Heaven - Teil 28

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Ich laufe... laufe, so schnell wie ich kann. Ohne mich umzusehen, laufe ich um mein Leben, dessen Wert mir erst jetzt bewusst geworden ist.
Obwohl ich sie nicht sehen kann, weiß ich, dass die Mutation, vor der ich weglaufe, nicht mehr alleine ist. Ich höre die schrillen Töne, die die Geier von sich geben; höre das tötliche Flügelschlagen und das Schnappen ihrer Schnäbel. Ich fühle mich so schutzlos wie noch nie zuvor in meinem Leben und werde von einer so fürchterlichen Panik erfasst, dass ich Mühe habe, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Ich renne den Berg an einer Seite ein Stückchen hinunter, werfe mich auf den Boden, um den Vögeln auszuweichen und renne dann wieder hinauf. Dies wiederhole ich an verschiedenen Orten, das Brennen in meiner Lunge ignorierend. Dabei erkenne ich, dass die Arena um den Berg herum noch immer in verschiedene Areale aufgeteilt ist. Als ich einen kleinen Wald mit hohen Bäumen erkenne, kommt mir eine Idee. Gedankenverloren renne ich in meine beiden letzten Gegner hinein.

Eine geschlagene Sekunde lang schauen wir uns verwirrt an, dann rufen wir gleichzeitig "In den Wald!" und rennen den Berg hinunter. Es sind drei Vögel die uns verfolgen. Einer für jeden von uns.
Der Weg nach unten dauert nicht halb so lange wie der Weg nach oben, aber dies kann auch daran liegen, dass wir dabei sind, um unser Leben zu rennen. Vielleicht ist der Weg auf dieser Seite aber auch einfach kürzer, denn schon nach kurzer Zeit erreichen wir die schützenden Bäume des Waldes. Meine Mittribute sind dicht hinter mir und ich muss schmunzeln, als mir klar wird, dass die Spielmacher es in diesem letzten Spiel nicht geschafft haben, uns aufeinander aufzuhetzen, sondern sie ein unsichtbares Band geschaffen haben. Wir stehen auf einer Seite. Aber nur einer von uns kann überleben.
Im Laufen vergewissere ich mich, dass der Weg vor mir frei ist, bevor ich meinen Kopf leicht nach hinten neige und den beiden zu verstehen gebe, dass wir uns aufteilen müssen. Wir haben keine Chance, wenn wir gegen drei von diesen Dingern gleichzeitig kämpfen müssen. Dann überlebt kein einziger von uns.
Ich biege nach rechts ab und sehe im Augenwinkel, wie die anderen beide nach links abbiegen. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen. So viel Dummheit wird sie noch das Leben kosten.

Wie erwartet folgt mir nur ein Geier, die anderen haben ein anderes Ziel. Ich laufe ein Stückchen, dann springe ich nach links hinter einen Baum. Von seinem Schwung gesteuert, fliegt der Vogel weiter geradeaus, was mir einen kleinen Vorsprung beschert. Jetzt laufe ich im Slalom den Berg weiter hinunter. Weiter in Richtung Kraftfeld.
Als dieses endlich in Sichtweite ist, macht sich eine unangenehme Stille bemerkbar. Aus Verwunderung bleibe ich stehen und erkenne, dass der Geier verschwunden ist. Dann ertönt ein Kanonenschuss. Und noch ein weiterer.

Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass es bedeutet, dass ich die letzte Überlebende bin. Ich habe die Hungerspiele gewonnen.
Dann rast mein Geier mit lautem Schrei auf mich zu.

Die Tribute von Panem - Die Rache der DistrikteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt