Wir erschienen in einer Wolkenlandschaft voller Engel, die sofort Schwerter, Speere, Schilde und andere Waffen in ihren Händen erscheinen ließen, um sie auf uns zu richten. Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Senkt die Waffen, ihr wisst nicht, mit wem ihr euch anlegt." befahl ich kühl. ,,Eindringling!" rief einer und ich wischte mit der Hand durch die Luft. Alle Waffen zerfielen in Sekunden zu Goldstaub, was die Engel sehr irritiert drein schauen ließ. Das genügte mir, um den Gott der Erschaffung zu erspüren und direkt vor ihm zu erscheinen.
Der hatte offensichtlich nicht damit gerechnet und schreckte zusammen, als er mich erblickte. Doch das entlockte mir nichtmal ein müdes Lächeln. ,,Aedifex Auctores." sprach ich den augenscheinlichen alten Mann mit kurzen gräulich weißen Haaren und dem bis zu seinem Bauchnabel reichenden gräulich weißen Rauschebart. Er hatte aber kaum Falten und seine Augen waren von einem hellen violett, während seine Haut gut gebräunt war. Er setzte sich bei meiner Ansprache mit seinem vollen Namen aufrechter hin und verwandelte sich in einen optisch etwa fünfundzwanzigjährigen hübschen jungen Mann mit kurzen rotbraunen Haaren und gebräunter Haut, seine eigentliche Gestalt, das wahre Anlitz des Gottes der Erschaffung. Er war Devas Zwillingsbruder und damit von mir sowie Vi als Göttling geschaffen worden.
,,Mutter..." murmelte er auf einmal sehr kleinlaut. ,,Du sollst mich Zara nennen, das sagte ich dir doch. Schließlich bist du damals erwachsen erschaffen worden, mit allem Wissen über deine Kräfte und deine Aufgabe sowie deinem jetzigen Körper. Du warst nie ein Kind, daher konnte ich dir nie eine Mutter sein, deswegen ist es nicht korrekt, mich so zu betiteln." berichtigte ich ihn und er nickte nur. Früher war er ziemlich frech und arrogant gewesen, er hatte über die Stränge geschlagen und seine gesammte Schöpfung aus Vitas Dimension in eine andere, von ihm neu geschaffene Dimension auf die dortige Welt namens Erde verbannt. Und das nur, weil eine Art sich entschied, dass sie ihm einmal nicht gehorchte und sich neues Wissen durch den Baum der Erkenntnis aneigenen wollte. Noch dazu war es damals sein Sohn Luzifer, der seinerzeit noch Samael genannt wurde, der Aedifex Menschen dazu brachte, die den Menschen von besagtem Gottling verbotene Frucht zu essen. Er hatte das im übrigen nur getan, weil er es unterhaltsam fand, dass die Menschen ahnungslos und nackt herum liefen, doch als sie durch besagte Frucht eines besseren belehrt wurden, ist Aedifex ausgetickt und hat seine gesammte sterbliche Schöpfung auf die Erde verbannt. Und auch auf seinen Sohn Luzifer war er sauer. Selbiger fand Aedifex allgemeine Willkür nicht so gut und zettelte eine Rebellion gegen Aedifex an. Er verlor die Schlacht und wurde auf Anweisung von Aedifex von seinem Bruder Michael in die von Aedifex und Deva erschaffene Dimension namens Hölle geworfen. Seine Anhänger bei der Rebellion wurden von Aedifex hinterher geworfen und in der Hölle angekommen, hatte der Gottling diese dazu bestimmt, sich um die Strafe für die bösen Seelen zu kümmern. Natürlich besteht der Zwist zwischen Vater und Sohn nach wie vor... Naja, lange Rede kurzer Sinn, nachdem er es so übertrieben hatte, bekam er von mir Besuch und ich las ihm sehr nachdrücklich die Leviten. Damit war dann seine jugendliche Trotzphase vorbei und er wusste sich seit dem einem Gottling entsprechend zu benehmen. Aber ich hatte damals einen tiefen Eindruck hinterlassen, denn wie man sehen konnte, hatte er immer noch großen Respekt vor mir. Das war auch besser so, dann machte er mir zumindest weniger Arbeit... ,,Natürlich, Zara." antwortete er leise. ,,Wie sieht es aus, hast du deinen Zwist mit deinem Sohn beigelegt?" fragte ich ihn kühl und er sah weg ,,Nein." nuschelte er, so als wolle er die Antwort selbst nicht hören. ,,Du solltest dich mit ihm aussprechen, am besten, bevor er stirbt, Junge." merkte ich an und musterte ihn missbilligend. ,,Jaja..." brummte er. ,,Nun, du wirst es bereuen, wenn du es nicht tust, nicht ich. Also bitte, viel Spaß mit den Gewissensbissen nach Luzifers Tod." meinte ich gleichgültig und er schnaubte. ,,Was auch immer, ich bin heute nicht hier, um dich über deine verkorkste Beziehung zu deinem Sohn zu belehren. Das scheint ohnehin so ziemlich aussichtslos zu sein. Ich wollte dir nur mitteilen, dass Moira tot ist." informierte ich ihn. ,,Aha, das ist doch mal etwas gutes." meinte er knapp. ,,Ja. Du kannst wieder weiter wurschteln und die von dir erschaffenen Wesen mit deiner alter Mann Gestalt zum Narren halten. Auch wenn ich nicht verstehe, wieso du dies tust..." meinte ich und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten.
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Die Geschichte einer Reisenden
FantasíaAuf Befehl ihrer verhassten Meisterin, die sie einst in ihre Dienste zwang, muss Zeraphinaeliara so vieles tun... auch Dinge, die sie absolut nicht tun will! Doch als sie dann einem Kind gegenüber steht, dem grausames Schicksal vorbestimmt ist, muss...