Nico
Alessandro war tot. Unzählige Kugel trafen seinen Körper bevor er vor mir zu Grunde ging. Seine schmerzerfüllten Schreie waren wie Musik für meine Ohren. Der grässliche Geruch von Metall stieg mir in die Nase, als ich das letzte mal auf den Abzug drückte. Er hatte wie eine Memme um sein Leben gebettelt. Genau wie ich es erwartet habe. Ich habe meinen Männern befohlen, sich um den Rest zu kümmern. Jede Existenz, die für ihn gearbeitet hat soll bis auf sein Knochenmark leiden.
Ich habe Ruslana nicht angelogen. Nur schuldiges Blut klebt an meinen Händen.
Wie der letzte Bastard beobachtete ich sie dabei, wie sie hin und her lief. Ihre Beine trugen sie mit Leichtigkeit durch den ganzen Laden. Ihre Augen konzentrierten sich auf die kleinsten Dinge und fingen an zu leuchten, sobald sie eine Aufgabe erfolgreich erledigte. Das süße Lächeln, dass nicht eine Sekunde von ihren Lippen wich, brachte mich um den Verstand. Das könnte ich mir den ganzen Tag geben. Und mir würde niemals langweilig werden. Nachdem ich von ihr abgelassen habe und eine Sekunde lang ihre glühenden Wangen bewundert hatte, habe ich mich abgewendet und setzte mich ganz nach hinten an einen Tisch. Ich habe sie seitdem her nicht aus den Augen gelassen.
Der Bastard war tot. Natürlich. Aber ich hatte noch unzählige andere Feinde da draußen, die auf den perfekten Moment warteten, um anzugreifen. Ich weiß weder wann das sein wird, noch wer betroffen oder verletzt sein wird. Doch eins ist klar. Ruslana wird es nicht sein.
Ich musste die Sicherheitsvorkehrungen etwas erhöhen. Ihr zu Liebe. Außerdem hatte ich nichts dagegen. Ich könnte das von mir aus jeden Tag machen. Sie war wie ein Gemälde, dass tausende von Bedeutungen hatte. Wie eine Rose, die schüchtern war, doch mit der Zeit aufblühte. Wie ein blaues Meer, dass so viel zu verstecken hat, doch nichts, dass sich im inneren befand, preisgab. Wie ein Buch, das tausende von Worte in sich stehen hat, doch stumm verblieb. Und genau das machte mich auch so besessen von ihr.
Ich hatte es geschafft. Ihre Unsicherheit verschwindet langsam und sie fängt an, an das Gute in mir zu glauben. Bis vor kurzem wusste ich selbst noch nicht, dass so etwas in mir existierte, doch sie brachte mich dazu. Sie brachte mich dazu, ein guter Mensch sein zu wollen. Selbst wenn das absurd klingt. Ich glaube ich könnte niemals jemanden so behandeln, wie ich sie behandelte. Es war unmöglich.
Doch ein Problem stand noch im Weg. Ihr Vater. Ich weiß, dass solange ihr Vater dagegen war, sie es auch war. Also musste ich mir was ausdenken. Ihren Vater zu bedrohen wäre glaube ich nicht so eine gute Idee.
Eine Strähne lockerte sich aus ihrem Zopf und brachte sie zum Stocken. Sie pustete sie weg und lächelte glücklich als es klappte, bevor die gleiche Strähne wieder in ihr Blickfeld geriet. Frustriert seufzte sie auf und stemmte ihre Arme in die Hüfte. Ich befeuchtete meine Lippen und presste die Zähne zusammen. Wäre es unvernünftig, wenn ich sie einfach so auf meinen Schoß ziehen würde, um nur Gott weiß was mit ihr anzustellen? Ihr rotes Gesicht wäre es mir jedenfalls wert.
Sie machte den Zopf auf und ging sich durch die Haare. So verdammt wunderschön. Ihr Kopf schoss in meine Richtung und sie blickte sofort wieder weg, als sie bemerkte, dass ich sie immer noch anstarrte. Etwas in mir wurde warm, doch ich konnte das Gefühl nicht definieren. Sowas habe ich noch nie gespürt. Sie ging auf das Regal mit Blumentöpfen zu und holte ein paar raus. Sie fing sie an in einem anderen Regal zu ordnen und ich kämpfte gegen den Drang an aufzustehen und mich genau hinter sie zu stellen. Ich vermisse ihren Duft.
Als sie fertig war lief sie zurück auf die Theke zu und wusch sich ihre Hände. Ihr Gesicht war inzwischen etwas rot angelaufen. Sie musste erschöpft sein. Ich stand auf und ging auf sie zu. Sie griff nach dem Handtuch und trocknete ihre Hände ab, bevor sie aufschaute und die Stirn runzelte, als ich vor ihr zum Stehen kam. Ich nahm ihr das Handtuch aus der Hand und machte es etwas nass, bevor ich nach ihrem Kinn griff und mich ihrem Gesicht näherte. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und ich kämpfte gegen den Drang an aufzulachen. So unschuldig.
Langsam und möglichst sanft ließ ich das nasse Handtuch über ihr Gesicht gleiten. Über ihre Stirn, ihren Wangen, ihrer Nase und ihr Kinn. Sie betrachtete mich dabei still und machte keine Anstalten etwas zu sagen. Fertig damit ließ ich es einfach so fallen. Verdutzt blickte sie auf den Boden, auf dem das Tuch nun lag. Ich machte einen der Schränke auf, holte ein Glas raus, füllte es mit Wasser und übergab es ihr. „Trink", befahl ich und sie gehorchte. Als sie fertig war stellte sie es außer Atem auf die Arbeitsplatte ab und wurde still.
Nach ein paar Sekunden räusperte sie sich und schaute auf. „Danke", sprach sie und nickte einmal. Ich will sie küssen.
„Nichts zu danken, Printsessa", sagte ich und drehte mich um, bevor ich noch etwas unüberlegtes tat.
Schritt für Schritt, Nico.
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𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓
RomanceEs existierten viele Worte, die das Leben der jungen Ruslana beschrieben. Gefährlich war jedoch nie eines davon. Sie hielt sich zurück und versuchte immer das Richtige zu tun, selbst wenn es andere nicht so sahen. Alles änderte sich jedoch, als ein...