Kapitel 1

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Es war ein Abend wie jeder andere. Anna arbeitete an der Bar von dem Late-Night-Club, um sich so ihren Unterhalt für die heruntergekommene Wohnung zu leisten in der sie lebte.

Nachdem ihr Freund sie vor fünf Monaten für eine andere verlassen hatte, tat sie alles, um über die Runden zu kommen. Bea, Annas beste Freundin, arbeitete schon länger in dem Club und hatte Anna den Job verschafft. Auch wenn sie diese Art von Arbeit hasste, war Anna ihr dafür sehr dankbar.

Sie war erst 24 und hatte sogar einen Schulabschluss, doch mit ihrer nach außen hin schroffen und eher unhöflichen Art, hatte Anna es schwer einen anderen Job zu finden.

Sie kam gerade mit einem Tablett voll mit leeren Gläsern zurück zum Tresen gelaufen: „Wie gerne ich diesen Arschlöchern in die Eier treten würde!" Bea wusch gerade ein paar Gläser ab: „Hat dich wieder jemand an gegrabscht?" Anna nickte und stellte wütend das Tablett ab. Bea nahm die Gläser herunter und stellte sie in die Spüle:

„Ich hasse es auch, aber wenn du ihnen in die Eier tritts, bist du deinen Job hier ganz schnell wieder los." „Ja das weiß ich... Ich tue es ja auch nicht. Ich sage nur, dass es mich wahnsinnig stört!" „Ja ich weiß, meine Hübsche."

Bea legte Anna, die sich neben sie an die Spüle gelehnt hatte, eine Hand auf den Arm, um ihr Mitgefühl zu zeigen. Anna bemerkte die Geste, doch sie war viel zu genervt, als dass sie ihr eine Bedeutung schenken könnte. Mit dem Blick auf die tanzende Menge gerichtet sagte sie: „Wenn ich genug Geld habe, dann verschwinde ich aus diesem Drecksloch!"

Bea seufzte und schwang sich mit einer gekonnten Bewegung das Handtuch über die Schulter, nachdem sie das letzte Glas abgetrocknet hatte: „Und wohin willst du gehen?" „Also zunächst mal raus aus diesem Getto hier. Meine Wohnung ist total im Arsch und ich ertrage es nicht, dass man nach 20 Uhr schon nicht mehr alleine auf die Straße kann, ohne Angst vor einem Überfall oder einer Vergewaltigung zu haben.", antwortete Anna.

Bea nickte: „Du weißt ich würde dich bei mir einziehen lassen, aber es ist nicht meine Wohnung. Ich bin mir sicher Oscar hätte nichts dagegen, dass du für ein zwei Nächte bleibst, aber für einen längeren Zeitraum ist die Wohnung einfach zu klein." „Das weiß ich, Süße. Ich erwarte nicht von dir, dass du mir damit hilfst. Genieß du ruhig die Zeit mit deinem Freund. Ich muss einfach nur genug Geld aufbringen, um mir eine Wohnung in einem angenehmeren Teil der Stadt zu suchen. Ich würde auch gerne mal verreisen, du weißt schon, mal wieder nach London oder so." „Ja ich weiß. Das waren damals tatsächlich noch schöne Tage."

Bea geriet in Träumereien: „Was könnte man nicht alles tun, wenn man Geld hätte.", doch sogleich wurde sie auch wieder ernst: „Aber das haben wir nicht, Anna. Lass uns das Beste daraus machen. Immerhin arbeiten wir zumindest im selben Laden."

Anna stimmte zu: „Ja, du hast recht. Ich sollte echt aufhören zu jammern." Dann musste Bea auch schon wieder die nächste Bestellung zum Tisch bringen. Anna nahm sich, immer noch genervt, einen Lappen und begann den Tresen abzuwischen.

Auf einmal hörte sie neben sich eine männliche Stimme rufen: „Wird man hier auch mal bedient?!" Anna schreckte hoch. Es hatten sich drei Männer auf die Barhöcker vor dem Tresen gesetzt und warteten augenscheinlich darauf, dass sie ihre Bestellung sagen können. Sie sahen alle noch jung aus, so ungefähr in Annas Alter.

Der, der gerade so rumgemeckert hatte, hatte blonde, zerzauste Haare. Er trug eine zerrissene Jeans und ein weißes T-Shirt unter dem man seine vielen Tattoos sehen konnte. Anna rollte genervt mit den Augen und legte den Lappen bei Seite.

Sie stellte sich vor den Jungen und fragte ihn mit übertriebener Höflichkeit: „Aber klar. Was darf es sein?" Es antwortete jedoch nicht der Blonde Junge, sondern der Typ, der neben ihm saß. Er hatte braune, etwas strubbelige Haare, von denen zwei verirrte Strähnen in sein Gesicht hingen. Er trug ein helles Hemd, welches er bis zu seiner Brust aufgeknöpft hatte. Außer einem Tattoo, konnte man unter dem Shirt auch seine Muskeln erkennen, von denen er augenscheinlich nicht zu wenig hatte.

Anna wäre vielleicht etwas eingeschüchtert gewesen, wenn sie solche Macho-Typen nicht schon ihr Leben lang gewohnt gewesen wäre. Nichts desto trotz musste sie sich eingestehen, dass der Brünette wirklich heiß war.

„Wir hätten gerne drei Bier." „Ist das alles?", fragte Anna und wartete genervt auf eine Antwort. Ihr Gegenüber lächelte sie schelmisch an: „Wenn du schon so fragst, dann gib uns doch auch deine Nummer, Süße." Während er das sagte, wanderten seine Augen Annas Körper hinunter und blieben an ihrem üppigen Busen hängen. Sie zog sich gerne etwas freizügig und sexy an, doch diese Kellner Uniformen hätten genauso gut einer Nutte gehören können.

Anna sparte sich jeglichen Kommentar und holte einfach die drei Bier. Mit einem klirrenden Geräusch stellte sie sie auf den Tresen. Als Anna sich gerade wieder umdrehen wollte fragte der Brünette Junge: „Und wo ist deine Nummer?" Anna grummelte. Gerne hätte sie ihm ihre Meinung gesagt, aber sie war nicht gewillt, ihren Job zu verlieren.

Daher antwortete sie etwas gedämpfter als sie es normalerweise getan hätte: „Das hier ist ein Club und kein Dating-Portal. Wenn du eine Freundin suchst, versuch's lieber wo anders!" Doch der Junge verlor sein Grinsen nicht: „Wer sagt, dass ich auf der Suche nach einer Freundin bin? Sehe ich für dich wie jemand aus, der ein kleines Braves Mädchen an seiner Seite hat?"

Anna verdrehte die Augen: „Wie auch immer. Ich muss wieder an die Arbeit, wenn du nichts dagegen hast." Den letzten Satz betonte sie extra sarkastisch. Der Mann gab jedoch nicht so schnell auf: „Du bist ganz schön frech, Süße. Aber ich bekomme immer was ich will."

Er sagte dies in einem lockeren Ton, doch man erkannte auch etwas leicht Bedrohliches in seiner Stimme. „Diesmal nicht." Anna machte auf dem Absatz kehrt und widmete sich wieder der Spüle, um die restlichen Gläser abzuspülen.

Sie hörte, wie sich die drei Männer unterhielten, aber sie konnte nicht verstehen von was sie sprachen.

Als Anna 10 Minuten später wieder an den Tresen kam, nachdem sie eine Bestellung zum Tisch gebracht hatte, sah sie, dass die Männer weg waren. Sie hatten einen Fünfziger neben die leeren Bierflaschen gelegt.

Das war mindestens dreimal so viel, wie sie hätten bezahlen müssen. Anna schüttelte den Kopf und tat das Geld in ihre Tasche. Sie dachte an den brünetten Jungen und daran, dass sie ihn hier noch nie vorher gesehen hatte.

Vielleicht waren er und seine Kumpel erst vor kurzem hergezogen und sie würde sie jetzt öfter sehen, als ihr lieb ist. Bea, die gerade wieder mit einem Tablett in der Hand angelaufen kam, unterbrach Annas Gedankengänge:

„Heute ist zum Glück nicht sehr viel los. Vielleicht können wir etwas früher gehen." „Das wäre toll. Die letzten Tage mussten wir ja immer länger bleiben.", bemerkte Anna. Bea nickte: „Hey, Anna. Ich muss zum nächsten Tisch, aber kannst du vielleicht den Müll rausbringen?"

Anna schaute angewidert drein: „Muss ich wirklich?" „Er ist schon seit Stunden voll und hier bei dir ist doch gerade eh nichts los.", Bea klimperte mit den Wimpern, so wie sie es immer tat, wenn sie Anna von etwas überzeugen wollte.

„Ja ist ja gut. Ich mache es. Wo sind die Mülltonnen noch mal?" Bea umarmte ihre Freundin als Dankeschön: „Danke, meine Hübsche! Die sind hinter dem Club. Geh einfach durch die Hintertür und dann stehen sie direkt rechts."

Gefährliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt