Heaven - Teil 24

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Früh am Morgen hatten wir die Wache wieder gewechselt, sodass ich erst wieder aufwache, als die Sonne schon hoch oben am Himmel steht. Es sollte nicht mehr allzu lange dauern, bis die Geschenke erscheinen. Mein Verbündeter und ich packen unsere Sachen zusammen und machen uns kampfbereit. Langsam schleichen wir uns zum Ende des Irrgartens, von wo aus wir das Füllhorn beobachten können. Noch ist es still und es ist niemand zu sehen. Ob die anderen Tribute sich hierher trauen? Mit Sicherheit! Wir haben nur noch drei Gegner. Wenn sie alle hier aufkreuzen, heißt das, dass es der finale Kampf sein könnte. Und trotzdem habe ich keine Angst. Ich bin nervös und beim Gedanken an Jaspers Warnung macht mein Herz einen Satz, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den Kampf überstehen werde. Wieso sonst bin ich hier? Ich habe meine Waffe und außerdem ist Joe an meiner Seite. Auch er wird überleben. Doch was dann? Ich werde das Bündnis auflösen müssen, auch wenn ich nicht so gerne wieder alleine wäre. Allerdings wäre es noch schlimmer, wenn ich ihn am Ende töten müsste...

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als der Boden unter uns vibriert, eine Stelle sich am Füllhorn öffnet und ein Runder Tisch herausgefahren wird. Auf ihm befinden sich 5 Rucksäcke, jeweils mit einer Nummer. Dann ist es wieder ruhig.

Ich werfe Joe einen Blick zu, doch er schüttelt den Kopf. Also warten wir noch. Doch es geschieht nichts. Ich umklammere meinen Degen fester, dann mache ich einen Schritt nach vorne und verlasse somit mein Versteck. Joe folgt mir und genau in diesem Moment stürmt von rechts ein kleines Mädchen in Richtung des Tisches. Ich renne los und bemerke jetzt erst, dass von der anderen Seite aus ebenfalls zwei Tribute in Richtung Füllhorn unterwegs sind. Das verwirrt mich so sehr, dass ich stolpere und meinen Sturz nur abfedern kann, indem ich meine Waffe loslasse. Diese kullert zurück in Richtung der riesigen Hecken und ich schaue ihr bestürzt hinterher. Joe kommt angerannt und hilft mir auf. Er zögert einen Moment, bevor er mir sein Schwert in die Hand drückt und selber seine Wurfmesser zieht. Bevor ich mich darüber wundern oder ihm danken kann, rennt er schon weiter und ich laufe ihm nach. Wir stehen jetzt direkt vor dem Füllhorn. Eigentlich könnte ich meinen Rucksack nehmen und verschwinden. Doch irgendetwas hält mich davon ab. Vielleicht ist es dieses Gefühl, dass ich Joe nicht alleine lassen kann, jetzt wo ich seine Waffe habe, eventuell aber auch die Sehnsucht danach, endlich wieder aus dieser Hölle herauszukommen und dazu muss ich kämpfen. Besser jetzt mit Joe zusammen, als später alleine. Ich darf nicht einfach fliehen. Ich hebe das Schwert. Es ist viel schwerer als mein Degen und fühlt sich falsch in meiner Hand an. Doch diese Waffe kann mir das Leben retten, weswegen ich mich zusammennehme und nach meinen Gegnern umschaue. Plötzlich sehe ich, dass das kleine Mädchen auf mich zugerannt kommt. Ich hole mit dem Schwert aus, doch noch bevor ich zugeschlagen habe, weiß ich, dass ich sie verfehlt habe. Wie hätte ich mit dem Ding denn auch treffen können? Es kostet mich ja schon jede Mühe das Teil überhaupt anzuheben. Ich schrecke zusammen, als das Schwert doch auf etwas trifft. Mit weit aufgerissenen Augen schaue ich auf ein anderes Mädchen. Ich habe sie an ihrem Arm getroffen, während das kleine Mädchen verschwunden ist. Meine Gegnerin schaut mich mit hasserfülltem Blick an und sticht mit einem kleinen Messer zu. Darauf war ich nicht vorbereitet. Der Schmerz durchzuckt meinen gesamten Körper. Ich spüre die Wunde bevor ich sie überhaupt sehe. Sie hat mich stark am linken Bein erwischt. Die Zähne zusammenbeißend hebe ich das Schwert wieder hoch und greife an. Sie ist flink und weicht meinen Schlägen aus, doch sie kann sich so gut wie nicht wehren. Schon nach kurzer Zeit habe ich ihr das kleine Messer aus der Hand geschlagen und ihre einzige Waffe ist ihr Bogen, der im Nahkampf wenig nützt, zumal so viel Blut aus ihrem Arm sickert, dass sie wohl kaum dazu imstande ist, ihre Waffe zu halten. Doch ich habe sie wohl unterschätzt. Sie zieht einen Pfeil heraus und versucht, ohne ihn in den Bogen einzulegen, mich damit zu treffen. Ich ducke mich weg und hebe den Arm, um einen erneuten Angriff zu starten, doch genau in diesem Moment trifft sie mich mit ihrer Pfeilspitze am Arm. Es pocht und Blut sickert aus der Wunde, doch es ist zu ertragen. Ich halte mitten in der Bewegung inne und sie starrt mich überrascht an. Dann drehe ich mich, hole aus und steche mit dem Schwert so zu, wie ich es mit meinem Degen getan hätte. Ich merke, wie sich die Waffe in das Fleisch meiner Gegnerin bohrt. Sofort sinkt sie zu Boden und ihre Augen verdrehen sich. Sie ist tot. Einen Moment lang betrachte ich angewidert den Leichnam. Schon habe ich ein weiteres Leben genommen. Sie ist tot, meinetwegen. Erst der Kanonenschlag, der ihren Tod verkündet, holt mich zurück in die Wirklichkeit. Ich blicke mich um. Dort steht Joe und starrt mich völlig verwirrt an. Die anderen Tribute sind verschwunden.



Die Tribute von Panem - Die Rache der DistrikteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt