𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔

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Ruslana

Nachdem mein Vater mir gestern praktisch seine ganze Lebensgeschichte erklärt hat, lösten sich einige Fragezeichen in meinem Kopf in Luft auf. Trotzdem konnte ich mich nicht dazu bringen, die Angst runterzuschlucken. Sie haben es ihm einmal angetan, also wieso nicht nochmal? Schnell schüttelte ich meinen Kopf und versuchte an etwas anderes zu denken.

Sowas war unwahrscheinlich.

Gerade war ich auf dem Weg zu meiner Arbeit. Papa war zu Hause. Ich habe ihm gesagt, er soll sich ausruhen und auf keinen Fall aufstehen. Er war wirklich ernsthaft verletzt und ich kann mir nicht noch weiteren Stress geben. Langsam kam das Blumengeschäft in mein Sichtfeld und ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen.

Ich arbeitete hier schon seit Jahren und es wurde nie langweilig. Frau Martin war die Geschäftsführerin und war außerdem eine kleine süße Lady mit einem großen Herzen. Schon seit dem ersten Moment, in dem wir uns kennenlernten konnte ich nicht anders als sie in mein Herz zu schließen. Sie war wie eine Mutter für mich.

Ich öffnete die Tür und der angenehme Geruch von Blumen schlich sich in meine Nase. Wie ich diesen Ort liebte...

Frau Martin war gerade damit beschäftigt sich mit einem Kunden zu unterhalten. Da ich nicht stören wollte, ging ich einfach um die beiden Frauen vorbei und legte meine Sachen auf den Stuhl der sich hinter dem Tresen befand, ab. Meine Haare band ich mir zu einenm tiefen lockeren Zopf bevor ich mich an die Arbeit machte.

Los gehts.

~

Mit schmerzenden Armen und Beinen begab ich mich auf den Weg nach Hause. Es war bereits dunkel und nachdem Frau Martin zwei Stunden mit mir über ihren ach so arroganten Nachbar sprach, wollte sie, dass ich für heute Schluss mache. Ich wollte sofort verneinen, da noch ein Haufen Arbeit auf uns wartete doch sie bestand förmlich darauf. Schließlich gab ich nach und verabschiedete mich von ihr. Trotzdem konnte ich nicht aufhören, mich schlecht zu fühlen. Ich war sogar kurz davor mich wieder umzudrehen doch etwas warnte mich. Was es war, war mir selbst nicht bewusst.

Ich kam vor unserem Wohnhaus an und war kurz davor die Schlüssel einzustecken, doch stoppte als ich etwas in meinem Augenwinkel erkennen konnte. Ich drehte mich langsam um und konnte drei schwarze Autos nebeneinander geparkt auf unserem Parkplatz ausmachen. Die Autos sahen ziemlich teuer aus, was mich verwirrte. Schließlich lebten wir in einem etwas ärmerem Viertel.

Mit einem komischen Gefühl im Bauch wendete ich mich dann wieder der Tür zu und schloss auf. Mit schnellen Schritten ging ich die Treppe hoch. Zwischendurch stoppte ich jedoch ein paar mal, da mir die Luft ausging. Ich war nicht wirklich die sportlichste Person, wenn man das sagen kann. An unserer Tür angekommen lehnte ich mich erst einmal an die gegenüberliegende Wand und atmete kurz durch. Fertig mit meiner kurzen Atempause nahm ich mir den anderen Schlüssel zur Hand und wollte aufschließen, doch stoppte abrupt als ich realisierte was ich da sah.

Die Tür stand bereits ein Spalten offen.

Stimmen waren zu hören. Wem sie gehörten, konnte ich nicht identifizieren. Langsam löste ich mich aus meiner Schockstarre und nahm all meinen Mut zusammen um die Wohnung zu betreten. Leise schloss ich die Tür hinter mir und zog meine Schuhe aus. Meine Jacke hängte ich an die Garderobe und versuchte herauszufinden aus welcher Richtung die Stimmen kamen.

Mein Instinkt sagte mir, dass es das Wohnzimmer war. Mein Bauchgefühl sagte mir ich soll sofort von hier verschwinden.

Ich atmete tief ein und ging mit geballten Fäusten auf die Wohnzimmertür zu.

Wird schon schief gehen.

Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und trat somit dann auch einen Schritt hervor.

Und plötzlich lagen vier Augenpaare auf mir.

𝐏𝐬𝐲𝐜𝐡𝐨 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt