Anna nahm sich die Mülltüten und ging in Richtung Hintertür. „Jetzt muss ich den Müll auch noch in so einer dunklen Seitenstraße wegbringen. So habe ich mir meinen Abend definitiv nicht vorgestellt!", murmelte sie vor sich hin.
Um die Tür zu öffnen, brauchte man eine Menge Kraft, da sie schon seit einiger Zeit klemmte. Anna musste sich mit all ihrem Gewicht dagegenstemmen.
Als sie sie ein kleines Stück geöffnet hatte, schlüpfte sie hindurch. Genervt trat sie mit dem Fuß gegen die Tür, die schonwieder zugefallen war und wollte gerade anfangen zu fluchen, als sie Geräusche hörte.
Sie stellte die Müllbeutel beiseite und versteckte sich hinter den Müllcontainern, von wo aus sie niemand sehen konnte. Vorsichtig schaute sie nach, woher die Stimmen kamen.
Anna traute ihren Augen nicht, als sie sah, woher die Geräusche kamen. Es waren die drei Männer die zuvor noch in der Bar gesessen hatten. Aber es stand noch einer bei ihnen. Dieser war etwas schmächtiger als die anderen und gehörte offensichtlich nicht zu ihnen, denn er stand an die Wand gedrängt, umzingelt von den anderen und zitterte am ganzen Körper.
Anna war sich unsicher was sie machen sollte. Würde sie die Polizei rufen, würde es nichts bringen, weil die Gauner schneller weg währen, als sie gekommen sind. Die Bullen hatten in diesem Stadtteil sowieso nicht viel zu melden.
Aber selbst dazwischen zu gehen, kam auch nicht in Frage. Also beschloss Anna einfach weiter das Geschehen zu beobachten und zu lauschen.
„Wo ist das Geld, Tom?", fragte der attraktive Brünette. Der dünne Mann fing nur noch mehr an zu zittern und stotterte: „I-ich- ich habe es nicht... Aber ich k-kann es dir besorgen! Ich brauche nur n-noch etwas Zeit."
Die drei Jungs mussten höhnisch lachen: „Weißt du, mein Freund, Zeit ist etwas, dass wir in unseren Kreisen nicht gerne geben." Während er redete griff er langsam an seinen Rücken und holte eine Pistole heraus.
Anna konnte nur schwer einen überraschten Hickser unterdrücken. Sie hatte vorhin gar nicht bemerkt, dass der hübsche Brünette eine Knarre dabeihatte, aber sie war so genervt von ihm gewesen, dass sie wahrscheinlich nicht genau hingesehen hatte.
Die beiden anderen Jungs, also einmal der Blonde, der Anna vorhin so blöd angequatscht hat und der andere Typ, der kurze hellbraune Haare und einen schwarzen Pulli mit einem Totenkopf darauf hatte, stellten sich jeweils an eine Seite des dünnen Mannes.
So konnte er unmöglich abhauen, als der attraktive Mann ihm die Pistole vors Gesicht hielt: „Du weißt doch was passiert, wenn ich mein Geld nicht bekomme, Tom. Warum hast du es mir nicht einfach rechtzeitig gegeben?"
„I-ich habe es nicht... Aber ich k-kann es besorgen. Ich b-brauche nur noch e-eine Woche Zeit. Bitte!" Der Mann zitterte so stark, dass er Schwierigkeiten hatte, sich auf den Beinen zu halten.
Anna musste sich sehr zusammen reißen, nicht dorthin zu gehen und ihm zu helfen, doch diese Aktion würde ihm genauso wenig helfen wie ihr, zumindest wenn sie noch eine Weile leben wollte. Für den Moment, den sie in Gedanken versunken war, achtete sie nicht mehr auf die Szenerie, die sich nur wenige Meter von ihr abspielte.
Das nächste, das sie sah, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Männer richtete, war, dass der dünne Mann, dessen Name offensichtlich Tom war, den Brünetten anbettelte und ihn anflehte, ihn nicht zu töten.
„Ich mochte dich immer gerne, Tom, aber ich habe dir schon einmal mehr Zeit gegeben. Diesen Fehler mache ich nicht noch ein zweites Mal!"
Mit diesen Worten richtete er die Waffe genau auf Toms Kopf. Letzterer flehte verzweifelt, doch er bekam keinen ganzen Satz heraus. Ein heftiger Knall ertönte und im nächsten Moment fiel Tom zu Boden.
Diesmal war es unmöglich für Anna, einen Schrei zu unterdrücken und alsbald er ihren Mund verlassen hatte, bereute sie es auch schon. Das tat sie auch zurecht, denn durch den Schrei sind die drei auf sie aufmerksam geworden.
Sie sah, wie der Blonde auf sie zu kam und versuchte blitzschnell durch die Hintertür wieder in den Club zu gelangen, doch die Tür ließ sich einfach nicht öffnen.
Anna stieß eine Reihe von Flüchen aus, doch das half alles nichts. Sie lehnte sich verzweifelt an die Tür und schloss die Augen.
Plötzlich packte eine Hand sie grob an ihren mittellangen, braunen Haaren und zog sie nach hinten. „Boss, wir hatten eine Zuschauerin!", rief der Mann und zog Anna mit in Richtung des Brünetten. Anna schimpfte vor sich hin: „Lass mich los, du mieses-"
Weiter kam sie nicht, weil der augenscheinliche „Boss" sie unterbrach: „Wen haben wir denn da...? Ist das nicht die Kleine Angestellte von gerade eben?" „Ich habe nichts gesehen. Lasst mich einfach wieder reingehen!", entgegnete Anna.
Die Männer mussten lachen. „Ach ja, du hast nichts gesehen? Man soll doch nicht lügen, Babe.", antwortete der Blonde höhnisch und verstärkte den Griff in Annas Haaren.
Nun hatten sie es geschafft, Anna wirklich wütend zu machen. Sie hatten sich eindeutig mit der Falschen angelegt.
![](https://img.wattpad.com/cover/303916214-288-k692415.jpg)
DU LIEST GERADE
Gefährliche Liebe
RomanceSie hasst ihren Job, ihre Wohnung, ihr Leben. Lange schon glaubt sie nicht mehr daran, dass es sich jemals ändern könnte, aber genau das tut es als sie durch einen schrecklichen Zufall auf einen gleichermaßen gefährlichen wie auch heißen Gangster t...