Die Tür öffnet sich und zwei Frauen in langen, weißen Kitteln kommen herein. Begleitet von einem halben Dutzend Friedenswächtern. Sie eilen heran und ehe ich etwas anderes tun kann, als zuzugucken, haben sie Annie Beruhigungsmittel gespritzt. Sie hat aufgehört zu schreien, doch nun liegt sie schluchzend und zitternd zusammengekauert am Boden. Jetzt reicht es mir. Ich springe auf und renne auf die Friedenswächter zu, dieschneller reagieren, als ich erwartet habe. Einer packt meine Arme und dreht sie mir auf den Rücken. Ich bin wütend. Ich schreie.
"Ihr scheiß Arschlöcher. Ihr habt sie getötet! Ich hasse euch! Ihr gehört eingesperrt!"
Dann spüre ich eine Hand auf meinem Mund und mir entweicht nur noch unsinniges Gebrabbel. Ich zucke zusammen, als auch mir eine Nadel in den Arm gesteckt wird und sich kurz darauf mein gesamter Körper so sehr entspannt, dass ich beinahe zusammenbreche. Nur der Friedenswächter, der mich nun mit aller Kraft an sich drückt, hält mich noch auf den Beinen. Eigentlich könnte er mich nun loslassen, ich habe sowieso keine Kraft mehr, mich zu verteidigen oder wegzulaufen, aber er hält mich fest in seinen Armen.
"Es reicht! Lasst sie los!", höre ich da Katniss' barsche Stimme. "Ich werde sie zurück in ihre Wohnung bringen. Morgen ist ein anstrengender Tag und ihr wollt doch nicht Schuld sein, wenn die Stylisten ein einziges Wrack als Model kriegen. Da hilft dann selbst das beste Make-up nicht."
Sofort merke ich, wie ich losgelassen werde und beinahe hinfalle. Ich stütze mich am Rand des Bettes ab und setze mich hin. Kurz darauf schlägt die Tür zu und die Friedenswächter sind verschwunden. Ich wusste gar nicht, dass Katniss einen solchen Einfluss hat. Ich dachte, sie wurde nach Distrikt 12 verbannt und dürfte nicht so oft ins Kapitol reisen, aber es sieht so aus, als hätte sie die Spiele komplett unter ihrer Kontrolle. Irgendetwas läuft hier gewaltig schief.
Ich spüre ihre Hand in meiner und auch, dass ich mich langsam in Bewegung setze, doch ich realisiere es nicht wirklich. Annie ist aufgestanden und hat sich auf eines der Betten gelegt, immer noch verzweifelt am schluchzen. Warum bin ich dabei den Raum zu verlassen? Ich sollte hier bleiben. Und trotzdem folge ich dem Spotttölpel aus dem Zimmer. Neben Katniss fühle ich mich ziemlich klein, dabei war sie doch mal meine Freundin. Wir sind gleich alt und doch behandelt sie mich so, als wäre ich ein kleines Kind, um das man sich sorgen muss. Eigentlich sollten wir auf Augenhöhe sein.
Wahrscheinlich weiß sie wirklich nicht, wer ich bin. Und sie hat sich so verdammt verändert. Ich hätte gerne die alte Katniss zurück. Und wo wir schon gerade dabei sind, hätte ich doch wirklich gerne mein altes, sorgenfreies Leben zurück.
Ich versuche ihr meine Schwäche nicht zu zeigen, versuche aufrecht zu gehen, während ich ihr die Gänge entlang folge. Schweigend laufen wir nebeneinander her, bis wir vor einem Aufzug stehen und Katniss einen der vielen Knöpfe drückt.
Erst als wir den Aufzug betreten und dieser nach oben fährt, sagt Katniss etwas.
"Wie hast du das gemacht?"
Verwirrt schaue ich sie an. Wie habe ich was gemacht?
Sie scheint meine Verwirrung zu spüren. "Sie haben dir auf den Kopf geschlagen. Du hattest eine riesige Wunde am Kopf und hast viel zu viel Blut verloren. Sie dachten, du seist tot. Und jetzt stehst du hier und du bist okay. Wie konnte die Verletzung so schnell heilen?"
Ein heiseres Lachen entfährt mir. Ich bin okay? Wirklich? Ist das ihr ernst?
"Ich hatte nicht vor zu sterben", antworte ich ihr. Dann sage ich nichts mehr. Soll sie doch darüber grübeln. Sie nickt, als ob sie verstehen würde.
Der Aufzug hält im zwölften Stock und die Türen schwingen auf. Ich gehe geradewegs auf mein Zimmer zu, doch dort bleibe ich in der geöffneten Tür stehen.
Katniss scheint mir folgen zu wollen, doch ich versperre ihr den Weg.
"Ich wünschte wirklich, du würdest dich an mich erinnern. Ich dachte, ich sei dir wichtig gewesen, weißt du. Da habe ich mich wohl getäuscht. Dem Spotttölpel ist einzig und allein er selbst wichtig. Und natürlich die Rache. Darum geht es hier doch, oder? Um Rache. Was denn auch sonst." Das Letzte murmle ich nur noch vor mich hin. Ich schaue sie traurig an, nicht sicher, ob sie mich verstanden hat.
Dann schlage ich die Tür zu und lehne mich einen Moment gegen sie, bevor ich auf die Knie sinke und den Kopf in meinem Schoß vergrabe.
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Die Tribute von Panem - Die Rache der Distrikte
FanfictionVor der Bombardierung von Distrikt 12 floh Madge in die Wälder Panems. Dort wurde sie von dem Kapitol aufgelesen und durch verschiedene Experimente geführt. Die Folge: Unsterblichkeit. Mit dem festen Willen, eine Möglichkeit zu finden, sich das gra...