Zane

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Nachdem Zane vorgeschlagen hat, zu gehen, tun wir auch genau das. Ich lass den Korridor hinter mir und wünschte ich könnte auch die verfluchten Gedanken und Gefühle hinter mir lassen, die diese Begegnung grade in mir ausgelöst hat.
Der Hunger ist trotzdem nicht weg. Ganz im Gegenteil, als der Duft von frischem Gebäck meine Nase umspielt, knurrt mein Magen richtig. Ich lasse mich seufzend auf einen der Stühle fallen und überschlag die Beine über eine Lehne. Dass greife ich erst einmal richtig zu. Grade als ich einen Schluck heiße Schokolade schlürfe, fällt mir wieder Zane ins Auge, der still neben der Tür steht und starr auf den gedeckten Tisch schaut.

Ich setze die Tasse ab und lege den Kopf schief. „Setz dich doch auch.", schlag ich vor und fange seinen Blick auf. Er hat wirklich ein schönes Gesicht und grade lässt die Morgensonne, die durch die Fenster hinter mir strahlt seine dunkle Haut beinahe golden-braun leuchten. „Ich habe schon gegessen."
„Ich habe auch nicht gefragt, ob du Hunger hast, sondern gesagt, dass du dich zu mir gesellen sollst.", erinnere ich ihn. „Du hast einen Schokomilchbart.", informiert er mich, ohne mit der Miene zu zucken. Ich lecke mir augenverdrehend über die Oberlippe. „Ist der Herr so zufrieden?" Ich lächle ich mit gespieltem großen Lächeln an, um ihm meine saubere Lippe zu präsentieren.

Zane nickt tatsächlich. Ich greife zu einem Brötchen und will es ihm eigentlich ins Gesicht werfen, aber er weicht natürlich aus und das Brötchen prallt nur leise an der Tapete ab und landet schließlich auf dem Boden. „Dann eben nicht.", murmle ich und widme mich meinem Essen. Meine Zeit werde ich sicher nicht damit verschwenden, einen sturen Zane davon zu überzeugen, mir beim Frühstück richtig Gesellschaft zu leisten. Brauch ich natürlich auch nicht. Ich schiele noch ein paar Mal vielleicht zu ihm rüber, während ich mein Frühstück, das zum Großteil aus irgendwas mit Schokolade besteht, verzehre. Aber er schaut nur ins leere, einmal zwar erwische ich ihn dabei, wie er mich anschaut, aber ich senke nur lächelnd den Kopf.
Ob ich jemals aus diesem Mann schlau werde?

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Zu Beginn des Trainings über ich etwas an meiner Ausdauer, renne ein paar Kilometer auf einem Laufband, während Zane irgendwas am Waffenschrank macht.
Als ich verschwitzt vom Gerät absteige, wische ich mir erst den Schweiß mit einem Handtuch aus dem Gesicht, dann schleiche ich mich an Zane ran und lehne mich mit der Hand in der Hüfte gegen den Schrank, in dem er grade noch gekramt hat. „Wie lang kennst du Isaac eigentlich schon?" An seinem Blick kann ich erkennen, dass er mit dieser Frage nicht gerechnet hat. „In Zwei Monaten, genau Fünf Jahre." Aus meiner Recherche weiß ich mit Sicherheit, dass Isaac 27 Jahre alt ist, mit 17 taucht sein Name das erste Mal richtig auf, mit 20 hat er sich bereits einen Namen gemacht und in den nächsten Sieben Jahren baute er sich einen gefährlichen Ruf auf, den jede Mensch mit gesundem Verstand zu fürchten weiß.

Gut, dass ich einen solchen Verstand nicht besitze.

Isaac war also 22, als die beiden sich begegnet sind. Ich inspiziere Zane einen Moment, ihn würde ich ebenfalls Mitte Zwanzig schätzen. „Ist Zane dein richtiger Name?" Er knallt die Tür vom Schrank etwas doller zu, als nötig. „Warum stellst du so viele Fragen?", fragt er selbst und dreht sich dabei schon zum Gehen um. Ich folge ihm, bis auf die Matten, des Kampfbereiches. „Na, weil ich eben neugierig bin." Er hebt einen der Stöcke auf, die wir schon bei unserem ersten Training genutzt haben und schwingt ihn locker hin und her. „Außerdem hab ich über Isaac schon alles in Erfahrung gebracht. Dich kenn ich nicht."
„Du weißt nicht annähernd alles über ihn." Da ist so viel Ernst in seiner Stimme, dass es mich erschlägt.

„Dann klär mich doch auf." Ich ziehe ein Braue hoch, aber Zane lässt sich nicht beeindrucken. „Nimm den Stab, los." Ich höre, aber rede dabei weiter. „Komm schon, du weißt schließlich auch mein größtes Geheimnis."
„Und das wäre?" Wir beginnen uns beide langsam, aber noch locker zu umkreisen. „Meinen Namen, oder meinen Titel, je nach dem wie man es sehen will."
„Weder dein Name, noch dein Titel machen dich aus, Althea. Keines vom beiden ist dein größtes Geheimnis." Ich schlucke, warum gehen mir seine Antworten nur so unter die Haut?

Der Teufel ist eine Frau |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt