𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟐𝟕

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Ruslana

Mein Herz hörte nicht auf wie verrückt zu pochen, während mein Kopf anfing sich zu drehen. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus und ich schaute mit erhitzen Wangen auf den Boden. Er lehnte sich etwas zurück, um mich anschauen zu können und legte die Hand die bis vor kurzem noch auf meinem Mund lag, auf meine Wange. Verträumt schaute er mir in die Augen und machte keine Anstalten sich von mir zu entfernen.

Wo war mein Vater nur? Wenn er uns so auffinden würde, dann...

Sein Daumen und sein Zeigefinger griffen nach meinem Kinn und ich wurde dazu gezwungen aufzuschauen, doch ich blickte weiterhin stur auf den Boden. Ich konnte seinen intensiven Blick nicht standhalten. Er fing an Kreise auf meine Haut zu malen und kam mir mit seinem Gesicht ungemein näher. Seine Nase berührte Meine und ich schluckte. Fest umgriff ich die Kante der Arbeitsplatte und konnte mich nicht entscheiden, ob ich nun wollte, dass er sich von mir entfernte oder genau da blieb wo er stand.

Seine Nähe war gefährlich. Gleichzeitig fühlte sie sich so gut an. So richtig, obwohl sie eigentlich so falsch war.

Mein letzter Tropfen Vernunft befahl mir gegen ihn anzukämpfen. Aber der Rest? Dieser wollte nichts anderes als einfach nachzugeben und all die Sorgen zu vergessen. Doch mein Stolz ließ dies nicht zu. Ich umgriff sein Handgelenk und drückte seine Hand runter. Die Wärme verschwand und mir wurde plötzlich kalt. Seine Augen verdunkelten sich, doch er sagte nichts dazu. Stattdessen blickte er mich weiter stumm an und schien zu warten.

Aber auf was?

Ich runzelte die Stirn und überlegte. Dann traf es mich. Vorsichtig erwiderte ich seinen Blick und hielt ihm meine Hand in. Mit zusammengezogenen Augenbrauen, schaute er runter auf meine Hand und blinzelte zweimal. Er war ein Meister der Manipulation und konnte jedem seine Gefühle und Gedanken aufspielen, doch er hatte eine Schwachstelle. Seine Verwirrung. Man konnte es ihm ablesen. Und zwar immer.

Ob das eine gute oder eine schlechte Sache war, dass ich das über ihn wusste, war mir selber nicht klar.

Ich räusperte mich leise und seine Augen schossen wieder hoch zu meinen, was mich leicht verunsicherte. „Danke", sagte ich mit heiserer Stimme. Ich sprach weiter. „Du hast dich bei ihm entschuldigt, also...danke." Ich schluckte und wendete den Blick ab, während meine Wangen ein weiteres Mal anfingen zu glühen. Es war ein seltsames Gefühl, sich mal bei ihm zu bedanken. Eigentlich ignorierte ich ihn immer oder schrie ihn förmlich an, wenn er mich mal provozierte.

Aber diesmal, da spürte ich nichts anderes als Dankbarkeit. Er hat die Feindschaft zwischen ihm und meinem Vater endlich vernichtet und sie zu Frieden gemacht. Er gab ihm die Chance sich zu erklären; ihm klar zu machen, wie es wirklich damals ablief.

Belustigt schaute mich der Psycho an und schüttelte leicht den Kopf, als könnte er nicht glauben, was ich da gerade tat. Ich nahm es ihm nicht übel. Ich war selbst geschockt von meiner plötzlichen Tat.

Seine große Hand griff nach meiner und ich dachte erst er würde sie ganz normal schütteln, doch so weit kamen wir nicht. Stattdessen führte er sie hoch zu seinen Lippen und platzierte dort einen zarten Kuss auf meiner Handoberfläche. Sofort entzog ich ihm meine Hand und wollte einen Schritt zurückweichen, doch die Arbeitsplatte stoppte mich davon.

Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben bevor er leicht nickte. „Nichts zu danken, Printsessa. Wenn es bedeutet, dass ich damit glücklich gemacht habe, dann war mein Versuch erfolgreich." Er zwinkerte mir zu, drehte sich um und ging auf die Küchentür zu.

„Wo ist mein Vater?", fragte ich und brachte ihn somit dazu stehen zu bleiben.

„Er wartet im Wohnzimmer", antwortete er knapp und verließ somit die Küche, um mich mit meinen Gedanken alleine zu lassen.

Papa...wusste, dass er bei mir war?

Und er tat nichts dagegen?

Was führst du nur im Schilde Nico Sidorov?

𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt