Heaven - Teil 15

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Als ich am Morgen erwache und die Augen aufschlage, stoße ich zu aller erst einen grellen Schrei aus. Am Fußende des Bettes sitzt Jasper und grinst mich an. "Guten Morgen. Na, gut geschlafen?"Ich starre ihn mit weit aufgerissen Augen und geöffnetem Mund an. "Jetzt schau mich doch nicht so erschrocken an. Du hast den Vormittag frei, bevor das Training anfängt und ich dachte mir, du hättest vielleicht gerne Gesellschaft."Ja, hätte ich wirklich gerne. Aber verdammt, ich hab nur ein Nachthemd an!

Ich nicke und Jasper wedelt fröhlich aus dem Raum heraus. "Ich sage eben bescheid, dass du wach bist und die anderen mit dem Frühstück auf dich warten sollen. Bin gleich wieder da."Und weg ist er. Ich schüttle lachend den Kopf. Er ist so verrückt, dass es schon fast niedlich ist. Ich schwinge mich schnell aus dem Bett, bevor Jasper wieder da ist und laufe zum Kleiderschrank. Ich ziehe mir ein geblümtes, knielanges Kleid an und laufe dann ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen. Dann ist Jasper auch schon wieder da und hilft mir dabei, meine Haarmähne zu bändigen. Als ihm auffällt, dass ich immer noch die Krallenfingernägel habe, befiehlt er mir, mich hinzusetzen und ich beobachte ihn dabei, wie er sie mit geübten Bewegungen schnell entfernt. Dann zieht er mich mit in das Speisezimmer unserer Suite. Cecilia und Wisdom sitzen schon am Frühstückstisch und Jasper und ich lassen uns gegenüber in die bequemen Sessel fallen. "Esst schnell auf und genießt den Vormittag", sagt Cecilia. "Um 1 Uhr treffen wir uns wieder hier oben und dann geht es zum Training. Ihr habt ungefähr 3 Stunden. Bitte seid pünktlich." Dann ist sie still und schweigend frühstücken wir. Die Blicke, die Wisdom uns zuwirft, vermag ich kaum zu deuten. Ich grüble darüber nach, erkläre es aber letztendlich als nichtig und widme mich wichtigeren Dingen.

Kaum habe ich aufgegessen, zieht mich Jasper aus dem Raum. "Hey, wohin willst du?", frage ich ihn lachend. "Na raus. An die frische Luft. In den Garten.""Garten?""Ja. Euch ist es erlaubt, in den Garten zu gehen. Sie wollen euch nicht einsperren. Allerdings sind dort überall Wachen...". Entschuldigend schaut er mich an.

Ich strahle und lasse mich von ihm mitziehen. Wir fahren mit dem Fahrstuhl hinunter und als wir den Garten betreten, blendet mich strahlender Sonnenschein. Was für ein schöner Tag es wäre, müsste ich ihn nicht hier verbringen und auf mein Schicksal warten. Jasper und ich gehen spazieren und er erzählt mir mehr über die Situation in den Distrikten, ich erzähle ihm von meinem Leben im Waisenheim. Ich erhasche einen kurzen Blick auf Story, aber entweder will sie mich nicht erkennen oder sie kann es nicht. Ich ignoriere den Schmerz in meiner Brust, den ich dabei spüre. Sie ist meine beste Freundin. Wie kann sie in der kurzen Zeit, die uns noch bleibt, nur so sein? Sie weiß doch ganz genau, dass ich hier bin. Warum will sie mich nicht sehen?

Wir werden beide bald tot sein. Irgendwie muss ich es doch akzeptieren können. Ich beobachte Jasper. Irgendwie fasziniert er mich. Er ist so ernst und gleichzeitig so fröhlich. Und so lieb...Irgendwann, als sich der Garten fast komplett geleert hat, schaut Jasper auf seine Armbanduhr und zieht mich hektisch wieder zurück zum Hotel. Nun muss ich zum Training. Werde ich solch einen Tag je wieder erleben? Mit strahlender Sonne und einem Spaziergang durch einen Garten? Ich glaube nicht...

Die Tribute von Panem - Die Rache der DistrikteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt