Tamaras PoV
Als sich unsere Lippen trafen, durchfuhr mich ein Blitz. Ich dachte, dass Arvid bestimmend sein würde. Doch stattdessen war seine Berührung wie ein Hauch. Ich beugte mich zu ihm, um den Kuss zu vertiefen, aber er zog sich im gleichen Zuge etwas zurück und fuhr mit der Zunge über meine Unterlippe.
Als er sanft anfing zu knabbern, öffnete ich willig meinen Mund und gewährte ihm Einlass. Auch jetzt stürzte er sich nicht auf mich, sondern ging gründlich vor. Jeder Winkel wurde mit der Zunge untersucht. Gerade durch diese Langsamkeit stieg meine Erregung – und damit meine Ungeduld. Ich war selbst erstaunt von meinen Gefühlen. Im Bauch flatterte es, als wären Schmetterlinge gefangen. Zu ihren Flügelschlägen pochte mein Herz in einen ungewohnt schnellen Rhythmus. Als ein Stöhnen meinen Mund verließ, registrierte ich im Hinterkopf, dass ich keinerlei Kontrolle mehr hatte. Seltsamerweise machte es mir nichts aus.
Seine Hände liebkosten meine Wangen und streichelten meine nackten Arme. Doch das reichte mir nicht. Ich zerrte etwas an seinem Hemd, um es zu befreien. Bevor ich nennenswerte Fortschritte machen konnte, packte er mich sanft an den Oberarmen und drückte mich weg.
An seinen dunklen, verhangenen Augen und stoßweisen Atmen merkte ich, dass Arvid ebenfalls nicht unberührt war. Das erfüllte mich mit Stolz. Doch warum genau hatte er den Kuss abgebrochen?
„Wir sollten nicht weiter gehen", sagte er mit rauer Stimme.
Ich versuchte meine Enttäuschung zu verbergen, doch scheinbar gelang es mir nicht so gut. Er zwang meinen weg gedrehten Kopf wieder zurück und blickte mir in die Augen. „Der Plan war, es langsam angehen zu lassen."
Mein Gehirn wusste, dass er Recht hatte. Aber mein Herz sehnte sich nach Zuneigung und war sich mit meiner pochende Mitte einig. „Hast du das auch von deinem Frauenversteher?", wollte ich wissen.
Arvid ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Da Konrad nie so weit mit einer Frau geht, konnte er mir in der Hinsicht keine Tipps geben. Aber meiner Schwester hätte ich den Kopf abgerissen, wenn sie beim ersten Date mit ihren Partner in die Kiste gesprungen wäre."
„Dafür ist es jetzt wohl etwas spät" erwiderte ich schnippisch. Mein zickiger Tonfall überraschte mich selbst etwas.
Mein Gegenüber fuhr sich nachdenklich durch den Bart. „Da liegst du richtig. Aber nur weil das Kind in den Brunnen gefallen ist, muss man nicht noch Wasser oben drauf schütten."
Durch tiefes Ein- und Ausatmen versuchte ich den Drang zu schmollen zu widerstehen. Schließlich sah ich ihn wieder an und entschied mich für einen Themenwechsel. „Wer ist heute Abend alles beim Essen dabei?"
„Meine Schwester Annabelle, ihr Mann René und ihre Kinder Jakob und Ella. Die beiden sind 7 und 4 Jahre alt. Dazu Konrad und sein Partner Benjamin, der von allen nur Benni genannt wird. Wir sind heute eine kleine Runde."
Ich versuchte beim aufzählen der Kinder nicht zusammen zu zucken. „Deine Schwester hat schon zwei Kinder in dem Alter? Dafür sieht sie noch recht jung aus", stellte ich erstaunt fest.
Arvid runzelte die Stirn „Annabelle ist 30. Woher weißt du, dass sie jünger ist?"
„Ich habe sie in einem Café getroffen. Oder besser gesagt: sie hat sich zu mir gesetzt."
Die Falten von meinem Gegenüber wurden noch etwas tiefer, falls das möglich war. „Das werde ich noch mir ihr klären. Sie hat kein Recht dazu, sich in meine Angelegenheiten einzumischen" brachte er zwischen den Zähnen hervor.
Die heftige Reaktion erstaunte mich und weckte in mir den Wunsch, sie zu verteidigen – obwohl ich sie kaum kannte. „Sie war sehr nett und hat mir von hier erzählt und mich eingeladen."
Die Gewitterwolken über seinen Kopf schienen immer schwärzer zu werden. Sanft berührte ich ihn am Arm. „Das war keine große Sache, über die man sich aufregen muss" versuchte ich ihn zu beruhigen.
Er verzog die Mundwinkel etwas nach oben, doch es war so gezwungen, dass sein Gesicht einer Fratze glich. „Tut mir leid. Ich mag es nicht, wenn hinter meinem Rücken etwas getan wird."
Ich konnte mir ein kleines Lachen nicht unterdrücken. „Du meinst, du willst immer über alles die Kontrolle haben?"
Da glättete sich seine Miene etwas. „Bin ich so leicht zu durchschauen?"
Ich zuckte nur mit den Achseln. „Ich bin Reporterin, ich kann Menschen gut lesen."
„Das beruhigt mich ungemein" erwiderte Arvid und dieses Mal bekam ich ein echtes Lächeln. „Mein Neffe und meine Nichte sind manchmal etwas wild. Lass dich davon bitte nicht abschrecken."
Eine Traurigkeit erfasste mich, als die Sprache auf die Kinder kam. Wie wohl meine wären, wenn ich die Möglichkeite hätte schwanger zu werden? Wirbelwinde oder eher still?
„Was ist los?", unterbrach Arvid meine Gedanken.
Ich schreckte hoch. „Was? Nichts, alles gut." Dieses Mal war ich es, die das Lächeln erzwingen musste.
Kurz überlegte ich, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte. Dass es mit mir keine gemeinsamen Kinder geben würde. Immerhin hatte er mehrere Zimmer dafür vorgesehen, da wäre es nur fair. Doch es war zu früh für so eine Enthüllung. Es fühlte sich an wie ein Striptease, wenn ich das jemand erzählt hatte. Und so nah waren wir uns noch nicht. Dazu kam, dass ein kleiner, egoistischer Teil von mir weiter die Aufmerksamkeit von so einem gutaussehenden Mann haben wollte. Und das wäre sehr schnell vorbei, wenn er die Wahrheit wüsste, da war ich mich sicher.
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Zwischen Mann und Mate
RomanceTamara war mit ihrem Leben zufrieden. Sie liebte ihren Job und hatte einen guten Ehemann. Doch dann tauchte Arvid auf. Und sie begann sich zu fragen, ob es noch etwas besseres als "zufrieden" gab. Triggerwarnung: Das Buch enthält Ehebruch, Gewalt un...