Kapitel 25

248 8 0
                                    

Als Bea Anna sah, rannte sie zu ihr und die beiden Mädchen fielen sich um den Hals. Bea schluchzte in Annas Armen und Anna musste sich zusammenreißen nicht auch los zu weinen. Wie sehr hatte sie ihre Freundin vermisst! Sie schien mit einem Mal aus einem Traum aufzuwachen, den sie die letzten Tage geträumt hatte.

„Anna, oh mein Gott, wie geht es dir?! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Warum hast du dich nicht gemeldet?!", platzte es aus Bea heraus. Sie schluchzte immer weiter und ihre Stimme steckte voller Sorge.

Anna löste sich aus der Umarmung und versuchte ihre Freundin zu beruhigen: „Mir geht es gut, Bea. Ich habe mein Handy im Club vergessen."

Sie durfte Bea nicht die Wahrheit erzählen, das wusste sie, aber dummerweise hatte sie sich auch keine Alternative ausgedacht. Na toll, dachte Anna! Nun musste sie improvisieren.

„Ich bin mit dem Typen aus der Bar mitgegangen. Er ist cool und er hat gesagt ich könnte bei ihm wohnen." „Willst du mich verarschen?! Ich war in deiner Wohnung, Anna!!! Weißt du wie es da aussieht?! Außerdem hättest du mir verdammt nochmal Bescheid sagen müssen!!!", Bea schimpfte mit tränenüberströmtem Gesicht.

Annas Augen wurden glasig. Sie hasste es ihre beste Freundin anzulügen, aber es ging nicht anders. Zu ihrem eigenen Schutz. „Ich weiß, es tut mir leid. Der Umzug war... hektisch. Aber mir geht es gut, wirklich!"

„Warum dann diese Gasse?! Warum kommst du nicht mehr zur Arbeit? Ach ja, du wurdest übrigens gefeuert." Das war mal wieder typisch für ihren Chef! Sie wurde entführt und er hat nichts Besseres zu tun als sie zu feuern.
Was für ein Arschloch! Aber irgendwie verstand sie es auch.

„Es ist ok. Er hat mir einen Job angeboten. Ich lebe gut bei ihm, aber es bringt einige Einschränkungen mit sich..." „Anna das ist doch Schwachsinn! Wir finden einen neuen Job für dich. Ich werde Oscar überreden, dass du bei uns wohnen kannst. Ich-"

Anna unterbrach sie. Es rührte sie zu hören wie sehr sich Bea um sie sorgte und es brach ihr gleichzeitig das Herz das nicht erwidern zu können. Sie wusste nicht mal ob sie Bea anlog, weil Finn damit drohte sie zu töten, wenn sie etwas erzählen würde oder weil sie tatsächlich einen Schlussstrich unter ihr altes Leben ziehen wollte. Eine bessere Gelegenheit würde sie dazu nie wieder bekommen...

„Bea! Es ist eine Veränderung, ich weiß und es ist furchtbar, dass ich dich nicht mehr sehen kann, aber im Moment geht es nicht anders. Sobald sich die Lage etwas... gebessert hat, werde ich Kontakt zu dir aufnehmen, ich verspreche es."

„Wir können uns nicht mehr sehen? Ist das dein Ernst?! Verdammt Anna! Weißt du was du da sagst?!" „Ich erwarte nicht, dass du es verstehst, aber bitte versuche zu akzeptieren, dass das meine Entscheidung ist."

Annas Freundin gestikulierte wild mit den Armen und war völlig außer sich. „Warum zum Teufel hast du mich denn herbestellt, wenn ich dir so egal bin?!", Sie war offensichtlich kurz davor zusammenzubrechen. Anna legte ihre Hände behutsam Beas Gesicht:

„Du bist mir nicht egal, Bea! Du bist meine beste Freundin. Ich wollte, dass du siehst, dass es mir gut geht. Ich habe keine Verletzungen." Bea beruhigte sich langsam unter der sanften Stimme von Anna: „Wieso sagst du mir nicht einfach die Wahrheit, Anna? ..." Ein schwerer Seufzer verließ Annas Lippen. Egal wie gut Anna lügen konnte, Bea hatte es schon immer gespürt, wenn sie nicht die Wahrheit gesagt hatte.

„Ich kann nicht... Bitte Bea, vertrau mir." „Woher soll ich wissen, dass du dich wieder meldest, wenn die Situation besser ist? Woher soll ich wissen, dass die Situation überhaupt irgendwann besser wird?!" Auf die letzte Frage hatte Anna keine Antwort. Sie wusste ja nicht mal, ob sie noch für Finn arbeitete - wenn man das überhaupt so nennen konnte. „Du bist meine beste Freundin. Ich liebe dich, Bea und ich schwöre dir, dass ich mich melden werden, egal wie." Erneut brach Bea in Tränen aus. „Ich liebe dich auch!"

Sie fiel Anna in die Arme und war völlig am Ende. Es forderte all ihre Willenskraft, um nicht auch vor ihrer Freundin zu weinen, aber das konnte sie Bea nicht antun.

Sie musste stark sein für sie. „Ich muss gehen..." „Nur noch zwei Minuten... bitte Anna geh nicht." Vorsichtig drückte Anna ihre Freundin weg: „Ich muss. Pass auf dich auf, okay? Versprich es mir!"

Vor lauter Tränen konnte Bea kaum sprechen. Sie nickte nur mit dem Kopf und zog Anna in eine letzte, sehnsüchtige Umarmung. Als Anna sich löste und zum Auto zurücklief fühlte es sich so an, als hätte jemand ihr ein Messer in den Bauch gerammt.

Seit dem Tod ihres Bruders, war Bea alles was sie hatte. Sie war nicht nur ihre beste Freundin. Sie war ihre Familie. Es tat unbeschreiblich weh sie leiden zu sehen, aber noch mehr, dass sie der Grund dafür war. Sie drehte sich nicht mehr um. Sie hatte Angst, dass sie einfach wieder in Beas Arme rennen würde, wenn sie sich jetzt noch einmal umdrehte und sie wusste nicht, ob sie sich ihrer Entscheidung dann noch so sicher gewesen wäre...

Den Weg zum Auto hatte Anna nicht wahrgenommen. Sie nahm nichts mehr wahr. Wie ein Roboter stieg sie ins Auto und schloss die Tür hinter sich. Finn sah sie an. Sie wusste nicht, ob er mit ihr gesprochen hatte. Sie fühlte sich wie gelähmt.

Das Einzige das Anna fühlte war, dass der Aston Martin sich in Schwung setzte und aus dieser furchtbaren Gegend hinausfuhr. Die Straßen zogen an ihr vorbei, während sie sich abwesend gegen die Fensterscheibe lehnte.

Das Gefühl einer tickenden Zeitbombe verließ sie nicht. Zu Annas großer Erleichterung redete Finn kein Wort. Ob es so war, weil er auf sie Rücksicht nahm oder weil er selbst keine Lust hatte war Anna in diesem Moment egal.

Als sie mit verschwommenen Augen vor sich die Villa sah, stieg sie in Windeseile aus. Sie rannte ins Haus, die Treppe hoch zu ihrem Zimmer und achtete nicht auf die Fragen, die ihr Paul und Jason gestellt hatten. Sie hatte keine Lust mit jemandem zu reden. Erst recht nicht mit denen, die sie überhaupt in diese Lage gebracht hatten!

Kaum hatte Anna ihr Zimmer betreten schmiss sie sich aufs Bett. Die Tränen strömten ihre Wangen hinunter, wie Wasserfälle. Mit dem Kissen vor dem Gesicht erstickte sie jeden Schluchzer.

Gefährliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt