𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑

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Nico

„Du hast was gemacht? Chert voz'mi! Bist du komplett durchgedreht?!"

Wie es aussieht gefällt meinem Cousin die Idee Adrian freigelassen zu haben, garnicht. Er sollte besser den Mund halten bevor ich ihm eine Kugel durch den Kopf jage. Ich lehnte mich zurück und schaute ihn gelangweilt an. Ich hatte ja schließlich Gründe.

„Bist du fertig, Marco?", auf meine Frage konnte er nur fassungslos den Kopf schütteln. „Du bist Captain, Nico." Seine Miene wurde ernster als er meinen Namen wie Gift ausspuckte. Langsam beugte er sich vor. „Das heißt ich vertraue dir. Du bist immerhin die einzige Familie die ich noch habe. Und bitte verdammt nochmal fang an mir zu vertrauen. Sag mir, wen hast du außer mich?" Mit großen Augen wartete er auf meine Antwort.

Da war es auch schon.

Vertrauen

Ich kämpfte gegen den Drang an aufzulachen. Vertrauen also? Er will, dass ich ihm vertraue?

Ich vertraue niemandem.

Das sollte er bis jetzt realisiert haben. Schließlich kannte er mich schon seit Jahren. Alle fallen dir am Ende in den Rücken. Wenn ich ehrlich sein soll, vertraute ich anfangs nicht einmal Adrian. Zumindest nicht ganz. Und schau was passiert ist?

Marco ist der Sohn von Dominic Iwanow, dem einzigen Bruder meines Vaters. Jedoch ist er auch bei der Explosion, die von unseren Feinden verursacht wurde, ums Leben gekommen. Genauso wie mein Vater. Marco's Mutter ist kurz nach seiner Geburt ums Leben gekommen, da ihr Körper einfach nicht mehr mitmachte. Sie war Italienerin und kämpfte lange gegen ihre Familie an, um Dominic heiraten zu können. Die Italiener waren schließlich unsere Feinde. Nach langem Entschluss lief sie einfach davon und heiratete ihn.

22 Jahre später, bot Marco mir eine Partnerschaft an. Er wollte mir helfen, um uns beiden noch mehr Macht zu besorgen, als wir eh schon hatten. Und jetzt sitzen wir hier, während er versucht durch meine Maske zu schauen.

Das wird nichts, Marco.

"Du kannst gehen." Ich brauchte ihm das nicht zweimal sagen. Er stand auf, nahm sein Jackett und verließ mit einer aggressiven Miene mein Büro.

Langsam schaute ich runter auf den Tisch, auf dem sich das Bild befindet. Ihr Lächeln kam wieder in mein Blickfeld und ich bemerkte wie meine Schultern einsackten. Ich habe Adrian dazu gebracht mir zu sagen, wer dieses Mädchen war. Wie schon erwartet, war es seine Tochter.

Die Tochter von der ich bis jetzt nichts wusste. Dann dachte ich nach und entschied.

Ich ließ ihn frei.

Wieso?

Weil ich nicht komplett herzlos bin. Einem Kind den Vater zu nehmen ist etwas, dass ich noch nie hinter mich bringen konnte.

Mich sollte so etwas nicht im Geringsten interessieren. Ich darf keine Schwachstelle haben. Doch als ich wieder auf das Bild schaute, bemerkte ich wie gefickt ich eigentlich war. Ich tat es für sie.

Es klopfte.

"Ja?"

Die Tür öffnete sich und hereinspaziert kommt Bruce, einer meiner Männer, mit einer Mappe in seiner Hand.

"Die Informationen, Sir." Mit seinem Blick gerade aus gerichtet, übergab er mir die Mappe. Ich nickte und deutete zur Tür. "Du kannst gehen."

Er nickte kurz zurück und verließ den Raum. Mit einem zufriedenem Seufzen schlug ich die Mappe auf.

Ruslana Petrov

Ruslana.

Ein wunderschöner Name.

Den ganzen Nachmittag verbrachte ich damit mir alles durchzulesen. Dann traf mich die Realisierung wie kaltes Wasser.

Sie war so unschuldig. So pur. So einzigartig. So sanft.

Sie lebte mit ihrem Vater in einer kleinen Wohnung. Ich könnte ihr viel mehr geben. Alles was sie sich wünschte. Sie ist 20 Jahre alt doch macht keine Anstalt umzuziehen. Sie hat die Schule fertig und arbeitet aktuell in einem...Blumenladen?

Ich räusperte mich kurz und las weiter.

Sie trifft sich kaum mit Freunden und hat keine bestimmten Aktivitäten. Einen Freund hatte sie auch noch nicht.

Gut.

Sie hatte eine Freundin. Lussina Russel. Italienerin. Sonst niemanden.

Hm.

Ihre Mutter starb drei Monate nach ihrer Geburt, weswegen sie sie nie kennenlernen konnte.

Also ist ihr Vater die einzige Familie, die sie noch übrig hat? Ich hätte erst mehr Informationen über ihn verlangen sollen, bevor ich ihn fast umgebracht habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie komplett überfordert mit der Situation sein wird, ihn blutig und kurz vorm Sterben vor der Tür aufzufinden.

Langsam schloss ich die Mappe wieder und starrte die Wand an.

Was jetzt?

Soll ich sie entführen und zwingen bei mir zu bleiben?

Oder soll ich es langsam angehen und es auf einer...normalen Weise machen?

Ah, die Idee gefällt mir nicht.

Aber ich will nicht, dass sie Angst vor mir hat.

Wie soll ich das dann anstellen?

Ich brauche eine Zigarette.

Langsam erhob ich mich und verließ mein Büro. Auf dem Weg packte ich die Schachtel aus und holte eine raus. Draußen zündete ich sie dann an und führte sie zu meinen Lippen.

Einatmen.

Ausatmen.

Meine Augen schlossen sich automatisch und ich konnte endlich wieder atmen.

Sie wird mir gehören.

Dafür werde ich sorgen.

A/N

Übersetzung:
Chert voz'mi = verdammt

𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt