Das, was man sich holt

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Wenn wirklich nur Sechs Personen von mir wissen, sollte es wohl auch bei Sechs bleiben. Und Harper scheint mir nicht nach einer Frau, die die Klappe halten kann.

„Ich kenne Isaac genug, um zu wissen, dass er eine gewisse Schwäche für Gewalt hat. Dominanz, Stärke, Kampf, Adrenalin, er ist nun mal ein Mann, er fühlt sich erst wie einer, wenn er sich beweisen kann." Damit hat sie vielleicht gar nicht so unrecht. Den letzten Satz spricht sie auch leiser, sie weiß, dass es nicht grade ungefährlich ist, so über ihn zu reden.

„Er erzählt nicht von dir, er prahlt nicht mit dir, also scheinst du unbedeutend zu sein. Wärst du besonders, würde jeder wissen, was für einen Schatz er sich geangelt hat." Damit liegt sie mal richtig daneben, aber ich kann mich wenigstens wieder etwas entspannen. Sie hat also keine Ahnung wer ich bin. „Also, ich denke, du bist sein kleines Spielzeug. Ein naja, schlicht aussehendes Mädchen, dass etwas Willenskraft und Stärke hat. Auch wenn mir schleierhaft ist, was er an seinem Erscheinungsbild attraktiv finden mag.
Eine neue Hure, mit etwas Pepp. Vielleicht warst du Boxerin, oder dein Vater oder Bruder wollten, dass du dich verteidigen kannst. Und Isaac mag das an dir. Er hat dich gestohlen und sperrt dich ein. Du wirst bewacht." Sie nickt in Zanes Richtung. „Und du währst dich, doch du bist zu schwach. Denn selbst wenn du ein bisschen wild drauf bist, bist du doch nur seine kleine Hure, die er bei sich hält, weil er es so mag." Sie scheint richtig stolz auf ihre Vermutung zu sein und als ich nicht sofort antworte, fühlt sie sich auch noch bestätigt.

Doch was soll ich ihr entgegnen? Jeder hier denkt ich sei seine Hure. Wenn sie wirklich fragt uns er wirklich antwortet wird das Wort wieder fallen und so wütend mich ihre Worte auch machen, ich kann ihr nicht das Gegenteil beweisen. Ich kann ihr nicht sagen, wer oder was ich bin. Ich kann nicht sagen, das sich eine Auftragskillerin bin, die ihn umbringen will. Ich kann nicht sagen, dass er mich nicht einmal richtig angefasst hat. Ich kann es nicht, oder...

Ich muss sie danach nur zum schweigen bringen. Mein Blick rutscht zu Zane aus, der mich eindringlich anguckt, als wüsste er, was ich vor habe. Als kenne er den Drang, der in mir ist. den Dran dieser Schlampe nicht nur zu sagen wer ich bin, sondern sie es danach auch noch spüren lassen. Fast unbewusst, habe ich das Buttermesser vom Tisch in meine Hand genommen und darum eine Faust gebildet. Er starrt mich an, wenn ich mich nur einen falschen Zentimeter bewege, weiß ich, dass er sofort eingreifen würde.

Als ich von ihm weg gucke, ist Harper schon aufgestanden und schreitet in High Heels zum Ausgang. Ich könnte das Messer werfen. Ich könnte... Doch ich tue es nicht. Schlucke die Wut so gut es geht runter und räuspere mich laut, sodass sie kurz stehen bleibt und über ihre schmale Schulter zurück zu mir guckt.

„Sag mir, Harper Tully, was begehrt man mehr, das, was man zu sich rufen lässt... oder das, was man sich holt und nie wieder zurück geben will?" Sie hält inne, doch sagt nichts mehr, bevor sie aus dem Saal eilt.

Als sie weg ist, stoße ich fest Luft aus und lasse das Messer mit Wucht auf den Tisch vor mir prallen. „Ich dachte, du würdest ihr jeden Moment die Kehle durchschneiden.", gibt Zane von sich, als er einen Schritt nach vorne getreten ist. „Glaub mir, ich dachte das auch.", gebe ich zurück und reiße noch immer mit viel zu viel Kraft und Wut ein Stück von einem Donut ab, das ich mir sofort in den Mund stopfe. Zane ist um einiges näher an den Tisch gekommen, sobald Harper weg ist und bleibt jetzt nur drei Schritte vor mir stehen. „Ich hasse sie auch.", sagt er plötzlich und ich muss automatisch zu ihm rauf schaue. „Wie bitte? Wie gesprächig willst du heute denn noch werden?" Er spannt den Kiefer an und zeigt mir seine eiserne Miene zusammen mit einer beeindruckenden Körperspannung, die mir jeden seiner Muskeln unter seiner schwarzen Uniform zeigt.

Zane ist anders als Isaac sonstiges Wachen. Er ist Soldat. Ich weiß nicht was für eine Art oder wo er ausgebildet wurde, aber dabei bin ich mir sicher. Er steht und verhält sich wie ein Soldat, sieht Isaac als seinen vollständigen Vorgesetzten und ist eigentlich so schweigsam und zurückhaltend, als hätte er seine Zunge verloren. Selbst sein Outfit hebt ihn von den anderen ab, Nur er und ich tragen diese schwarzen Anzüge aus robusten Stoff. Anzüge, die nah am Körper liegen und an denen man perfekt Waffen anbringen kann. Nicht zum ersten Mal betrachte ich diesen geheimnisvollen Mann und mit einem mal kommt mir ein interessanter Gedanke in den Kopf.

Der Teufel ist eine Frau |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt