𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔𝟔

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Ruslana

Nach dem kleinen Wutausbruch vorhin, legten wir uns beide in mein Bett und er erzählte mir alles. Alles außer die Dinge, die mich in in Panik versetzen könnten. Auf diese Aussage konnte ich nur mit dem Kopf schütteln. Ich schätze, dass er für immer so beschützerisch sein wird. Für immer. Die Worte ließen mich stocken. Wird es ein "für immer" für uns geben? Verdienen wir es? Ist es überhaupt möglich? Passen unsere Welten zueinander?

Es ist nicht so einfach, wie ich es immer in Büchern lese.

Seufzend blickte ich auf den müden Nico auf mir runter und musste leicht lächeln. Seine Arme waren fest um mich gewickelt, während er seinen Kopf in meinem Hals versteckte. Sein heißer Atem prallte auf meiner Haut ab und sein wundervoller Duft stieg mir in die Nase. Ich hatte noch tausende Fragen offen, doch ich wollte ihm nicht zu nahe treten. "An was denkt du schon wieder?", fragte er leise und brummte auf, als ich aufhörte mit seinen Haaren zu spielen. Sofort setzte ich meine Bewegungen fort und seufzte leise auf. Jetzt oder nie.

"Warum ist er zurückgekommen? Deinen Vater meine ich", fragte ich und hoffte nichts falsches gesagt zu haben. Sein Körper spannte sich weder an noch verstummte er. Sein Griff um mich verfestigte sich nur um das Zweifache und ich kämpfte gegen den Drang an aufzulachen. Wer hätte gedacht, dass der Psycho auf Umarmungen und Kuscheln stand?
"Er suchte Schutz bei mir", seine Worte ließen mein Lächeln so schnell verschwinden, wie es gekommen war. Schutz? Was meinte er damit?

Er schien meine Verwirrung zu bemerken und sprach weiter. "Unsere Feinde fanden heraus, dass er doch nicht tot ist und nutzen dies als Chance aus, ihn ein für alle mal...umzulegen", das letzte Wort entwich seinen Lippen etwas leiser, als wolle er nicht von solchen Dingen vor mir sprechen. "Ich wollte es nicht tun, doch ich hatte keine andere Wahl", sprach er. Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Was meinst du?", fragte ich ihn leise. Müde seufzte er auf. "Ich bot ihm Schutz an, denn ich wusste, dass wenn ich nein sagen würde, er nicht aufgeben würde. Ich hatte Angst, dass er von dir erfahren würde, nachdem er genug nach Informationen gesucht hatte. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, also stimmte ich zu und versuchte Abstand von dir zu halten. Ich kenne meinen Vater. Er darf dich nicht einmal ansehen, Printsessa. Er ist gefährlich. Egal ob mit oder ohne Männer."

Seine Worte ergaben Sinn. Ich wusste doch, dass es einen logischen Grund gab. Ich konnte ihn nur nicht finden. Er hatte das alles getan, um mich vor seinem Vater zu schützen.

"Doch dann wurde mir das alles ein wenig zu viel. Ich habe dich vermisst, Printsessa. Nicht im normalen Sinne. Ich hatte das Gefühl, ich werde verrückt", sprach er und wurde mit jedem Wort angespannter. "Ich wollte dich sehen. Ich musste dich sehen", sprach er und löste sich von mir, um auf mich runter zu blicken. Er platzierte beide Unterarme neben meinen Kopf und schaute mir undefinierbar in die Augen. "Du verstehst das doch?", fragte er mich und wirkte beinahe nervös.

Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine Wangen ab und erwiderte seinen Blick. "Natürlich", flüsterte ich und Erleichterung machte sich in seinen Augen breit. "Aber was ist mir dir?", fragte ich ihn und schaute zu wie die Erleichterung sich mit Verwirrung vermischte. "Wie geht es dir?", meine Stimme wurde am Ende etwas leiser und meine Wangen fingen ohne jegliche Gründe an zu glühen. Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben und er blickte mich amüsiert an. "Macht sich da jemand Sorgen um mich?", fragte er belustigt und kam mir mit seinem Gesicht näher. Meine Hände fielen von seinen Wangen runter und ich schaute ihn ernst an. "Ja", gab ich schroff zurück und schaute zu wie sich seine Augen etwas weiteten. Diese Antwort hatte er wohl nicht erwartet.

"Du solltest dich mehr um dein Wohlergehen kümmern, als um meins, du Psycho", meine Worte brachten ihn zum Lachen und ein Gefühl von Stolz braute in mir auf, als ich zusah wie sich seine Laune verbesserte. Langsam verstummte er und schaute wortlos zu mir runter. Die Stille war alles andere als unangenehm und ich blickte von ihm weg, als ich wieder anfing dieses schöne Gefühl zu spüren. Was war nur los mit mir?

"Ich sollte gehen", seine Wort brachten mich aus den Gedanken und ich schaute ihm blinzelnd hinterher, als er sich langsam von mir erhob und aufstand. Ich erhob mich ebenfalls und schaute zu wie er sich die Schuhe band. Er wollte auf das Fenster zulaufen, doch ich griff noch rechtzeitig nach seinem Arm und brachte ihn zum stehenbleiben. Verwirrt drehte er sich um und blickte mich fragend an. "Was hast du vor?", fragte ich ihn leise und hoffte auf das beste. Seine Gesichtszüge wurden weicher und er nahm meine Hand von seinem Arm runter, bevor er diese zu seinen Lippen führte und küsste. „Ich versuche das Problem zu lösen", seine Worte machten mich noch unsicherer und ich versuchte den dicken Kloß in meinem Hals runterzuschlucken, was nicht funktionierte. Ich wusste, dass ich ihn für die nächste Zeit nicht sehen werde.

„Pass auf dich auf", flüsterte ich und blickte ihn bittend an. Ich konnte nicht ablesen, an was er dachte, als er mich so komisch anblickte, doch ich hoffte, dass es etwas gutes war. Als er nicht antwortete trat ich ihm näher und lehnte mich vor, um meine Lippen auf seine zu legen. Er keuchte überrumpelt in den Kuss hinein und legte beide Hände auf meine Taille ab, um mich näher zu ziehen. Langsam löste ich mich von ihm und legte beide Hände auf seine Wangen ab. „Bitte", flüsterte ich.

Wie benommen nickte er. „Solange du es auch tust", sprach er und ich konnte nicht anders als zu nicken. Solang er das Versprechen hielt. Meine Augen verfolgten ihn bis er vor dem Fenster ankam und rauskletterte.

Ich musste lächeln.

Was ein Idiot.

Mein Idiot.

𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt