48. Warum Gedankenlesen auch nicht das non plus ultra ist

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So waren wir kurz darauf aufgebrochen. Kaum war ich mit ihr auf dem Arm in dem Höllenschloss angekommen und hatte sie abgesetzt, schon sprang sie freudig quitschend Illirian in die Arme, der sie auffing und lachend herum wirbelte. ,,Hey mein kleiner Sonnenschein!" begrüßte er sie freudig und knuddelte sie dann, woraufhin sie glücklich auflachte. Luzifer beobachtete das mit einem Lächeln und auch ich sah erfreut zu. ,,Hey, hast du das gehört, Luce?" rief Illirian begeistert. ,,Was denn?" fragte dieser irritiert. ,,Ira, sprich laut." mahnte ich sie. *Aber Mommy...* jammerte sie, doch ich ließ mich nicht abbringen. ,,Du kannst telepathisch immer nur zu einem sprechen und das macht es für andere etwas schwierig, dich zu verstehen." erinnerte ich sie. ,,Dann lest doch einfach meine Gedanken, du kannst das ja auch." murrte sie und Luzifer sah mich überrascht an. ,,Es machte die Dinge einfacher, als sie noch nicht sprechen konnte. Nur hat sie das dazu gebracht, sich die telepathische Kommunikation anzugewöhnen. Ich arbeite jetzt daran, ihr das wieder abzugewöhnen, schließlich kann nicht jeder Gedankenlesen. Bisher hat sie ja zumindest hier laut gesprochen... aber seit ich ihr verraten habe, dass ihr theoretisch auch telepathisch kommunizieren könnt, obwohl ihr es nicht tut, ist sie der Ansicht, dass sprechen hier nun auch unnötig ist." erklärte ich die Sache. ,,Aber dass wir ihre Gedanken lesen sollen..." wandte Illirian ein. ,,Für sie ist das normal, ich habe sie gewissermaßen so aufgezogen und du hast schon gesprochen, als ich dich zu mir holte, Rian. Deswegen habe ich nie mit dir telepathisch kommunizieren müssen, doch sie war ja ein Baby und kann erst seit kurzem sprechen, eben weil sie durch die ständige telepathische Kommunikation irgendwie zuerst die Telepathie erlernt hat." erklärte ich ihm. ,,Deswegen wusstest du immer sofort, was sie braucht... eigentlich echt schlau..." murmelte Luzifer. ,,Ja, wie gesagt, ich fand es sehr praktisch, weil ich so nicht erst erraten musste, was sie wollte, sondern es aus ihren Gedanken sofort wusste." meinte ich. *Muss das wirklich sein...?* fragte sie quengelnd.,,Ja." bestätigte ich lapidar und sie seufzte. ,,Okay... Auch wenn ich echt nicht verstehe, warum wir nicht telepathisch über Gedankenlesen kommunizieren..." murrte sie. ,,Naja, also für dich mag das normal sein, aber weißt du, ich will nicht, dass jeder, mit dem ich spreche, auch weiß, was ich denke. Das geht den meisten Leuten im übrigen so." erklärte Illirian. ,,Aber warum, was ist schon dabei?" fragte sie ihn verständnislos. ,,Naja, in Gedanken ist es schwer zu lügen. Und Lügen sind wichtig, zumindest für die Menschen, aber auch um die Höflichkeit zu wahren und niemandem weh zu tun." meinte Illirian und Moira sah ihn verständnislos an. ,,Ein Beispiel, wenn du einem anderen Kind begegnest und das ein Tshirt trägt, dass dir so gar nicht gefällt, das aber sein Lieblingstshirt ist. Was meinst du, wie es reagiert, wenn es in deinen Gedanken sieht, das du denkst, dass du das Tshirt hässlich findest?" führte er ihr vor Augen. ,,Es wäre bestimmt traurig." überlegte sie. ,,Genau. Und damit sowas nicht passiert, ist sprechen wichtig. Dann könntest du auf die Frage, wir du dessen Lieblingstshirt findest, nämlich sagen, dass du es in Ordnung findest und dann wäre das andere Kind nicht traurig." erklärte ihr Illirian. ,,Dann ist es also besser, zu lügen? Und um zu lügen, muss man sprechen können?" fragte sie sehr irritiert. ,,Nicht ganz, es kommt immer darauf an, in welcher Situation du bist. Also... ich weiß nicht, wie ich es erklären soll..." begann er und brach dann unsicher ab. ,,Hier hilft wahrscheinlich etwas Telepathie... komm mal her, meine Kleine, ich zeige dir, was er meint." schmunzelte ich. ,,Also doch Telepathie!" grinste Moira. ,,In dem Fall ist es einfacher, dir meine Erinnerungen zu zeigen, damit du das sehen kannst, was man normalerweise nur im Laufe des Lebens durch eigene Erfahrungen verstehen und nicht erklärt bekommen kann." erläuterte ich und kniete mich zu ihr herunter, als sie vor mir stand. Daraufhin legte ich ihr Zeige- und Mittelfinger an die Schläfen und schloss mit ihr zusammen die Augen...

Die Geschichte einer ReisendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt