34. Kapitel

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Arvids PoV


Tamara stand da mit dem Rücken zur Wand und ein Fremder vor ihr. Meine Leute hatten mich informiert, dass sie heute hier zu finden war. Ich wollte sie nicht einsperren, von mir aus konnte sie sich gerne mit ihren Freundinnen amüsieren. Doch das konnte ich nicht zulassen.

Wut breitete sich siedend heiß in meinem Bauch aus. Meine Hände fingen an zu zittern und wie automatisch trat ich näher an die beiden heran.

Auf den ersten Blick wirkten sie wie ein Liebespaar, das einen ungestörten Platz suchte. Doch beim genaueren betrachten der Szene, war deutlich zu erkennen, dass es nicht einvernehmlich war. Tamara stand da, komplett verkrampft und wie zur Salzsäure erstarrt. Ich glaubte sogar eine Träne die Wange hinunter laufen zu sehen. Da ließ ich einen Teil meiner Wut freien Lauf. Keiner sollte meine Gefährtin anfassen und schon gar nicht küssen oder zu irgend etwas zwingen.

Ich packte den Mann an den Schultern, riss ihn zurück und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht. Mit Genugtuung hörte ich das Knacken seiner Nase und sah, wie er zurück taumelte. Ein weiterer Schlag schickte ihn ins Land der Träume. Fast war ich etwas enttäuscht, dass es so schnell ging. Es brodelte immer noch in mir.

Dann drehte ich mich um und sah Tamara wie ein Häufchen Elend auf den Boden sitzen. Meine Wut verrauchte augenblicklich und ich hastete zu ihr hin.

„Alles wird gut meine Süße, keine Angst. Ich bin da" schmeichelte ich ihr. Kurzerhand hob ich sie hoch und trug sie zu meinem Wagen. Ich merkte, wie sie am ganzen Körper zitterte. Sanft flüsterte ich ihr beruhigende Worte zu, während ich sie in mein Auto setzte und anschnallte.

Ich schaltete die Heizung auf höchste Stufe und fuhr sie nach Hause. Dort ging ich um den Wagen herum, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Sie stützte sich auf mich und schwankte leicht auf dem Weg zur Tür. Deutlich konnte ich den Alkohol riechen und runzelte die Stirn. Hoffentlich wurde das nicht zur Gewohnheit.

Ich schloss die Tür auf und im Eingangsbereich zog sie als erstes die Schuhe aus und stöhnte erleichtert. Dann sank sie auf einen kleinen Hocker, der dort stand und vergrub das Gesicht in die Hände.

„Wie konnte so ein schöner Abend nur so schrecklich enden?" Da das eine rhetorische Frage war, machte ich mir nicht die Mühe zu antworten. Mit trüben Blick schaute sie hoch und sah mich an. „Was hast du da eigentlich gemacht? Bist du wieder deiner Stalker-Tätigkeit nachgegangen?"

Stirnrunzelnd betrachtete ich sie „wie wäre es mit: vielen Dank, dass du mich aus der Situation befreit hast?", schlug ich ungehalten vor. „Tamara, was hast du dir dabei gedacht? Du solltest alt genug sein, um es besser zu wissen, als sich irgendeinem wildfremden Typen an den Hals zu werfen."

Das weckte ihre Lebensgeister und jetzt war es an ihr mich zornig anzublinzeln. Ich schluckte hart – so sah sie verdammt heiß aus „das denkst du also von mir? Na schönen Dank auch. Die Tür ist da, bitte vergiss nicht sie hinter dir wieder zu schließen."

Einige Male atmete ich tief ein und aus, um mich wieder zu sammeln. Das lief ganz und gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. „Entschuldige bitte. Aber das war eine brenzlige Situation, das hätte schief gehen können" verdammt, wieso war ich jetzt in der Defensive? Seufzend beugte ich mich runter. „Brauchst du noch etwas? Soll ich dich nach oben begleiten oder tragen?" Sie in den Händen zu halten war trotz allem wunderschön gewesen. Gegen eine Wiederholung in absehbarer Zeit hatte ich nichts einzuwenden.

Zu meiner Enttäuschung schüttelte sie nur den Kopf. „Du hast keine Ahnung. Und nein, ich schaffe das alleine. Geh bitte einfach!"

Mit der Hand fuhr ich mir durch die Haare. „In Ordnung. Aber wenn irgend etwas sein sollte, dann ruf mich bitte. Ich stehe zu deiner Verfügung – egal für war."

Fassungslos schaute sie mich an. „War das gerade ein Angebot? Und wie soll ich dich überhaupt erreichen, ich habe noch nicht mal deine Nummer."

Da hatte sie natürlich recht. Schnell holte ich eine Visitenkarte heraus und hielt sie ihr hin. „Bitte sehr. Und jetzt lasse ich dich alleine. Gute Nacht." Nach kurzem Zögern, gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie sollte merken, dass mein Angebot sehr wohl für alle Lebenslagen galt.

Mit Elan ging ich zurück zu meinen Wagen. Insgesamt hätte es durchaus schlechter laufen können. Zwar hatte ich immer noch das Gefühl, dass ich einen gewissen Mann kastrieren könnte. Auf der anderen Seite war es ihm zu verdanken, dass ich meiner Gefährtin so nah war wie noch nie. Trotzdem täte er gut daran, mir nicht noch einmal unter die Augen zu treten.

Optimistisch wie schon lange nicht mehr fuhr ich nach Hause. Dort wartete mein kaltes Bett und die Einsamkeit auf mich. Doch der Gedanke an Tamara in meinen Armen wärmte mich von Innen heraus auf. Nicht mehr lange, schwor ich mir. Nicht mehr lange und wir wären zusammen hier – so wie es sich gehörte und von Beginn an bestimmt war. Mit der Zuversicht sank ich in das Land der Träume. In dem eine braunhaarige Frau mit sexy, rotem Kleid und hohen silbernen Schuhen die Hauptrolle spielte. Wen wundert es da, dass das Lächeln auf meinen Gesicht am nächsten Tag immer noch da war?


Zwischen Mann und MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt