Immer noch wütend, nahm sich Anna die Taschen, in denen ihre Sache unordentlich verpackt waren. Zugegeben waren sie ziemlich schwer, aber unter keinen Umständen wollte sie einen der Jungs fragen, ob sie ihr helfen.
Zur Not musste sie dann eben zweimal laufen!Tatsächlich musste Anna sogar dreimal hin und her laufen, um wirklich jede Tasche mit in ihr Zimmer zu bekommen.
Insgeheim hoffte sie, dass ihre Entführer nichts davon mitbekommen hatten, was jedoch eher unwahrscheinlich war. Sie schleppte die letzte Tasche in ihr Zimmer und knallte die Tür dahinter zu.
Erschöpft ließ sie sich mit dem Rücken an der Tür hinuntergleiten. Sie war nicht schwach, aber die Jungs hatten anscheinend wirklich alles, was nicht Nit- und Nagelfest war, aus ihrer Wohnung mitgenommen. Für einen Außenstehenden musste es ausgesehen haben, als ob sie eingebrochen sind. Nicht dass das jemanden in ihrer Gegend interessieren würde. Anna musste höhnisch lachen als sie daran dachte, dass sie niemand vermissen würde. Außer Bea vermutlich... bei diesem Gedanken wurde Anna schlecht.
Anna sah seufzend die Taschen an und beschloss sie auszuräumen, bevor sie wieder in die Küche ging und auch endlich etwas essen konnte.
Sie schüttete alle Sachen auf einen großen Haufen und begann sie dann zu ordnen. Als erstes räumte sie ihre Kleidung sorgfältig in den Schrank. Es kam ihr surreal vor sich hier häuslich einzurichten, wo sie doch eigentlich alles versuchen sollte um auszubrechen!
Als sie ihre BHs und Tangas einräumte, wurde sie leicht rot. Der Gedanke, dass einer der Jungs in ihrer Unterwäsche rumgewühlt hatte verstörte sie ein wenig.
Inständig hoffte Anna, dass es nicht Finn gewesen war. Sie konnte sein Grinsen praktisch vor sich sehen. Schnell verscheuchte sie den Gedanken wieder aus dem Kopf und räumte die Dinge, die ins Bad gehörten ebenfalls weg.
Nach einiger Zeit hatte sie dann auch alles andere weggeräumt, also Kosmetik, Bücher, ihren Wecker und sogar ein Plüschtier, dass sie immer auf ihrem Bett stehen hatte.
Es war ein kleiner, hellblauer Pinguin mit großen Glubschaugen. Ihr Bruder hatte ihn ihr zu ihrem fünften Geburtstag geschenkt. Sie hing sehr an ihm und fragte sich gleichzeitig, wieso die Männer ihn mitgenommen haben. Vielleicht wollten sie sich auch einfach nur darüber lustig machen. Abermals seufzte Anna und setzte den Pinguin auf ihr Bett.
Bevor sie runter in die Küche ging, wollte sie sich noch schnell umziehen. Das war ja auch der eigentliche Grund gewesen, warum sie überhaupt hochgekommen ist.
Schnell schlüpfte sie in ihre lieblings-Unterwäsche – den schwarzen Spitzen BH mit dem dazu passenden Höschen – und zog darüber eine enge Jeans. Zum Abrunden griff sie nach einem lockerfallenden, hellen Pulli, der ein wenig kürzer und Schulterfrei war.
Anna wollte gerade ihr Zimmer verlassen, als ihr auffiel, dass noch etwas auf dem Boden lag. Als sie sich bückte, um es aufzuheben und es genauer ansah, spürte sie ein Stechen in ihrem Herzen. Es war das Foto von ihrem Bruder.
Sie hatte nicht viele Fotos von ihm und daher war dieses Bild ihr unbeschreiblich wichtig. Ihre Wohnung hatte so gut wie keine Dekoration und auch Bilder hingen nicht an den Wänden, darauf legte Anna einfach nicht viel Wert, aber dieses Bild hatte sie in einen schönen Rahmen gelegt.
Sie stellte es auf den kleinen Nachttisch neben ihrem Bett. Sanft strich sie mit den Fingern über das Bild. Sie hatte es an dem Tag aufgenommen, als ihr Bruder sie mit in den Zoo genommen hatte.
Er sah so glücklich darauf aus... Annas Bruder hatte immer auf sie aufgepasst, aber in den letzten Wochen vor seinem Tod, war er immer öfter weg und hat Anna immer weniger erzählt.
Bei den Gedanken an ihn spürte Anna wie ihr eine Träne die Wange runterrollte. Schnell wischte sie sie weg. Sie durfte jetzt nicht Nostalgisch werden! Anna schaute ein letztes Mal das Bild an und verließ dann ihr Zimmer.
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Gefährliche Liebe
RomanceSie hasst ihren Job, ihre Wohnung, ihr Leben. Lange schon glaubt sie nicht mehr daran, dass es sich jemals ändern könnte, aber genau das tut es als sie durch einen schrecklichen Zufall auf einen gleichermaßen gefährlichen wie auch heißen Gangster t...