Doch bin ich bei dir... | Leon Goretzka FF

Kapitel Fünfzig

Nervtötend klingelt mein Wecker, meine Lust auf den Tag hält sich in Grenzen. Heute ist der 6. September, eigentlich ein ganz normaler Dienstag, aber eben auch mein Geburtstag. Ich mag den Tag nicht. Ich mochte meinen Geburtstag noch nie, zumindest seitdem ich 14 bin oder so. Ich find Geburtstage so scheinheilig. Mit einmal melden sich Menschen, die sich das ganze Jahr nicht melden, nur um mir plötzlich viel Glück und Gesundheit zu wünschen. Also wenn Leon nicht irgendwie anders an die Information gekommen ist, weiß er nicht, dass ich heute 25 werde, dass ist aber auch ok.

Ich seufze und stehe auf. Im Bad mache ich mich etwas frisch, putze meine Zähne und schminke mich leicht. Der Herbst kommt langsam und es wird frisch draußen. Also entscheide ich mich für eine hellblaue Momjeans und einen schwarzen Pullover. Drüber kommt meine Lederjacke und dazu wie gewohnt meine Docs. Ich packe alles nötige in meinen Rucksack und mache mich dann auf dem Weg. Da ich nicht aufstehen wollte, hatte ich keine Zeit für meinen entspannten Kaffee zuhause, also gibts einen To Go. Ich schlendere zur Bahn Haltestelle und warte dort auf meine Tram.

Meine Gedanken schweifen ab während ich warte. Leon und ich sind nun schon gute drei Monate ein Paar. Durch sein Training, seine Spiele und meine Arbeit sehen wir uns relativ wenig. Ich find das aber ehrlich nicht super schlimm. So können wir uns nicht so schnell auf den Sack gehen. Umso mehr freue ich mich immer auf das nächste Treffen oder auf das abendliche telefonieren. Es gab auch schon Abende, da kam Leon einfach gegen elf nochmal vorbei und wir haben einfach die Nacht aneinander gekuschelt verbracht. Hat Leon Heimspiel und ich muss nicht arbeiten, da gehe ich auch ins Station und unterstütze ihn da. Mittlerweile interessiere ich mich doch etwas für den Fußball.

Der Kontakt zu meiner Familie ist auch regelmäßig. Meine Eltern und ich telefonieren jeden Donnerstag. Hat sich irgendwie so ergeben. Mit meinen Brüdern schreibe ich regelmäßig bei WhatsApp. Ich bin wirklich froh diesen Schritt gegangen zu sein. Aber bevor ich weiter nachdenken kann, holt mich die einfahrende Tram wieder zurück ins hier uns jetzt. Schnell stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und steige dann in die Bahn. Auf einem freien Sitzplatz lasse ich mich müde nieder und schaue dann aus dem Fenster. Meine Ohren lauschen der Musik und mein Kopf ist schon wieder wo ganz anders.

„Ich weiß du magst es nicht, aber trotzdem alles Gute zum Geburtstag!" Betritt meine Chefin mein Büro. In der Hand hält sie eine Flasche Astra Urtyp, an der ein Gutschein von meinem Lieblingsladen hängt. „Ach wie süß du bist, Dankeschön!" Sage ich lächelnd und stehe auf um sie zu umarmen. „Ich hoffe du hast einen ganz entspannten Tag." Lächelt sie mich an. Ich nicke. „Das sollte klappen. Ich mach es mir heute alleine zuhause gemütlich und trinke Bier." Grinse ich breit. „Du bist manchmal echt eigenartig Nika." Lacht sie und verlässt dann wieder kopfschüttelnd, aber dennoch lachend, mein Büro. Ich starte meinen PC und verlasse dann ebenso mein Büro um mir meinen zweiten Kaffee heute zu holen. Als ich dem schwarzen Gold beim in die Tasse fließen zuschaue merke ich wie mein Handy, welches neben der Kaffeemaschine auf der Arbeitsfläche liegt, vibriert. Liz steht auf dem Display. Ich rolle genervt mit den Augen, ehe ich mich entscheide nun doch ran zu gehen. „Aaaaaaaaah" Kreischt es sofort durch die Leitung. „Du hast heute Geburtstag! Daher wünsche ich meiner Lieblings-Nika alles liebe zu ihrem persönlichen Ehrentag! Auch wenn du es alles nicht hören willst, wünsche ich dir trotzdem ganz viel Glück mit Leon, zufriedene Stunden, Erfolg im Job und Spaß im neuen Lebensjahr. Lass es dir heute gut gehen!" Meint sie aufgeregt. Liz liebt Geburtstage, im Gegensatz zu mir. Ich muss dennoch lächeln über ihre Worte. „Dankeschön Lizi!" Sage ich liebevoll. „Wir sehen uns Sonntag beim Spiel?" Es ist eher eine Frage als eine Aussage. Ich greife nebenbei mit der anderen Hand zur Tasse und laufe vorsichtig mit ihr über den Gang. „Ja ich denke schon." „Super dann will ich dich nicht weiter auf halten. Hab einen tollen Tag. Ciao!" Meint sie freudig und bevor ich antworten konnte hatte sie bereits aufgelegt. Lachend schüttele ich den Kopf, bevor ich mich an die Arbeit mache.