Ruslana
Nico schaute sich neugierig in meinem Zimmer um, während ich die Luftmatratze neben meinem Bett platzierte. Ich glaube, dass er sich schon denken konnte, dass er nicht mit mir in einem Bett schlafen wird. Erst recht nicht nach dem Ereignis vorhin. Als ich vorgeschlagen hatte, dass ich auf der Luftmatratze schlafen könnte und er das Bett nehmen kann, blickte er mich streng an und verneinte sofort. Angeblich würde ich so Rückenschmerzen bekommen.
Ich machte meinen Kleiderschrank auf und holte eine Decke und ein Kissen raus, die ich dann auf die Matratze fallen ließ. Meine Augen glitten von alleine zu Nico, der gerade dabei war sich Kinderbilder von mir anzusehen. Sie in mein Zimmer aufzuhängen war keine gute Idee. Mein Blick wanderte runter und blieb bei seinem muskulösen Rücken hängen. Er hatte sein Jackett ausgezogen und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt. Seine mit Tattoos übersäten breiten Arme ließen ihn noch einschüchternder wirken, als schon er es schon sowieso tat.
Kopfschüttelnd wendete ich den Blick ab und bemerkte wie meine Wangen anfingen zu brennen. Am Ende erwischt er mich noch. Ich ging auf meinen Schreibtisch Stuhl zu und nahm mir meinen Pyjama. Mit zügigen Schritten lief ich in mein Badezimmer, zog mich um, wusch mein Gesicht, putzte die Zähne und band mir meine Haare zu einem tiefen lockeren Zopf. Ohne in den Spiegel zu schauen trat ich wieder aus.
Nico saß auf meinem Bett und schaute auf, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Seine Augen konzentrierten sich jedoch nicht lange auf mein Gesicht. Sie glitten meinen Körper entlang und stoppten bei meinen Beinen. Meinen nackten Beinen um genau zu sein. Hitze breitete sich auf meinen Wangen aus, als ich bemerkte, dass ich vergessen hatte, mir eine Jogginghose anzuziehen. Und das musste mir genau heute passieren?
Das T-shirt, dass ich anhatte ging mir bis zu den Oberschenkeln und verdeckte nicht viel, was seine Augen mir perfekt verdeutlichten. Sein Kiefer spannte sich an und ich konnte erkennen wie seine Augen sich verdunkelten, trotz des grellen Lichts der Lampe. Als er keine Anstalten machte wegzugucken, räusperte ich mich leise und schaute zu, wie er wieder aufblickte. Die Lust in seinen Augen war aber immer noch da. Diese ganze Intensität machte mich so nervös.
Er schluckte schwer und stand langsam auf, bevor er etwas tat, mit dem ich keinesfalls rechnete. Er zog sich sein Hemd über den Kopf. Sofort wendete ich den Blick ab und starrte zu Boden. Mir wurde immer wärmer.
Ich konnte Schritte wahrnehmen, die in meine Richtung führten, bevor zwei Finger nach meinem Kinn griffen und mich zwangen aufzuschauen. Blaue Augen trafen auf meine und ich verlor die Fähigkeit zu atmen. „Was ist los, Printsessa? Warum so schüchtern? Vorhin hast du den Ausblick doch so genossen", sagte er so leise, dass es mich um den Verstand brachte. Ertappt wollte ich wegschauen, doch seine Finger an meinem Kinn ließen mich nicht dazu kommen.
Seine andere Hand griff nach meiner und platzierte sie genau auf seinen Sixpack. Mein Herz pochte immer schneller und ich fühlte mich so, als wäre ich einen ganzen Marathon gelaufen. „Wie wäre es wenn wir da weiter machen, wo wir letztens aufgehört haben, hm?" raunte er mir zu und kam mir mit seinem Gesicht näher.
Die noch übrige Vernunft in mir gab mir einen kräftigen Kick in den Magen und ich löste meine Hand sofort von seiner, bevor ich einen Schritt zurückwich. Nur Gott weiß, wie weit wir gegangen wären. Ich versuchte an ihm vorbei zu gehen, doch er versperrte mir den Weg. „Ein Kuss", sagte er und ich schüttelte den Kopf. Das konnte er vergessen. „Es ist spät, wir sollten schlafen gehen", sprach ich leise und versuchte es wieder, doch er griff noch rechtzeitig nach meinem Arm und zog mich zurück. Überrumpelt stolperte ich zurück und kollabierte mit seiner Brust.
„Einen. Mehr nicht", sagte er und blickte zu mir runter. Ergeben seufzte ich auf, während ich meinen brennenden Körper versuchte zu ignorieren.
So schnell, dass er nicht die Chance hatte zu reagieren, lehnte ich mich vor und platzierte einen flüchtigen Kuss auf seiner Wange. Sofort lief ich auf mein Bett zu und verschwand unter der Decke. Ich konnte mir schon vorstellen, wie er immer noch da stand und die Wand wie benommen anstarrte. Ich wusste nicht wie viel Zeit verging, doch ich spürte, wie er sich mir langsam näherte. Ungefähr zwei Schritte von meinem Bett entfernt blieb er stehen und starrte auf mich runter.
„Noch einen?", fragte er mich. Sein Ton bedeckt mit so viel Hoffnung, dass ich lächeln musste. „Nein", antworte ich knapp und konnte hören wie er schnaubte. „Na gut", murmelte er schlecht gelaunt und entfernte sich langsam von mir. Er machte das Licht aus und das dumme Lächeln auf meinem Gesicht wurde nur noch größer.
„Gute Nacht, Printsessa."
„Gute Nacht, Nico."
Er war zumindest ein netter Psycho.
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𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓
RomanceEs existierten viele Worte, die das Leben der jungen Ruslana beschrieben. Gefährlich war jedoch nie eines davon. Sie hielt sich zurück und versuchte immer das Richtige zu tun, selbst wenn es andere nicht so sahen. Alles änderte sich jedoch, als ein...