Anna verscheuchte die ganze Angst, die sie in ihrem Körper spürte und fand zu ihrer gewohnten Sicherheit. Sie holte mit dem Knie aus und trat dem Typen, der sie festhielt, mit voller Kraft in die Eier.
Dieser sackte daraufhin zusammen und fluchte vor Schmerz. Nun kam der Junge mit dem Totenkopfpulli auf sie zu und packte sie am Arm. Doch auch ihn konnte Anna mit nur wenigen Bewegungen zu Boden zwingen.
Der Blonde hatte sich derweil wieder etwas gefangen und holte zu einem kräftigen Faustschlag aus, dem Anna aber problemlos ausweichen konnte. Im Gegenzug verpasste sie ihm einen weiteren Tritt in den Bauch.
Sie machte sich gerade bereit, ihre Angreifer ein weiteres Mal zu schlagen, als sie einen Schuss hörte. Erschrocken schaute sie auf und stellte fest, dass der Boss der Truppe seine Waffe auf sie richtete.
Der Schuss, den er gerade abgefeuert hatte, hatte sie nur knapp verfehlt. „Das nächste Mal wird die Kugel dich treffen, also hör lieber auf dich zu wären, du Göre!" Anna war zur Hälfte geschockt und zur Hälfte genervt. Sie hätte den Kampf gewonnen!
Mit einer Pistole sollte man sich jedoch nicht anlegen, dass wusste sie sicher. Sie nickte kaum sichtbar und wehrte sich nicht, als die beiden Männer wieder vom Boden aufstanden und sie noch gröber als vorher an den Armen packten und sie festhielten.
„Was machen wir jetzt mit ihr, Boss?", fragte der mit dem Totenkopf. „Bringen wir sie um?", entgegnete der andere. Anna schaute sie entsetzt an: „Was?! Nein!!!" Sicherlich war sie mit ihrem Leben nicht ganz zufrieden, aber sie wollte auch nicht sterben! Schon gar nicht auf diese Art und Weise.
Zu ihrer großen Erleichterung, steckte der Brünette die Waffe wieder weg und antwortete seinen Kumpels: „Nein. Wir nehmen sie mit. Paul, du fesselst sie und setzt sie in den Wagen. Jason, du rufst jemanden an, der diese Schweinerei entsorgt."
Er deutete mit dem Kinn auf den Toten, der mittlerweile in einer riesigen Blutlache lag. Die bestimmende und ruhige Stimme, die er an den Tag legte, ließ darauf schließen, dass sie sowas nicht zum ersten Mal gemacht haben. Anna versuchte nicht sich zu wehren. Was hätte es auch gebracht?
Der Typ hätte ihr nur wieder mit der Knarre gedroht. Nachdem er sie gefesselt hatte, setzte sich der Blonde Junge, dessen Name offensichtlich Paul war, neben sie. Der Boss und Jason setzten sich vorne hin. Jason startete den Motor und fuhr los.
Umso länger Anna Zeit hatte, die Ereignisse der letzten halben Stunde zu verarbeiten, desto mulmiger wurde ihr. Ihr Bruder hatte sie auf solche Situationen vorbereitet, kurz bevor er gestorben war.
Sie wusste nie wieso und auch nicht wofür sie es brauchte, aber heute war sie einfach froh, dass sie nicht ganz ahnungslos war. Hätten die Typen sie umbringen wollen, hätten sie es direkt vor Ort tun können. Was genau wollten sie aber von ihr? Sie war eine einfache Angestellte in einem Club. Was machte sie also so interessant, dass sie es geschafft hatte zu überleben?
Anna hatte völlig ihr Zeitgefühl verloren, daher konnte sie nicht genau sagen, wie lange sie gefahren waren, aber das Auto kam nun zum Stehen.
Paul zerrte sie unsanft aus dem Auto, wobei Anna beinahe auf den Boden fiel. „Pass doch auf, du blöder Idiot!", schimpfte sie, doch Paul schien wenig beeindruckt. Als Anna ihren Blick hob, sah sie vor sich ein wunderschönes großes Haus. Es war zweifelsohne eine Villa, die bestimmt abartig teuer gewesen war.
Die Männer gingen hinein und auch Anna wurde in die Villa gebracht. Drinnen angekommen musste sich Anna ein bewunderndes „Wow" verkneifen.
Der Eingangsbereich war modern und hübsch gestaltet. Wenig Deko und insgesamt eher schlicht gehalten. Nichts desto trotz, war er fast so groß, wie Annas gesamte Wohnung.
„Wo soll ich sie hinbringen, Boss?", fragte Paul, der Anna nach wie vor fest am Arm hielt. „Wie wäre es mit zu mir nach Hause?!", fragte sie genervt. Der Brünette kam ein paar Schritte auf sie zu: „Na sieh mal einer an, die Göre hat Humor. Bring sie in den Keller. Ich werde mich nachher um sie kümmern."
Bevor Anna noch etwas sagen konnte, zog sie der Blonde in Richtung einer Treppe. Er stieß sie so abrupt hinunter, dass sie beinahe hinunterfiel: „Hey!" „Sei leise!", Paul war ohne Zweifel noch immer sauer auf sie, weil sie ihn geschlagen hatte oder aber er war eingeschnappt, weil er von einem Mädchen besiegt worden war.
Unten erwartete sie eine Tür, hinter der ein dunkler Raum war. Das Einzige, was sich darin befand, war ein Stuhl, der in der Mitte des Raumes stand und ein Schrank, der in der einer Ecke war. „Setz dich hin!", befahl Paul.
Anna setzte sich, wenn auch eher widerwillig. Paul holte ein Seil aus dem Schrank und fesselte Anna an den Stuhl. Er zog die Fesseln so fest, dass Annas Handgelenke schmerzten. Sie schluckte ihren Schmerz aber runter.
Eine weitere Sache, die sie von ihrem Bruder gelernt hatte war, dass man vor seinen Gegnern keinen Schmerz zeigen sollte. Das zeugt von Schwäche.
Paul war gerade dabei den Raum wieder zu verlassen, als Anna ihn zurückrief: „Hey! Wo gehst du hin?!" Paul drehte sich zu ihr um: „Ich wüsste nicht, was dich das angeht." Das waren seine letzten Worte, bevor er den Raum verließ.
„Na toll...", murmelte Anna. „Ahhhhhhh!", sie schrie vor lauter Frustration. Sie wackelte auf dem Stuhl hin und her, doch es nützte nichts. Auch wenn Paul kein guter Kämpfer war, fesseln konnte er augenscheinlich sehr gut. Bereits nach wenigen Minuten gab sie es auf, die Fesseln lösen zu wollen.
Je länger sie über ihre Situation nachdenken konnte, desto mehr überkam sie das Gefühl der Angst. Anna hatte nie verstanden, wieso ihr Bruder ihr diese Dinge beigebracht hatte und sie verstand es bis heute nicht.
Sie war in diesem Moment lediglich dankbar, dass er es getan hatte. Doch nun, wo sie gefesselt in einem dunklen und kalten Raum, in einem Haus mit Gangstern, gefangen war, verzweifelte sie langsam aber sicher.
Ihre knappe Kellner Uniform bedeckte nur die nötigsten Teile ihres Körpers und der Keller war alles andere als gemütlich und warm. Ungewollt begann sie zu zittern und mit der Zeit wurde es immer stärker.
Sie war müde, hungrig, musste auf die Toilette und ihr war wahnsinnig kalt. Ihre Augenlieder wurden langsam schwer, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
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Gefährliche Liebe
RomanceSie hasst ihren Job, ihre Wohnung, ihr Leben. Lange schon glaubt sie nicht mehr daran, dass es sich jemals ändern könnte, aber genau das tut es als sie durch einen schrecklichen Zufall auf einen gleichermaßen gefährlichen wie auch heißen Gangster t...