𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔𝟕

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Nico

„Also." Marco ließ sich auf dem Stuhl vor mir nieder und blickte mich fragend an. „Was jetzt?" Ich lehnte mich nach hinten und griff nach der Zigarettenschachtel, um mir eine rauszuholen. „Sag ihnen sie sollen in einer Stunde am Warenhaus sein", sprach ich in einem ruhigen Ton und zündete sie an. „Ich kümmere mich um meinen Vater. Was dann passiert, wird dir später Bruce erklären", mit diesen Worten, nahm ich einen tiefen Zug und schloss die Augen, bevor ich meinen Kopf nach hinten fallen ließ.

„Das ist dein Plan?", fragte mich mein Cousin und betrachtete mich mit großen Augen. „Ich soll einfach abwarten und dann später sehen, was passiert?", seine Stimme wurde immer ungläubiger und ich spannte den Kiefer an. „Vertrau mir einfach", sagte ich und machte wieder die Augen auf, um in Marco's wütendes Gesicht zu blicken. „Jetzt heißt es also ‚vertrau mir'?" fragte er mich und lachte dunkel auf. Meine Hand ballte sich zu einer Faust, doch ich zwang mich dazu die Geduld zu bewahren.

„Du hast mir nie vertraut, warum sollte ich also-"

„Das reicht jetzt", unterbrach ich ihn kalt. „Du kannst von Glück sprechen, dass ich gerade nicht die Zeit habe, dir dein Hirn wegzublasen. Du bist doch immer so schlau? Was hat sich geändert, Marco? Ich vertraue dir du Bastard. Inzwischen mehr als allen anderen hier. Das heißt aber nicht, dass ich dir das jedes Mal wie eine Pussy sagen muss, ponjal?", sprach ich und wurde immer grimmiger. Er musste es umbedingt darauf ankommen lassen, oder?

Sofort schüttelte er den Kopf und blickte mich leicht genervt an. „Nein, natürlich nicht", sagte er und stand langsam auf. „Lass es uns hinter uns bringen."

Wortlos nickte ich und stand auf, bevor ich an ihm vorbei ging und mein Büro verließ. Mein Vater verbrachte die letzten zwei Wochen in einer meiner Sicherheitsvillen. Seine Visage jeden Tag zu sehen, wäre mir zu viel, also schickte ich ein paar meiner Männer mit ihm. Draußen angekommen ging ich auf mein Auto zu und stieg ein. Schnell checkte ich noch meine Waffe und ging sicher, dass sie auch ausreichend geladen war. Fertig damit steckte ich sie mir wieder ein und raste los.

Das Spiel wird heute enden.

~

Die Tür vom Beifahrersitz öffnete sich und mein Vater stieg ein. Er nickte mir zu und ich gab mir nicht einmal die Mühe ihn wahrzunehmen. Ohne darauf zu achten, ob er bereit war, fuhr ich los und biss die Zähne zusammen. „Also?", fragte er und mein Griff um das Lenkrad wurde fester. „Wieso wolltest du mich treffen, Sohn?"

Sohn.

Dieses Wort alleine konnte mich gerade auf 180 bringen. Stumm bog ich in die nächste Straße ab und ignorierte seine neugierigen Blicke auf mir. „Du hast dich verändert", sagte er leise und ich unterdrückte mir ein Lachen. Das bemerkt er jetzt? Bastard.

Die letzten zwei Wochen waren qualvoller als ich mir sie vorgestellt habe. Ich vermisste sie. Ich wollte endlich mit dieser Scheiße abschließen, um bei ihr zu sein. Aber dafür musste ich erst einmal mit dem Mann neben mir fertig werden. Es war alles geplant. Und ich werde nicht ruhen, ehe alles so verläuft, wie ich es wollte. Langsam näherten wir uns dem Warenhaus und ich konnte seine Unruhe schon spüren ohne ihn anzusehen. „Warum sind wir hier?", fragte er mich leicht unsicher und ich parkte ein. „Raus", mein Ton wurde kälter und ich blickte ihn warnend an. Stumm schnallte er sich ab und wir steigen aus. Seine Augen glitten durch die Umgebung und er spannte sich an. Angst. Es war Angst.

Vor ihm blieb ich stehen und biss die Zähne zusammen. „Sieht du sie?", fragte ich ihn und nickte in die Richtung des Eingangs, vor dem alle meine Männer standen mit Marco ganz vorne. Er schluckte und schaute mich wieder an, bevor er nickte. Einer meiner Mundwinkel zuckte nach oben und ich kämpfte gegen den Drang an siegessicher zu grinsen. Er hatte Angst vor mir. Mein Vater hatte Angst vor mir. Der Mann der mir alles weggenommen hat und mein Leben in den Dreck gezogen hat.

Er hatte sich kaum verändert. Seine Augen wirkten nur müder, als früher und seine Haut nahm an Falten an. Ich zückte die Waffe und hielt sie ihm an den Kopf. Mit ruhigen Augen betrachtete er mich dabei und versuchte seine Panik zu verstecken. „Am liebsten würde ich dir jetzt und hier den Schädel wegblasen", flüsterte ich und drückte sie mehr in seine Visage rein. Sein Gesicht verzog sich, doch er verblieb still. Ich wollte nichts mehr als auf den Abzug zu drücken, doch etwas hielt mich auf.

Nämlich das gefährliche Glitzern, dass gerade anfing in seinen Augen zu glänzen.

Verwirrung braute in mir auf, doch ich bewahr die Ruhe. Vorsichtig zog er eine Augenbraue nach oben und legte den Kopf schief. „Was ist los?", fragte er mich provozierend. „Keine Eier dazu?" Seine Worte brachten mich zum Lachen. Keine Eier? Dieser Mann will nicht wissen was ich schon alles gemacht habe. Trotzdem verstand ich immer noch nicht den plötzlichen Mut seinerseits. Spielt er Spielchen mit mir?

„Dieses Mädchen hat dich schwach gemacht, mein Sohn", seine Worte waren wie Messer die sich durch mein Herz und meinen Kopf bannten. Er hat es herausgefunden. Ohne zweimal darüber nachzudenken, was ich da tat, ließ ich die Waffe zu Boden fallen und packte ihn am Kragen. So schnell, dass er keine Chance hatte zu reagieren verpasste ich ihm eine und er keuchte schmerzhaft auf. Bevor er auf dem Boden landen konnte packte ich ihn ein weiteres Mal und verpasste ihm einen kräftigen Tritt in den Magen.

Seine Beine gaben auf und er fiel auf seine Knie. Sein Kopf war gesenkt und die Menge des Blutes, dass auf den Boden tropfte wurde immer größer. Mit gespannten Kiefer blickte ich runter auf meine pochende Faust. Ich habe zu fest zugehauen. Er müsste jede Sekunde in Ohnmacht-

Seine Augen rollten nach hinten und sein Körper fiel mit einem lauten Aufprall auf den Boden. Tote Stille folgte und keiner traute sich nur einen Mucks von sich zu geben. Mein Blick traf Marco's und der Schock war nicht zu übersehen. Er hatte das nicht erwartet. Niemand hatte es erwartet. Doch es war seine eigene Schuld. Ich wollte ihm eine vernünftige Chance geben, doch er musste unbedingt rumschnüffeln und die Fresse aufmachen. Meine Männer hätten ihn nüchtern und gesund nach Russland gebracht, doch es musste ja unbedingt auf die schwere Art und Weise ablaufen, nicht?

Bruce kam auf mich zu und blieb zwei Schritte vor mir stehen. „Der Flieger ist bereit, Boss", sagte er und ich nickte geistesabwesend und schaute wieder zu Marco. Der Plan war ganz einfach. Der Bastard musste einfach nur verschwinden.

„Ihr wisst, was ihr zutun habt", sprach ich und drehte mich um, um auf mein Auto zuzugehen und einzusteigen. Ich raste los und ließ meine Schultern einsacken.

Endlich.

A/N
Übersetzung:
Ponjal=Verstanden

𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt