𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟒𝟎

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Ruslana

Wie bereits erwartet war sein Haus kein Haus, sondern eine Villa. Er führte mich durch viele Flure, nachdem er mir meine frisch gewaschenen Klamotten zurückgegeben hat. Trotz seines Protestes. Er bot mir auch an, eine Dusche zu nehmen, die ich dankbar annahm. Ich wollte nichts anderes, als den ganzen Geruch von mir abzuwaschen. Als wir im dritten Flur ankamen, verlor ich langsam die Geduld.

"Also?", fragte ich ihn, während ich neben ihm weiterlief. Seine Schultern spannten sich an bevor er mir einen leichten nervösen Seitenblick zuwarf. Das gefiel mir garnicht. "Ich habe ihm gesagt, er soll deiner kleinen besten Freundin einen kleinen Besuch abstatten und sie darum bitten eine Lüge aufzutischen, damit dein Vater keinen Verdacht schöpft," sagte er und ich versuchte mein Bestes nicht einfach stehen zu bleiben, um ihn anzuschreien. Ich will garnicht wissen, woher er ihre Adresse kennt. "Und? Wie hat sie reagiert? Was hat sie-"

"Das weiß ich nicht. Er kam nicht wieder zurück", unterbrach er mich und ließ mich kurz stocken. Was wenn er ihr was getan hat? Lussiana muss bestimmt fürchterliche Angst gehabt haben. "Er hat ihr nichts getan, wenn es das ist, wovor du Angst hast", sagte er ruhig und bog in den nächsten Flur ab. Wie groß ist diese Villa? "Man kann es sich schon denken, was sie getrieben haben", sagt er und zwinkerte mir zu, bevor er die Treppe runter ging. Verwirrt folgte ich ihm. Was meinte er damit?

Er schien meine Verwirrung zu bemerken, doch sagte nichts dazu und schüttelte einfach den Kopf, während er etwas vor sich hin murmelte. Ich ignorierte sein seltsames Verhalten einfach und blieb vor der Tür stehen, die er mit einem Ruck öffnete und mir andeutete, vorzugehen. Ich nickte und ging an ihm vorbei. Wir standen in einer riesen Küche, die die zweifache Größe meines Zimmers hatte und ich brauchte eine Sekunde um alles zu schlucken.

"Setzt dich", sagt er und zeigte auf einen der Hocker, die an der Arbeitsplatte standen. Wortlos setzte ich mich hin und beobachtete ihm dabei wie er einen der vielen Schränke öffnete und nach etwas bestimmtem suchte. Die hochgezogenen Ärmel gaben mir einen perfekten Ausblick auf seine Tattoos. Ich konnte nicht aufhören, sie zu bewundern. Auch schon damals, als wir uns in dem Park getroffen haben, habe ich es nicht geschafft meine Augen von ihm zu nehmen.

"Gefällt dir was du siehst?", seine belustigte Stimme brachte mich aus den Gedanken und ich schaute erschrocken auf. Ein kleines Grinsen zierte seine Lippen, während er mich anschaute, als wäre ich das Frühstück, dass er gleich verputzen würde. Ich schüttelte den Kopf und schaute weg, während mein ganzer Körper anfing zu schwitzen. Er hatte mich erwischt. Gott, wie peinlich.

Das Geräusch von kochendem Wasser brachte mich dazu wieder aufzuschauen. Er hatte seinen Rücken wieder zu mir gedreht und war gerade damit beschäftigt Gemüse klein zu schneiden. Die Falten auf seiner Stirn, ließen mich wissen, dass ihm das etwas schwer fiel. Ein Blick auf die Spaghetti und den Wasserkocher sagten mir, dass er versuchte Spaghetti mit Gemüse-Soße zu machen. Zögernd stand ich auf und ging langsam auf ihn zu. Die Stücke, die er Schnitt waren eindeutig zu groß. Ich konnte nur den Kopf schütteln.

Ich ging die letzten Schritte vor und nahm ihm das Messer aus der Hand. Unsere Hände berührten sich für eine Millisekunde und ich ignorierte das Prickeln auf meiner Haut. Überrumpelt schaute mich der Psycho an und ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen wie die Falten auf seiner Stirn verschwanden. Seine Schultern sackten ein und der Böse Gesichtsausdruck verschwand wie auf Knopfdruck. Still stand er neben mir und schaute mir dabei zu. Etwas sagte mir, dass das Gemüse gerade einer seiner letzten Sorgen war und etwas anderes seine Aufmerksamkeit ergattert hatte.

Zufrieden mit der Größe des Gemüses, ließ ich die Stücke in den Topf fallen und blickte zu den Gewürzen auf dem Regal. Es war zu hoch, um ranzukommen. Ich streckte mich, doch mein Arm war zu kurz. Frustriert seufzte ich auch und spürte plötzlich eine Präsenz hinter mir. Sein starker Arm griff an mir vorbei, hoch nach dem Regal und stellte alle nötigen Gewürze vor mir ab. Ich schluckte und nickte ihm dankbar zu, ohne ihn anzuschauen. Er wich nicht zurück und blieb genau hinter mir stehen, während ich mich an die Spaghetti Nudeln ranmachte.

Und das erste mal hatte ich nichts dagegen.

Denn es war schön. Es fühlte sich richtig an und diesmal, da ließ ich es einfach zu.

𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt