Die Zeit bis zur Wahlauftaktveranstaltung verging wie im Flug. Mein Artikel über die PENU wurde nicht gedruckt, aber das versuchte ich mir nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Bei über 20 Parteien, die an der Wahl teilnahmen, konnte man nicht von allen Veranstaltungen berichten. Und da ich heute bei den Traditionellen quasi eine Veröffentlichungs-Garantie hatte, konnte ich mich nicht beklagen.
Heute wurden die Wahlkämpfer eingestimmt, die Flyer verteilen und mit Leuten in Fußgängerzonen reden würden. Ich blickte in motivierte Gesichter. Die Veranstaltung lief immer ähnlich ab. Ein paar Reden, dann die Möglichkeit zum zusammen stehen und unterhalten. Die Vorträge fande ich etwas enttäuschend. Ich machte mir gedanklich einen Marker, mit Jan an seinen Auftritten zu feilen. Da wurde ich bei der PENU am Wochenende mehr mitgerissen als hier. Wobei ich persönlich von dem Programm und den Ansichten eindeutig näher an den Traditionellen war.
Die Stimmung war gut, es gab ein Buffet mit Häppchen und Erfrischungen. Da ich viele Leute kannte, war es nicht schwierig Gesprächspartner zu finden. Ich kam gerade von der Toilette und suchte jemanden, mit dem ich mich noch nicht unterhalten hatte, als mein Blick auf ihn traf.
Oh nein, das konnte nicht wahr sein. Warum war er hier? Bitte, lass es nur Einbildung sein, einer der ihm ähnlich sieht...
„Hallo, Süße" ich verfluchte leise mein Schicksal. Ohne genau zu verstehen warum, war ich wütend. Was fiel ihm ein, einfach hier die Veranstaltung zu stören?
„Was machen Sie hier? Hier sind nur Parteifreunde eingeladen!"
Arvid zog nonchalant eine Augenbraue nach oben „bin ich denn kein Parteifreund?" Ich schnaubte undamenhaft und versuchte ihm einen mahnenden Blick zuzuwerfen. Scheinbar ohne Erfolg. Er stand immer noch da mit seinem arroganten Grinsen.
„Wenn Sie nur hier sind, um wieder dein Angebot zu unterbreiten – meine Meinung hat sich nicht geändert."
„Zu schade – für uns beide" er setzte einen bedauernden Gesichtsausdruck auf. Ich glaubte ihm nicht. Es ging etwas von ihm aus – eine Aura der Macht und ein Hauch Unberechenbarkeit. Ich musste ihn irgendwie auf Abstand halten.
„Was muss ich machen, damit Sie mich nicht mehr belästigen?", fragte ich herausfordernd.
Da verfinsterte sich sein Blick deutlich. „Das steht nicht zur Debatte."
Mittlerweile fast verzweifelt sah ich ihn an „aber warum nicht?"
Statt zu antworteten, antwortete er mit einer Gegenfrage „wie läuft es so in deiner Ehe?"
Mit so etwas persönlichem hatte ich nicht gerechnet. Erstaunt schaute ich in seine Augen, wo ich ein selbstsicheres Schimmern wahrnahm. Ich fühlte mich, als würde er mir eine Falle stellen wollen, ohne zu wissen, wo sie ist. Trotzig hob ich mein Kinn in die Höhe „ich kann mich nicht beklagen. Ich habe einen tollen Mann, der mich bei allen unterstützt."
Nachdenklich strich sich mein Gegenüber durch den Bart „und wie ist es so im Bett – kannst du dich da auch nicht beklagen?"
Ich zuckte zurück, als hätte er mich gerade geohrfeigt. Genauso fühlte es sich an. Ich spürte, wie die Wut in mir mehr brodelte und langsam hochstieg. Wie konnte er es nur wagen? Der Sex war gut – vielleicht nicht immer so befriedigend, wie ich es mir wünschte, aber immer sehr intim und zärtlich, wie ich es gern hatte. Und darauf kam es doch an. Nicht nur auf das Stillen der Lust, sondern die Nähe und Zuneigung zueinander zu betonen.
„Wann hast du das letzte Mal deine Schreie nicht zurück halten können? Wann ist der Orgasmus über dich hinweg gerollt und du konntest nicht anders als sich voll und ganz hinzugeben? Wann hat sich die Flamme in deinem ganzen Körper ausgebreitet und hat dich voll und ganz verzehrt?" Gnadenlos feuerte er seine Fragen auf mich ab.
Ich schluckte hart und fasste mir unsicher an den Hals. Ich konnte mich nicht erinnern, je so gefühlt zu haben. Ich schaute in die verdunkelten Augen und wusste plötzlich, dass es mit ihm anders sein würde als mit meinen Mann. Er würde nicht eher ruhen, bis ich voll und ganz befriedigt war. Meine Wut hatte sich in etwas anderes gewandelt, was ich schon lange nicht mehr so intensiv gespürt hatte. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte die ungewollten Bilder von uns beiden aus den Kopf zu vertreiben.
Als würde Arvid meine Gedanken lesen lächelte er verführerisch „ich kann deine Erregung schon riechen." Oh mein Gott, war das peinlich. Ich merkte bereits die Feuchte, dich sich zwischen meinen Schenkeln gebildet hatte. Das konnte doch nicht sein – bei einem wildfremden Mann!
In dem Moment kam Jan und ich war so erleichtert, dass ich ihn fast umarmt hätte. Gerade noch so konnte ich mich zurück halten. Mein Ehemann gab mir einen kurzen Kuss „ich hätte gerne noch ein Bild mit uns beiden. Kommst du bitte?" Ich lächelte ihn zärtlich an und merkte mit nicht wenig Genugtuung, wie sich Arvid mehr und mehr versteifte.
„Aber natürlich gerne doch" dann wandte ich mich meine Gesprächspartner von eben zu. „Es war sehr nett sich mit Ihnen zu unterhalten." Seine wütende Blicke versuchten mich zu durchbohren, doch ich ignorierte sie einfach, wandte mich um und ging mit Jan.
Doch ich konnte es nicht verhindern, dass ich mich wie eine Verliererin fühlte, die schnell floh. Ich war in seine Falle getappt. Doch ich würde mich daraus wieder befreien – er sollte es nicht noch einmal wagen, meine Ehe in Frage zu stellen.
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Zwischen Mann und Mate
RomanceTamara war mit ihrem Leben zufrieden. Sie liebte ihren Job und hatte einen guten Ehemann. Doch dann tauchte Arvid auf. Und sie begann sich zu fragen, ob es noch etwas besseres als "zufrieden" gab. Triggerwarnung: Das Buch enthält Ehebruch, Gewalt un...