ziemlich allem fertig werden, also keine Sorge. Ich bin schließlich kein Mensch, sondern ein gottgleiches Wesen, älter als der von den Menschen als Gott betitelte Gottling selbst. Und töten kann man mich sowieso nicht, denn um mich zu töten, müsste man das Universum mit allen Lebewesen darin restlos vernichten und niemand kann das vollbringen. Denn ich bin die Verkörperung des Universums, deswegen müsste man erst dieses beseitigen, um mich töten zu können und das ist unmöglich. Mich allerdings als Kind zu verfluchen ist jemandem gelungen und seit dem bin ich der Sklave des leibhaftigen Schicksals. Das ist die Wahrheit über mich und dieses Mal auf meinem Auge, das ist ihres, es zeichnet mich als ihr Sklave." gab ich die Wahrheit preis. ,,Und sie hat dir das angetan? Sie hat dir weh getan?" fragte Illirian. ,,Ja, weil ich mich ihr etwas wiedersetzt habe. Passiert immer mal wieder, ich sehe ihr Machwerk oft nicht ein, aber wenn es wirklich schlimm ist, dann wehre ich mich, auch wenn das weitere Folter durch sie bedeutet. Am Anfang war sie noch vernünftig, aber ich denke, ihre Aufgabe und die Einsamkeit machen sie wahnsinnig, verzerren sie. Sie war nicht immer so ein grausamer Sadist, früher war sie anders, besser und fairer. Wer böse war, den traf es übel und die Guten hatten ein gutes Leben. Aber irgendwann hat sie alles nur noch zu ihrer persönlichen Unterhaltung manipuliert... und ich war gezwungenermaßen die ausführende Gewalt, die all ihre Wünsche umzusetzen hatte, besonders die richtig übelen Dinge musste ich machen, denn sie wollte sich ja nicht die Hände schmutzig machen... Wie gesagt, es ist nicht schön, aber ich kann es ertragen, das tue ich schon seit so vielen Äonen." erklärte ich und zuckte gleichgültig die Schultern. ,,NEIN, das will ich nicht! Ich will nicht, dass du das ertragen musst! Ich will das nicht zulassen, ich will etwas dagegen tun! Irgendwas muss ich doch tun können, um dir zu helfen!" schrie Illirian und fiel mir um den Hals. Überrascht legte ich die Arme um ihn. ,,Das ist sehr nett von dir, Illirian, danke. Wenn ich so darüber nachdenke... es gibt da tatsächlich etwas, das du tun könntest..." überlegte ich und er löste sich von mir. ,,Was ist es? Was muss ich dafür tun?" fragte er begierig, während Luzifer mich missbilligend und misstrauisch musterte. ,,Keine Sorge, es schadet ihm in keinester Weise, er würde nichtmal einen Kratzer abbekommen... eigentlich wäre es sogar gut für ihn... Ich dachte daran, Illirian die Treue zu schwören... dass er mein Meister wird. Das könnte den Sklavenfluch entgültig brechen und ich weiß, Illirian würde mir nie etwas böses wollen. Ich denke, wenn er mir je etwas befiehlt, würde es etwas gutes sein... und ich könnte das mit dem Schicksal klären, denn so kann es nicht weitergehen." erklärte ich. ,,Du kannst es in Ordnung bringen?" fragte er. ,,Ja, sobald ich an dich gebunden bin. Du musst mir aber schwören, dass du mich, was das Schicksal betrifft, von nichts abhalten wirst. Schwöre es und ich schwöre dir die Treue und regle das alles. Es würde so ziemlich jedem helfen, denn diese Wahnsinnige ist schon lange nicht mehr gut für die Welten... Allein das, was sie deinem Ebenbild antat... unter normalen Umständen wäre das nie passiert. Das muss um den Willen aller Lebewesen aufhören. Nur ich kann dies tun, sobald ich von ihr frei bin..." veranschaulichte ich.

Die Geschichte einer ReisendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt