„Boss? Ich muss kurz mit dir reden.", bat Jason, der gerade zur Tür hereinkam. „Sicher.", Finn deutete auf den Garten, in dem sie in Ruhe reden konnten, da die gesamte Party drinnen stattfand und Jason lief vor.
Anna jedoch blieb stehen. Sollte sie mitgehen? Bestimmt nicht, es war doch ein Gespräch zu zweit oder? Finn räumte ihre Zweifel schnell aus: „Kommst du jetzt mit oder was?" „I-ich soll mitkommen?"
Finn grinste: „Na klar, du bist meine Freundin." Anna verdrehte die Augen, aber ging dann auch in den Garten zu Jason. Als sie ankam, sah Letzterer Finn fragend an. „Sie kann bleiben. Was ist los?", fragte der Gangster in einem autoritären Tonfall.
„Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.", bemerkte Jason. „Fang an mit was du willst.", sagte Finn leicht ungeduldig und genervt. Jason fuhr fort: „Die schlechte Nachricht betrifft Anna." Anna riss erschrocken die Augen auf: „Wie bitte?"
„Irgendjemand hat dich bei den Bullen als vermisst gemeldet. Es wird nach dir gesucht und überall in der Stadt hängen diese Bilder." Jason drückte Anna ein Blatt in die Hand auf dem in großen Buchstaben Vermisst! stand, mit einem Bild von Anna darunter.
Finn rieb sich die Schläfen: „Das macht die Sache mit der Fake-Freundin etwas schwieriger." Anna drehte das Blatt in ihren Händen. „Wegen dem Fehler von letztens haben uns die Bullen sowieso schon auf dem Kicker.", klagte Jason.
Finn wischte seine Bemerkung jedoch mit einer Handbewegung weg: „Die haben keinerlei Beweise gegen uns und selbst wenn, dann kümmert sich Tyler darum.", er wendete sich nun Anna zu:
„Wer glaubst du hat diese Anzeige aufgegeben? Ich dachte du wohnst alleine." „Ja das tue ich auch... Es muss Bea gewesen sein. Meine beste Freundin. Sie arbeitet in dem gleichen Club wie ich." „So eine Anzeige könnte uns Probleme machen, Kleine.", erwiderte Jason. „Ja... ich muss mit ihr reden, dann zieht sie sie zurück." Wieso bat sie sowas überhaupt an?! Es könnte ihre Chance hier rauszukommen! Doch... wollte sie das?
„Nein.", sagte Finn schroff. „Wieso nicht?" „Süße, wir haben dich entführt. Glaubst du echt wir lassen dich einfach mit einer Freundin reden, auf die Gefahr hin, dass du uns verrätst?!", entgegnete Finn.
Anna wurde leicht wütend: „Würde ich euch verpetzen wollen, dann hätte ich schon längst einen Versuch gestartet hier abzuhauen und glaub mir ich würde mich anders verhalten!" Das stimmte. Wäre sie tatsächlich gewillt diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen, dann hätte sie längst etwas unternommen. Doch das hatte sie nicht getan. Wieso nur? Anna konnte sich selbst nicht ernst nehmen bei dem Gedanken daran, dass sie Gefallen an ihren Entführen und deren Geschäften gefunden hatte. Doch es zu leugnen wäre eine reine Lüge gewesen.
Finn seufzte: „Anna... ich kann das Risiko nicht eingehen. Wir werden deine Freundin anderweitig zwingen, die Anzeige zurückzuziehen." Die Wut stieg in Anna immer mehr an:
„Willst du mich verarschen?! Nein, das lasse ich nicht zu! Lass mich mit ihr reden, ich verspreche ich erzähle ihr nichts!" „Was sagt mir, dass du dein Wort hältst? Und komm mir jetzt nicht mit ich habe euch so liebgewonnen.", den letzten Satz betonte er in einer übertriebenen Mädchenstimme und sah Anna mit einem bösen funkelnden Blick an.
Anna war stink sauer: „Du willst wissen, was deine Absicherung ist?" „Ja!", schimpfte Finn. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und wartete auf eine Antwort. Anna dachte nicht lange nach was sie sagte. Eigentlich dachte sie überhaupt nicht nach. Die Wörter sprudelten einfach so aus ihr heraus. Als kämen sie gerade Wegs aus ihrem Herzen.
„Ich habe mein Leben gehasst!!! Ich hasse das Drecksloch in dem ich gelebt habe, ich hasse die Bar in der ich gearbeitet habe und ich hasse diese verdammten Arschlöcher, die glauben sie könnten mich begrabschen, nur weil sie betrunken sind!
Ich habe nichts, verstehst du? Bea ist das Einzige was mir geblieben ist und wofür es sich irgendwie lohnt, jeden verdammten Tag aufzustehen. So war es jedenfalls bevor ihr mich entführt habt. Es klingt verrückt, aber ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß wie mit euch. Ich kann euch bei eurem Geschäften behilflich sein! Ich hätte endlich das Gefühl etwas zu tun, dass sich für mich lohnt! Ich schwöre, dass ich das niemals aufs Spiel setzten würde!"
Außeratem machte Anna eine Pause und sah die beiden Jungs an. Sie hatte Tränen in den Augen von denen sie nicht sagen konnte ob es Wut oder Trauer war, die sie auslösten. In jedem Fall kämpfte sie dagegen an, sie loszulassen. Was sie gesagt hatte klang surreal und falsch auf vielen moralischen Ebenen, aber es war ihr für diesen Moment völlig egal.
Jason hat die Augen weit aufgerissen und Finn stand für einen Augenblick der Mund offen: „I-ich also ich weiß nicht was ich sagen soll...", stammelte Jason leicht unbeholfen. Anna seufzte: „Ist schon okay. Ich möchte kein Mitleid, ich möchte nur, dass ihr mir eine Chance gebt..."
Jason machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu: „Von mir auf bekommst du deine Chance, Kleine." Anna hatte nicht mit so einer Geste gerechnet, aber sie lächelte.
„In Ordnung." Anna richtete ihren Blick schnell auf Finn. Hatte er das wirklich gesagt? Es war nicht ganz klar was genau er damit meinte, aber er hat es nicht abgestritten! Ob ihre kleine Ansprache gerade peinlich oder sogar vollkommen bescheuert war, war Anna egal. Sie hatte ihre Chance bekommen!
Nun wendete er sich an Jason. „Was ist die gute Nachricht?" Jason wurde wieder ernster: „Wir haben Josh gefunden." „Okay. Klären wir morgen die Details. Sorg dafür, dass jemand diese Blätter aus der Stadt entfernt. Ich kümmere mich morgen um ein Treffen mit Annas Freundin. Bis dahin kannst du einfach die Party genießen."
Jason nickte und ging dann wieder ins Haus. „Du... Ich darf mich wirklich mit Bea treffen?", fragte Anna überrascht. „Ja, aber du hast nur fünf Minuten. Gib ihr keine Details. Du darfst sie nicht regelmäßig sehen. Sie darf niemandem davon erzählen. Wenn ihr es einhaltet, darfst du nach wie vor auf die Missionen mitkommen." Finn hatte seine kalte Verhandlungsstimme aufgelegt, doch Anna konnte sich nicht mehr beherrschen.
Sie sprang Finn um den Hals und dankte ihm. Finn war für einen Moment etwas überfordert, doch dann erwiderte er die Umarmung, wenn auch etwas unbeholfen.
Anna spürte, dass Finn sich unwohl fühlte und löste sich aus der Umarmung. Sie machte sich leicht über ihn lustig: „Was ist? Hast du noch nie jemanden umarmt?" „Haha, sehr witzig.", beleidigt machte sich Finn wieder auf den Weg nach drinnen, während Anna ihm lachend hinterher sah.
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Gefährliche Liebe
Roman d'amourSie hasst ihren Job, ihre Wohnung, ihr Leben. Lange schon glaubt sie nicht mehr daran, dass es sich jemals ändern könnte, aber genau das tut es als sie durch einen schrecklichen Zufall auf einen gleichermaßen gefährlichen wie auch heißen Gangster t...