40. Kapitel

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Arvids PoV


Als ich die Tür zu meiner Wohnung geöffnet hatte, blickte ich sofort Tamara an, um mir keine Reaktion von ihr entgehen zu lassen. Sie war sehr beeindruckt, das konnte ich wahrnehmen. Doch ob sie sich vorstellen konnte, hier zu wohnen? Ihr war noch nicht bewusst, wie viel davon abhing.

Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, um meine Erregung unter Kontrolle zu bekommen. Es war sehr wichtig, dass ich mich unter Kontrolle hatte. Heute war der Tag der Entscheidung – oder zumindest Vorentscheidung. Das durfte ich nicht vermasseln.

Doch das war leichter gesagt als getan. Ein unwiderstehlicher Duft umgab sie – Honig mit einer fruchtigen Note, die mich an Erdbeeren erinnerte. Dazu das wunderschöne Kleid, das ihre Kurven perfekt in Szene setzte. Ich musste noch nicht mal die Augen schließen, um mich daran zu erinnern, wie sie nackt aussah. Und was für Geräusche sie von sich gegeben hatte, als ich tief in ihr versunken war.

Ich rief meine Gedanken zur Ordnung. Wenn alles nach Plan lief, hatten wir noch viele Jahre, wo wir alles miteinander machen konnten. Da musste ich mich nicht jetzt wie ein Wilder auf sie stürzen. Wobei die Versuchung immer mehr stieg. Seit dem verhängnisvollen Abend, konnte ich an fast nichts anderes mehr denken. Doch es war zu früh für sie gewesen, das war mir jetzt klar. Aber verdammt, ich war nur ein Mann. Noch dazu einer, der gar nicht anders konnte als sie zu begehren. Und dann stand sie da plötzlich nackt vor mir. Da konnte ich nur schwach werden.

Jetzt glänzten ihre Augen, als sie den Flur musterte. Ich schaute mich um und versuchte die Umgebung mit ihren Augen wahrzunehmen. Die Wände waren alle in klassischem weiß gehalten. Hier war eine Garderobe im Eingangsbereich. Die Möbel waren von einem hellen Holz, weil der Gang insgesamt etwas düster war und ohne Fenster.

Ich räusperte mich „hier links ist das Bad." Ich öffnete die Tür und ließ sie eintreten. Es gab eine Badewanne und eine begehbare Dusche. Beides war groß genug für zwei. Ob sie das wohl registrierte? An ihrer amüsierten Miene meinte ich es ablesen zu können.

Der nächste Raum würde die größten Schwierigkeiten machen. „Hier ist das Schlafzimmer" ich ging voraus und versuchte etwas Abstand zu bekommen. Das king size Bett hatte einen hellbraunen Überzug. Als ich es betrachtete stellte ich mir vor, wie Tamara sich nackt... Tief durchatmend unterdrückte ich die Erregung. Ich seufzte erleichtert, als mein Gast sich nur kurz umschaute und dann wieder in den Flur ging. Damit war das Schlimmste geschafft.

„Hier sind links und rechts noch einige freie Zimmer. Geplant ist, dass sie irgendwann einmal Kinderzimmer werden" bei meiner Erklärung beobachtete ich Tamara genau. Deshalb nahm ich wahr, wie sie zusammen zuckte und ein Schatten über ihr Gesicht huschte. Mein Gefühl sagte mir, dass da irgend etwas nicht passte. Ich vermerkte es gedanklich. Zum Nachbohren wäre später immer noch Zeit. Heute war es wichtig, dass sie sich wohlfühlte. Und an ihrem Herzschlag merkte ich, dass sich da gerade etwas geändert hatte.

Schnell ging ich in den Wohn- und Essbereich. Dort dominierten dunkle Möbel und eine braune Ledercouch. Nervös wartete ich auf ihr Urteil. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie maskulin der Raum eingerichtet war. Nicht ganz so sehr wie das Arbeitszimmer, aber nahe dran. Immerhin gab es große Fenster und bunte Vorhänge. Die hatte Annabelle ausgewählt.

„Der Raum passt zu dir" stellte Tamara lächelnd fest.

Ich lächelte zurück „wenn er dir zu dunkel ist, können wir gerne etwas anpassen. Neue Möbel oder so." An ihrem verwirrten Blick merkte ich, dass ich zu schnell nach vorne geprescht war. Schnell versuchte ich das zu korrigieren. „Also, ich wollte damit nicht sagen, dass du morgen hier einziehen sollst. Nicht, dass es mir etwas ausmachen würdest, nicht dass du was falsches denkst. Aber wenn du hier einziehst, können wir gerne Sachen verändern, wenn du dich unwohl fühlst."

Sie lachte laut auf „ich wusste gar nicht, dass du auch nervös sein kannst." Erleichterung durchflutete mich. Scheinbar nahm sie meine Ausschweifungen nicht zu ernst.

Die Küche blieb als letzter Raum übrig. Immerhin die war in hellen Farben gehalten. Die Arbeitsplatte war grau gemustert und die Schränke weiß. Ich schätzte die Höhe der Arbeitsfläche ab. Wenn ich mich nicht irrte, war sie perfekt. Wenn Tamara da drauf saß, konnte ich...

„Sehr hübsch hast du es hier" unterbrach die Frau meiner Träume meine sich verselbstständigenden Gedanken.

„Vielen Dank. Deine Meinung bedeutet mir viel, mehr als du dir vorstellen kannst."

Ihr Lächeln wirkte immer noch nicht ganz echt. Irgend etwas bedrückte sie. Und ich wusste nicht, wie ich sie aufmuntern konnte.

„Möchtest du einen Kaffee und ein paar Kekse? Du kannst dich schon einmal aufs Sofa setzen, ich bringe es dir dann."

„Das wäre nett, vielen Dank" meine Augen wanderten zu ihren Hintern, als sie zurück ins Wohnzimmer ging. Sie blickte zurück und an ihren hochgezogenen Augenbrauen sah ich, dass sie genau wusste, was ich tat. Ich riss mich zusammen und schaltete den Kaffee-Vollautomaten ein. Alles schön langsam angehen, sagte ich mir wie ein Mantra immer wieder.

Bis ich zwei Tassen gefüllt und zusammen mit Keksen, Milch und Zucker auf ein Tablett drapiert hatte, hatte ich mich wieder unter Kontrolle.

Wir saßen zunächst schweigend auf den Sofa. „Deine Augen sind so schön. Ich könnte den ganzen Tag dort hinein schauen und darin versinken."

Tamara prustete los und stellte die Tasse auf den Tisch, die sie gerade in der Hand hatte. „Aus welchem Liebesroman hast du denn den Spruch?"

Ertappt schreckte ich etwas zurück. Schnell fing ich mich wieder und schaffte es hoffentlich gekränkt auszusehen. „Konrad meinte, dass Komplimente immer funktionieren."

„Wer ist Konrad?" erkundigte sie sich.

„Mein Be...ster Freund. Er kann sehr gut mit Frauen umgehen. Quasi ein Frauenversteher" erklärte ich achselzuckend.

„Ein Schwerenöter, der eine Reihe gebrochener Herzen hinter sich herzieht?"

„Gebrochene Herzen kann ich nicht beurteilen. Aber die Frauenwelt ist immerhin in einer Hinsicht vor ihm sicher: er lebt mit seinem Freund in einer glücklichen Partnerschaft. Aber es ist sehr nützlich, wenn man an Informationen kommen möchte. Er schafft es mit seinem Charme jede zu bezirzen."

Tamara lehnte sich im Sessel zurück und starrte ins Nichts, als würde sie überlegen. „Komplimente funktionieren nur, wenn man sie auch so meint" stellte sich schließlich fest.

„Vielleicht sollte ich noch etwas üben. Ich finde dich übrigens wunderschön in deinem Kleid. Es betont genau die richtige Stellen."

Kurz hatte ich Angst, dass sie sich wieder über mich lustig machen würde. Doch zu meiner Überraschung lächelte sie und bedankte sich. Wenn das mal nicht ein guter Einstieg war.

Mit der Hand fuhr ich über ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre Unterlippen. Mit einem Mal war die Stimmung verändert. Man konnte wahrnehmen, dass Spannung zwischen uns herrschte. Es war ein Wunder, dass keine Funken stoben.

Ich senkte meine Stimme „hast du darüber nachgedacht? Wie es sich anfühlen würde, wenn sich unsere Lippen berühren?"

Erwartungsvoll sah sie mich an und nickte fast unmerklich.

„Willst du, dass ich dich jetzt küsse?", fragte ich. Innerlich bebte ich. Ich wusste nicht, ob ich es überleben würde, wenn sie mich jetzt ablehnte.

Leise hauchte sie „ja, bitte küss mich!"


Zwischen Mann und MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt