Kleiner Ausflug

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Wisst ihr was Folter ist? Ich weiß es. Oder ich dachte ich wüsste es.

Aber die Zwei Wochen, die vergangen sind, seit dem ich mit Isaac das letzte Mal um meine Meinung gebeten hat, die waren Folter. Ich musste meine komplette Freiheit aufgeben, um mein Leben zu retten und selbst wenn es mir nicht an Essen, Trinken, Bewegung oder einem Bett fehlt, allein das Wissen, nicht rausgehen zu können, wann ich will, treibt mich langsam aber sicher in den Wahnsinn. In den letzten Tagen habe ich insgesamt drei Aufträge gekriegt, bei denen ich insgesamt Sechs umgebracht habe. Für die ganz dummen zum mitzählen, wir sind also bei 14 Seelen. Doch Isaac habe ich kaum gesehen. Eigentlich eine Sache, die mich freuen sollte. Aber auf eine seltsame Art und Weise ist es eher erleichternd, weil er mir so wenigstens nicht aktiv Kopfschmerzen bereiten kann. Um ehrlich zu sein, nervt er mich auch schon ohne seine Anwesenheit genug. Seit meinem Traum von ihm, über den ich am liebsten nie wieder nachdenken würde, habe ich noch Zwei Mal von ihm geträumt. Nicht diese Art von Träumen, die ich normalerweise von meinen Feinden habe. Nein, nicht eine seiner Gliedmaßen habe ich ihm im Wutrausch abgehackt, es war ein Traum der ganz anderen Sorte.

Kurz zu den Drei Aufträgen, Isaac hat sie mir nicht persönlich aufgetragen, sondern mir immer einen schwarzen Umschlag mit eine Namen bringen lassen. Der Name von meinem nächsten Opfer. Als ich die Finger hatte, wurde ich wie sonst auch zu seinem Büro gebracht, nur gab es dieses Mal kein Gespräch zwischen uns beiden, oder nur sehr kurze. Ein kleines neckisches Hallo, gefolgt von einem мой дьявол oder черный ветер. Vielleicht wurden ihm die kleinen Spielchen mit mir ja zu langweilig und er behandelt mich endlich wenigstens halbwegs wie eine Gefangene. In den Zwei Wochen habe ich mir aber nicht nur Gedanke ums Morden und Isaac gemacht. Immer wieder kommt mir die Frage in den Kopf, wer mich verraten hat. Wer wusste, dass ich vor hatte Isaac Rouge an diesem Tag umzubringen und warum hat er mich verraten? Die einzigen, die davon wissen sollten, waren ich und mein Auftragsgeber Eamon Vos. Und offensichtlich hatte keiner von uns beiden den Wunsch, den Mord platzen zu lassen.

Ich hasse es, wenn ich etwas nicht weiß und offensichtlich will Isaac mir auch nichts weiter verraten, also muss ich das ganze in meine eigene Hand nehmen. Wie gut, dass ich noch lange nicht das ausgeschöpft habe, was ich kann. Als ich heute am Freitag Abend in mein Zimmer geschlossen wurde, hab ich mir vorgenommen, einen kleinen Ausflug zu wagen. Alles, was ich dazu brauche, befindet sich zum Glück schon in meinem Zimmer. Zwei Mülltüten aus dem Bad, eine Haarnadel und den Dolch, den mir Isaac freundlicher Weise überlassen hat. Nun zum Plan. Ich weiß, dass jede Nacht um genau 12 die Wachen vor meiner Tür einen Schichtwechseln haben. Heißt die ersten Zwei Idioten werden durch die Zwei nächsten ausgewechselt. Das gibt mir ungefähr Zwei Minuten, in denen es hoffentlich keinem auffällt, wenn ich das Schloss mit einer etwas verbogenen Haarspange aufknacke.

Der Rest ist einfach.
Als ich die dumpfen Stimmen im Gang höre, die die neuen Wachen ankündigen, hocke ich mich gespannt vors Schloss, die Nadel schon bereit. Als sie dann für die beiden kleinen Minuten zu Viert vor der Tür stehen und sich einen kleinen Wortwechsel gönnen, pule ich etwas mit Gefühl in dem Schloss herum, bis es leise klickt. "Dafür dass du so vorsichtig bist, hast du aber ziemlich billige Schlösser, Rouge.", flüstere ich selbstgefällig, als das Schloss aus ist und sich vor der Tür langsam wieder sie gewohnte Nachtruhe einlebt. Ich ziehe die Nadel wieder aus dem Schloss, stecke sie in meine Tasche und nehme dann die beiden Tüten in die Hände. Sobald ich die Tür öffne, muss alles ganz schnell gehen. Mein Spezialgebiet.

Die Tür wird von meiner Seite nach innen aufgerissen, ich springe raus und stürze mich sofort nach rechts auf einen der Männer. Dieser ist so überrascht, dass es fast zu einfach ist, ihm die Plastiktüte über den Kopf zu ziehen. Er atmet sofort schneller, während ich, die Tüte immer fester ziehe. Natürlich reagiert der neben uns. „Kleine Schlampe!", einfallsreich. Ich spüre eine Hand, die nach mir greift, kann mich grade noch mit einer Drehung von meinem Opfer weg, retten.

Der Teufel ist eine Frau |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt