Mein und Dein

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Der Samstag kommt schneller, als ich gedacht hatte und schneller als ich gucken kann, stehe ich in einem dunkelblauen Seidenkleid vor dem Spiegel. Unter dem schönen und bestimmt teuren Stoff des Kleides verbergen sich hunderte Waffen und die sind nicht die einzigen, die später zum Einsatz kommen werden, aber das werdet ihr noch später erfahren. Jetzt geht es erst einmal darum mit Matteo die Hochzeit zu besuchen. Meine Haare sind hochgesteckt, um meinem Handgelenk schimmert Isaacs Armband und meine Füße tun jetzt schon in den High Heels weh, die ich allen Göttern sei Dank nicht lange tragen muss. Ich greife noch nach meiner kleinen Handtasche, die natürlich in einem passenden Blau schimmert. Darin befinden sich weitere Materialien, die ich für heute brauche und die mir den Abend meines Lebens ermöglichen werden.

Hinter mir geht plötzlich die Tür auf und kein geringerer als Isaac tritt herein, ohne nur zu klopfen. Ich gucke ihn durch den Spiegel hinweg scharf an. „Hat man dir nicht beigebracht zu klopfen?", frag ich nach hinten und beobachte, wie er erst einmal stehen bleibt, die Tür aber schließt. „Hier drin gibt es nichts, was ich nicht schon einmal gesehen hätte." Isaac trägt einen schwarzen Anzug, aber das Jackett fehlt. Ich gehe davon aus, dass das auch das Outfit ist, welches er später bei der Hochzeit tragen wird, in die ich ihn und seine Männer schmuggeln werde. Ein schöner Anzug, denke ich. Schade drum.

„Was nicht heißt, dass du es wieder sehen kannst." Er lächelt, legt die Hände auf den Rücken und lässt seine Augen genau über meinen Körper gleiten. Einmal von hinten, dann im Spiegel, um auch die Vorderseite betrachten zu können. „Du siehst wunderschön aus." Ich könnte über diese Art von Lob tatsächlich lachen, nicht ein du siehst sexy aus, oder du siehst gefährlich aus, sondern ein simples wunderschön. Vielleicht würde ich gerne darüber lächeln oder sogar rotwerden, aber stattdessen senke ich nur den Blick und versteck mein Gesicht für einen Moment vor ihm. „Danke", meine ich dann leiser, aber laut genug, damit er es hören kann. Als er spricht, weiß ich, dass er sich mir genähert hat und jetzt nicht mehr weit von mir entfernt ist. „Es ist die Wahrheit, Althea." Mein Name löst bei mir eine leichte Gänsehaut aus und als seine Finger eine Haarsträhne aus meinen Nacken streichen verstärkt sich die Gänsehaut nur noch.

Seine Finger streichen fliegend über meine Haut, in meinen Nacken, meine Schulter entlang und meinen Arm herunter, bis seine Hand an meiner ist und er meine ohne Wiederstand meinerseits in seine nimmt. „Ich sollte dich nicht weiter aufhalten.", meint er wie zu sich selbst, als sein anderer Arm sich um meine Taille legt und seine Nase mein Ohr streift. Ich sehe im Spiegel, wie er seine Augen für einen Moment schließt und tief einatmet, als würde er mich noch einmal riechen wollen, bevor ich für ihn sterben soll. „Aber ich kann nicht anders.", haucht er weiter und drückt sich mit seinem Körper an meinen. Ich unternehme noch immer nichts dagegen, erwische mich sogar dabei, wie ich den Anblick von ihm, wie er mich hält genieße. „Ich dachte ich hätte dich.", murmelt er und hält kurz inne. Ich versuche zu ihm zu gucken, lasse mich dann aber doch einfach weiter gegen ihn fallen. „Du hattest mich doch.", entgegne ich ruhig.

Er schüttelt den Kopf, streicht dabei mit der Nasenspitze über mein Ohr. Dann richtet er sein Gesicht wieder dem Spiegel zu, schaut uns beide an, wie wir so da stehen, als wären wir wirklich ein Paar. „Du hattest mich, Althea. Schon die ganze Zeit." Mir fehlen Worte und Atem zugleich. Mein Herz beginnt ganz fest gegen meine Rippen zu schlagen. „Ich war eine Gefangene.", sage ich, als würde das irgendwas erklären. „Und trotzdem hab ich dir gehört." Ich ziehe scharf die Luft ein, versuche irgendwie meinen Herzschlag unter Kontrolle zu kriegen. Wie gern würde ich ihm jetzt alles an den Kopf werfen?! Ihn nach der Wahrheit fragen?! Fragen, warum er das alles tun musste?! Aber ich sage nicht, genieße nur diesen Augenblick.

„Vielleicht braucht es ein Monster, um ein anderes zu heilen.", murmle ich leise, muss dabei an eine unserer ersten Abende denken, an dem er mir gesagt hat, ich wäre ein Monster, das es nicht geben sollte und er eines mit Macht. „Vielleicht", stimmt er mir zu und guckt wieder unser Spiegelbild an. Seine Finger streichen über das Armband, das mir um das Handgelenk hängt. „Egal, was heute passiert, du bleibst für immer мой прекрасный дьявол." Meine schöne Teufelin.

Der Teufel ist eine Frau |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt