Was soll ich mit dir anstellen?
Eine so simple Frage, die über den Rest meines Lebens, oder meinen Tod entscheidet. Und selbst Tod, bedeutet nicht einfach Tod, nein. Ich kann auf anhieb mindestens 29 der wohl schmerzhaftesten Weisen aufzählen, auf die man jemanden umbringen kann. Ein paar davon schon selbst ausprobiert und zwar erfolgreich. Daher weiß ich nur zu gut, wie blutig und laut es werden kann. Selbst wenn ich schon lange vor diesem Tag mit meinem Leben abgeschlossen habe und mich für den Tod bereit erklärt habe, kann ich doch darauf verzichten, aufgeschlitzt zu werden und ein Organ nach dem anderen entfernt zu kriegen. Es hängt von ihm ab, Isaac und soweit ich richtig gehört habe, ist bei ihm nicht so viel mit Mitleid und Mitgefühl. Frauen, Männer, selbst Kinder finden angeblich durch seine Hand den Tod. Ich hab also nur einen winzigen Spielraum, um was zu retten.
Seine bezaubernden Augen mustern mich aufs neue, als würde die Antwort auf seine Frage, auf meinem Körper liegen. „Du könntest mich gehen lassen.", schlag ich schmunzelnd vor. Mittlerweile kann ich wieder ganz alleine auf den Beinen stehen, wenn mich meine zwei Begleiter trotzdem fest halten. Meine Hände sind vor mir weiter in Schellen, selbst wenn sie frei wären, ist ein Weg hier raus beinahe unmöglich. Das Fenster führt nur zu einem weiteren Gebäude, es befinden sich Vier bewaffnete Männer in diesem riesigen Büro, Isaac selbst nicht mitgerechnet. Vor der Tür warten zwei weitere auf mich und ich will gar nicht wissen wie viele sich noch in diesem Gebäude herum tummeln, in dem ich mich nicht auskenne. Meine Waffen, meine Dolche und mein Schwert hat man mir selbstverständlich abgenommen und wenn sie die nicht geholt haben liegt meine Armbrust noch immer in meinem Versteck zusammen mit den giftigen Pfeilen.
Ich sitze also tief in der Scheiße.
Isaac schnaubt auf, sodass seine breite Brust einmal vibriert. „Ich sollte dich hinrichten lassen und dann an deinen Auftraggeber jedes Teil von dir einzeln schicken." Ich hätt kaum eine bessere Idee. Ich nicke und puste mir eine goldrote Strähne aus dem Gesicht, die sich aus meinem strengen Zopf gelöst hat und mir vorm Auge hing. „Nur ist doch so, dass du keine Ahnung hast, wer mein Auftragsgeber ist.", gebe ich lächelnd zurück. Isaac dreht sich mit dem Stuhl so, dass er mir seine linke Seite präsentiert. Noch immer locker und doch wie ein König sitzt er stolz da. „Oh, glaub mir, ich werde alles aus dir rauskriegen. Bis der Wind nur noch ein kleines Lüftchen ist."
„Es gibt nichts, was ich noch nicht gespürt habe.", entgegne ich, als wäre es nichts. Als würde ich mir damit nicht grade Folter und Schmerz einhandeln. „Jeder kann gebrochen werden, cherny veter."Seine Aussprache ist überraschend gut. Die meisten nuscheln den russischen Namen einfach oder meiden ihn einfach komplett, aber er muss ihn schon oft genannt haben. „Dann waren es feige Männer." Meinen Zwischenspruch ignoriert er, dreht sich mir wieder etwas mehr zu. „Fangen wir ganz vorne und einfach an. Wie ist dein Name?" Ich verdrehe die Augen. „Was interessiert dich mein Name? Wird er was daran ändern, was mit mir passiert?" Sein Mundwinkel zuckt. „Du kennst die Antwort, nein. Aber ich will es wissen, wer verbirgt sich hinter der Maske. Wer ist es, der Mann nach Mann umbringt, der kopflose Leichen hinterlässt, aber seit 5 Jahren nicht einmal gesehen wurde."
„Das wüsste jeder gerne.", stimme ich nichtssagend zu. „Ich sollte dich hinrichten lassen. Natürlich erst nachdem ich jede Information aus dir herausgefoltert habe, die du für mich hast, aber danach gibt es nur einen Weg für dich, den Tod. Ich meine du hast Vier meiner besten Männer umgebracht."
„Das waren Vier deiner Besten? Ich an deiner Stelle sollte meine Wahl noch mal bedenken.", werfe ich schnell rein, kriege dafür einen Schlag ins Gesicht. Ich trete dem Mann an meiner rechten sofort wütend auf seinen Fuß. Er flucht auf. „Schluss!", befiehlt Isaac nicht laut, aber mit einer solchen Autorität, dass selbst ich wieder zu ihm gucke und still halte. „Du hast nicht Unrecht, sie waren schlecht, trotzdem waren es meine Männer. Du hast mich mit einem Schwert am Arm verletzt." Naw, hat der kleine Prinz einen Kratzer abbekommen? Ich kann mir den Kommentar grade noch so verkneifen.„Und du hast versucht mich umzulegen."
„Zu köpfen, um genau zu sein.", füge ich aufklärend hinzu. Er guckt mich einen Moment beinahe beeindruckt an. „Zu köpfen", korrigiert er. „Jeder andere würde genau das tun, was er mit dir tun sollte." Er macht eine dramatische Pause. „Nur bin ich nicht wie die anderen, ich bin schlauer." Ich ziehe die Augenbrauen amüsiert über das starke Selbstbewusstsein hoch. „Ich werfe eine Waffe wie dich nicht weg. Alleine bist du eine Mörderin, die nur ihren eigenen Vorteil kennt, doch in den richtigen Händen, da bist du eine tödliche Waffe, eine die alle kennen und doch niemand." Ich bin mir nicht sicher, ob mir gefällt, in welche Richtung das ganze hier läuft. „Ich will dir einen Vorschlag unterbreiten, cherny veter." Ich hebe bewusst das Kinn ein ganzes Stück. Um so stolz auszusehen, wie ich in diesem Moment kann.„Lass hören, Mafia Prinz." Die Reaktion auf meinen Spitznamen für ihn, ist nicht mehr als ein Zucken mit dem Mundwinkel, bei dem der Anschein eines Grübchen auftritt. „Nenn mir deinen Namen, nenn mir den Namen deines Auftraggebers und die Summe, die ich ihm wert war. Ich lasse dir dein bedauerliches Leben, wenn du mir im Gegenzug 100 weitere gibst." Für den Augenblick fehlen mir die Worte. 100 Leben, 100 Morde, 100 Seelen für nur einen einzigen Mann. „100 Leben gegen eins.", murmle ich laut.
„Dein Leben, deine Wahl." Ich muss nicht lange überlegen. Was sind 100 weitere Sünden, was ist der Unterschied, wenn ich für Geld oder für mein eigenes Leben morde? „Danach bin ich frei?", frag ich zum Verständnis nach. Er nickt. „Frei, wie der Wind." Es gibt keine andere Wahl, nicht für mich. Das ist keine Wahl, das ist meine einzige Chance und die lasse ich mir garantiert nicht durch die Finger gleiten.„Mein Name ist Althea Vasilisa Antonov und mich hat Eamon Vos geschickt, damit ich dich für 100 Millionen Dollar umbringe und ihm deinen Kopf bringe."
Es herrscht Stille. Wie lange habe ich meinen Namen nicht mehr gesagt? 5 Jahre? Weniger? Mehr? Wie lange hat mich keiner mehr bei meinem Namen genannt? Mindestens genau so lang.
Isaac scheint nicht überrascht zu sein, nicht darüber, wer ihn umbringen wollte. „Eamon ist und bleibt also ein Feigling.", meint er verachtend. Ich weiß nicht viel über deren gemeinsame Vergangenheit, lediglich, dass sie eine haben und die scheint nicht gut geendet zu sein, wenn man bedenkt, warum ich hier bin. „Ein Feigling, der sich deinen Kopf auf einem Silbertablett wünscht, dramatisch nicht wahr?" Die kleine Anspielung auf diese biblische Geschichte fand ich persönlich zum schreien. Isaac eher nicht. „Was hat er dir noch gesagt?", fragt Isaac wieder gefasst. Ich zucke mit den Schultern. „Nichts, nichts von Bedeutung. Wir haben uns in einer Nacht am See am Ende der Stadt getroffen, nur wir beide. Er war alleine. Wir haben nicht einmal 2 Minuten mit einander geredet. Meine Auftragsgeber wollen nicht reden und ich will sie nicht hören. Sie geben mir ihr Ziel und Geld, ich erledige meinen Job. Wenn ich mir jeden der Hurensöhne anhören müsste würde ich noch verrückt werden."Und die Wahrheit ist, ich will nicht wissen wen ich umbringe.
„Das ist alles?"
„Wenn du nicht noch etwas wissen willst, ist die Antwort wohl ja." Er überlegt einen Moment. „Wie alt bist du, Althea?"
„22" Man sieht seinen kleinen Schock sofort. Ich sehe nicht unbedingt älter aus als 22, aber wenn man nur etwas Mathe beherrscht, dann realisiert man schnell, dass ich mich 17 meine Karriere als Assassine begonnen habe. Ein Alter, in dem die meisten noch zu Schule gehen. Noch nie an den Tod, geschweige denn Mord gedacht haben. An diesem Punkt ihres Lebens, war ich bereits unterwegs, um Leuten das Leben zu nehmen.
„Ein außergewöhnlich junges Alter.", bemerkt er an. „Ein außergewöhnliches Alter, für einen außergewöhnlichen Job.", kommt es von mir locker. Er schaut sich mich noch einen Moment an, dann macht er eine schwingende Handbewegung. „Bringt sie weg, sie kriegt ein Zimmer im ersten Stock. Zwei Wachen vor ihrer Tür, die Tür wird nachts abgeschlossen und holt mir Zane Slade, er soll ihr Leibwächter sein."Verfluchter Bastard. Isaac ist nicht dumm. Eine Person wie ich kennt nicht unbedingt Moral und Ehre. Es ist wahr, dass ich, wenn ich könnte, nicht eine Sekunde verschwenden würde, und fliehen würde.
Meine beiden Begleiter, deuten beide eine schwache Verbeugung an, schleppen mich dann aus dem Raum. Mein Rücken Isaac zugewandt, doch wir halten noch einmal abrupt, als er seine Stimme erhebt. Ich gucke so gut ich kann über meine Schulter nach hinten. „Und Althea, wenn du auch nur daran denkst, mir in den Rücken zu fallen, werde ich dich nicht nur körperlich zerstören, bis nichts mehr von dir übrig ist, ich werde der ganzen Welt dein Gesicht und deinen Namen verraten."
„Bitte, Prinz, ich doch nicht." Dann werde ich weggeschleppt.
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Der Teufel ist eine Frau |✔️
RomanceDer schwarze Wind, Черный ветер, so erzählt man sich ist der gefährlichste Mann weit und breit. Ein Assassine, der kein Mitleid kennt. Das nächste Opfer, Isaac Rouge, Mafia Boss und skrupelloser Mörder, der sein eigenes Imperium mit nur 27 Jahren fe...