Kapitel 10

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Anna kauerte sich auf der Fensterbank zusammen und wickelte sich eine Decke um. Sie spürte, wie Tränen ihre Wangen hinunterliefen, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Sie schaute aus dem Fenster und versuchte ihre Gedanken frei zu bekommen.

So gerne würde sie sich jetzt Rat von Bea holen. Ihre Freundin half ihr immer, wenn es ihr schlecht ging, aber im Moment hatte sie nicht mal ein Handy, um sie anzuschreiben. Seufzend zog sie ihre Beine an und legte ihr Kinn auf ihre Knie.

Gedankenverloren starrte sie eine ganze Weile aus dem Fenster, ohne eine Ahnung zu haben, wie lange.

Klopf Klopf Anna schreckte hoch. Hatte es an der Tür geklopft oder war das nur Einbildung gewesen? Finn betrat den Raum und sie hatte ihre Antwort. Er sah sie an: „Ehrlich, wieso habe ich dir überhaupt ein Zimmer mit Bett gegeben? Du sitzt immer nur auf der Fensterbank!" Er hatte einen wesentlichen weicheren Ton an den Tag gelegt, als heute Morgen noch.

Anna kicherte: „Der Ausblick ist einfach schön." Der Brünette lächelte sie an und setzte sich neben sie auf die Fensterbank. „Ich hab ne Idee, wofür wir dich gebrauchen könnten.", sagte er, ohne Anna anzusehen.

Anna hasste es, dass er von ihr sprach, als wäre sie ein Objekt, aber sie war auch neugierig: „Und die wäre?" „Du könntest meine Fake-Freundin sein." Anna riss die Augen auf und sah ihren Gegenüber perplex an: „Bitte was?!" Finn verdrehte die Augen: „Tu nicht so abwegig. Du hast es doch vorhin sogar freiwillig getan."

Anna setzte sich etwas aufrechter hin und schob die Decke weg: „Warum braucht jemand wie du eine fake-Freundin? Du könntest jede haben, die du willst." Finn grinste sie an: „Ja, das könnte ich, aber ich will keine Beziehung haben. Sie ist nur gut für mein Image."

Anna sah ihn fragend an. „Wenn man in einer Beziehung ist, wird man gefühlsduselig und weniger hart. Wenn meine Feinde das mittbekommen, unterschätzen sie mich und das wäre mein Vorteil. Außerdem würde es mir die lästigen Weiber vom Hals halten, die denken, sie würden mir was bedeuten."

Anna biss sich auf die Wange, um ihm nicht irgendetwas gemeines zu entgegnen. Das wäre vermutlich nicht gut für sie ausgegangen. „Okay und was genau muss ich machen?", fragte Anna, nachdem sie kurz überlegt hatte.

„Du machst einfach genau das gleiche, wie gerade eben und du kannst auf die eine oder andere Mission mitkommen." Anna sprang vor Freude auf: „Wirklich??!" Finn war etwas verwirrt, über Annas vor Freude strahlendes Lächeln und ehrlicher Weise war sie das ebenfalls. Wie verrückt musste man sein, um sich über sowas zu freuen?  „Ähm ja." Antwortete Finn zögerlich.

Anna stieß einen kurzen Freudenschrei aus und hüpfte aufgedreht auf der Stelle. Es war als würde sie endlich das bekommen, was ihr Bruder ihr so lange verwehrt hatte. Schon lange wollte sie in seine Geschäfte mit einsteigen und endlich ihr Leben selbst in den Griff bekommen. Besonders nachdem ihr Ex sie verlassen hatte. Finn stand ebenfalls auf und musste herzhaft lachen: „Wirklich, Süße, du bist das erste Mädchen, dass ich kenne, das sich auf einen Auftrag freut."

Schnell beruhigte sich Anna wieder, aber aufhören zu strahlen konnte sie immer noch nicht: „Naja ich wollte das schon lange Mal machen! Mein Bruder hat mir viel von sowas erzählt..." „Ob es so toll ist wie du es dir vorstellst weiß ich nicht, aber wir werden sehen wie du dich machst...", erwiderte Finn und sah sie mit einem ungewöhnlichen Schimmern in den Augen an.

„Kommst du mit runter?" Anna schaute ihn verwirrt an. „Du gehörst jetzt irgendwie zum Team und heute Abend kommen ein paar Leute von mir. Wenn du willst kannst du bei der Party dabei sein." Anna grinste: „Du hast mich gerade zu einer Party eingeladen? Ist das ein Date?" Natürlich hatte Anna das ironisch gemeint. Sie machte sich einen Spaß daraus, mit Finn zu spielen. Auch wenn es verrückt war, hatte sie das Gefühl, dass aus ihrem Dasein als Entführte auf einmal ein besseres Leben geworden ist, als sie es vorher hatte.

Gefährliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt