𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑𝟐

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Ruslana

Jeder Schritt, den er in meine Richtung setzte machte mich noch nervöser. Nach all dieser Zeit hatte er immer noch den gleichen Effekt auf mich. Seine Augen zogen mich in einen Bann, den ich so noch nicht kannte. Ich darf nicht zulassen, dass ich die Kontrolle über meinen Körper verlor. Egal, wie anziehend er auch sein mag. Einen halben Meter von mir entfernt, blieb er endlich stehen und blickte stumm zu mir runter.

Seine Gesichtszüge verrieten mir nicht, was er dachte, doch seine Augen erzählten eine andere Geschichte. Eine Gesichte, vor der ich mich eigentlich fürchten sollte. Doch mein Kopf machte nicht mehr mit. Meine Gedanken waren wie stehen geblieben, als er mich so intensiv anschaute. Ich dachte sowas gab es nur in Büchern.

Er ließ mich verstehen, dass die Gefühle und Gedanken die auf Papier geschrieben werden, auch in Wirklichkeit existierten. Es war so neu für mich, dass es mich aus der Fassung brachte. Aber für so einen Mann wie ihn, ist das alles ein Kinderspiel. Ihm liegen bestimmt tausende von Frauen zu Füßen, während er weiß was er tut. Er setzt die Maske auf und begibt sich dem Spiel, dass er sich selbst ausdachte.

Er könnte jeden haben, also was wollte er von mir?

„Printsessa", sagte er und brachte mich aus den Gedanken. Still schaute ich auf und erwiderte seinen Blick. Meine Beine gehorchten mir wieder und ließen mich aufstehen. Innerlich hoffend, dass er es nicht bemerken würde, wich ich einen Schritt zurück. Ich wusste nicht, ob ich es mir nur eingebildet habe, aber ich konnte den kleinsten Schimmer Enttäuschung hinter seinen Augen erkennen. Was mir aber Angst machte, war, dass ich das überhaupt nicht wollte. Ich wollte ihm näher kommen, stattdessen wich ich zurück. Es war als kämpften mein Herz und mein Verstand gegeneinander und ich vergaß, was ich da überhaupt tat.

„Ich bin nicht das Monster, für das du mich hältst, Ruslana", sagte er in einem kalten Ton und ich musste erst einmal registrieren, was er da sagte. Er soll leise sein. Seine Manipulation, war eine Sache, die mich immer davon abhielt, zurückzuweichen. Was wenn er mich erfolgreich auf seine Seite bring? Mich glauben lassen würde, er wäre nicht der Böse in dieser Geschichte? Und überhaupt, wäre ich in der Lage, ihn jemals als etwas anderes anzusehen?

Er hatte mich noch nie verletzt. Weder körperlich, noch seelisch. Er hatte mir einmal gedroht und ein paar Mal einen kalten Ton angewendet, aber das war's. Er hat niemals die Stimme erhoben oder mir auf eine kranke Art und Weise Angst gemacht. Natürlich hatte ich schon oft Furcht in seiner Nähe gespürt, aber das hatte nichts mit seinem Verhalten mir gegenüber zu tun. Es war nicht seine Absicht. Trotzdem wollte mein Kopf diese eine Sache nicht akzeptieren. Er hatte doch unzähligen Menschen weh getan. Ich habe schon Tausende Male darüber nachgedacht, und trotzdem lässt mich dieser Fakt nicht in Ruhe.

„Es mag sein, dass ich Leute verletzt habe", sagte er und kam mir näher. „Aber wie bereits erwähnt, waren das Menschen die es verdient haben."

Ich blieb still und er seufzte frustriert auf.

„Als ich deinen Vater bei mir gefangen hielt, wollte ich ihm das Leben nehmen", sagte er und ich riss erschrocken die Augen auf, was ihn nicht zu stören schien. „Aber ich habe ihn verschont, sobald ich davon erfuhr, dass er eine Tochter hat; dass du seine Tochter bist. Glaub es oder nicht, aber ich konnte es nicht übers Herz bringen, einem Kind ihren Vater zu nehmen."

Es wurde still, und das einzige was ich hören konnte, war mein lauter Herzschlag. Das hatte ihn also davon abgehalten?

„Aber du hast meinen Vater angeschossen-"

„Das weiß ich", unterbrach er mich erschöpft. „Aber das war bevor ich das Bild von dir sah."

Bild?

„Wovon sprichst du?", fragte ich ihn verwirrt und er runzelte die Stirn.

„Als ich dabei war, ihn ein weiteres Mal zu...", er räusperte sich und sprach weiter. „Zu erschießen, da fiel ein Bild aus seiner Hosentasche auf den Boden und ließ mich inne halten. Ich hob es auf und sah dich."

Er schaute mir in die Augen. „Dann wusste ich, was ich wollte."

Mich.

Jetzt machte alles auch Sinn. Wie er von mir erfuhr und wusste wo ich arbeitete. Ich blickte in die Leere und musste die frischen Informationen erst einmal bearbeiten. Mein Kopf fing an sich zu drehen und ich verlor das Gleichgewicht, doch bevor ich überhaupt auf dem Boden landen konnte, griff er um meine Taille und zog mich mit einem Ruck an sich ran.

Seine Lippen waren nur Zentimeter entfernt von meinen und sein Atem vermischte sich mit meinem. Mir wurde ganz warm und ich erwischte mich dabei wie ich einen Blick auf seine Lippen warf.

Vorsichtig schaute ich auf und bemerkte, dass auch seine Augen auf meinen fixiert waren

Er kam mir näher und mein Atem wurde schwerer, doch ich konnte mich nicht dazu bringen, ihn von mir zu drücken.

Ich befeuchtete meine Lippen und seine Augen nahmen einen dunkleren Ton an.

Ich öffnete den Mund um was zu sagen, doch bevor ich überhaupt so weit kommen konnte, lagen seine Lippen auch schon auf meinen und ließen mich verstummen.

𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt