Nacheinander halten die Wagen an, als wir eine große Bühne erreicht haben. Präsidentin Paylor steht auf, als alle Wagen zum Stehen gekommen sind und fängt an zu sprechen. Ich hatte mich eigentlich wieder entspannt, doch als ich sie sehe, hätte ich beinahe erneut wütend gefunkelt. Sie stellt sich vor das Mikrofon und öffnet den Mund, um zu sprechen. Während ich ihren Worten lausche, schaue ich mich um und suche mit meinen Augen die Wagen nach Story ab.
„Willkommen. Willkommen liebe Distriktbewohner, willkommen Tribute. Wir haben uns heute hier versammelt, um die Ironie dieser Situation zu feiern. Vor einem Jahr fuhr Katniss noch mit Peeta hier vor. Und heute unterliegt das Kapitol den Distrikten. Die Distrikte haben ihre Freiheit wieder. Ein letztes Mal werden Kinder in die Hungerspiele geschickt, als Zeichen dafür, dass keiner seine Kinder gerne sterben sieht. Dass keiner seinen Kindern beim Sterben zugucken will. Für diesen letzten Zug der Rebellion und des Krieges, wurde die Arena der letzten Spiele noch einmal aufgebaut. Zum Schluss möchte ich den Tributen noch eines sagen: Fröhliche Hungerspiele - und möge das Glück stets mit euch sein."
Sie verstummt und lauter Jubel dringt an meine Ohren. Wir Tribute schauen uns alle fragend an. Die Arena der letzten Spiele? Mir wird bewusst, wie absurd das eigentlich ist. War diese wirklich so nah dran, dass man sie von hier aus erkennen kann? Sie hat ja jetzt nun nicht wirklich viel verkündet, was wir noch nicht wussten. Ich zucke mit den Schultern. Ich hab es verstanden. Ich werde bald ihr Experiment sein. Alles Menschliche an mir wird sterben. Aus Rache der Distrikte. Nur dass ich ironischerweise mal einer von ihnen war.
Ich schließe die Augen und mein Wagen setzt sich wieder in Bewegung. Wir fahren noch ein Stück weiter bis zum Trainingscenter zurück. Die Menschenmenge löst sich langsam auf. Es gibt hier nun nichts mehr zu sehen und sie werden allesamt wieder weggescheucht.
Am Trainingscenter warten Cecilia und Jasper auf mich und begleiten mich nach oben in unsere Suite. Ich habe keine Gelegenheit, mich mit Story zu unterhalten. Dann eben morgen.
Als die Fahrstuhltüren sich öffnen, reden sie gar nicht mehr lange auf mich ein. Cecilia verschwindet augenblicklich und Jasper zeigt mir schnell mein Zimmer, dann verschwindet auch er mit einem "Gute Nacht, Kleine".
Ich öffne die Tür zu meinem Zimmer und laufe sofort ins Badezimmer. Ich schäle mich aus dem Kostüm, was sich gar nicht als so einfach erweist, da ich den Reißverschluss zunächst gar nicht finde und dann anschließend nicht geöffnet kriege. Als ich es endlich geschafft habe, nehme ich noch das Gebiss heraus, springe unter die Dusche und lasse mir heißes Wasser auf die Haut prasseln. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, es sei der warme Sommerregen und ich würde frei durch meinen Distrikt tanzen. Die Illusion hält nicht lange an, denn die Anstrengung des Tages macht sich durch plötzliche Müdigkeit bemerkbar. Seufzend öffne ich die Augen wieder und fange an, mich zu waschen. Ich warte, bis das Wasser wieder klar ist und die Farbe aus meinen Haaren rausgewaschen ist, bevor ich aus der Dusche steige und mich in eines der weichen Handtücher einwickle. Ich trete ans Waschbecken und mache mich daran, mir die Schminke, die von der Dusche komplett verwischt ist, aus dem Gesicht zu waschen. Dann putze ich mir die Zähne, die sich wegen des Gebisses immer noch ziemlich eklig anfühlen. Ich schnappe mir eine Bürste und gehe nach nebenan in mein Zimmer. Das Kostüm lasse ich dort liegen, wo es ist.
Ich setze mich auf das große Bett und bürste mir langsam durch die Haare. Es tut gut, etwas so normales zu tun, während ich an einem ganz fremden Ort sitze, mit dem Gedanken, in ein paar Tagen wahrscheinlich innerlich tot zu sein. Das können sie mir doch nicht antun. Was soll ich machen? Wie soll ich das Ganze überleben, oder besser gesagt: Wie soll ich das Ganze NICHT überleben?
Ich lasse die Bürste sinken, als ich eingesehen habe, dass meine Haare nun komplett glatt sind und es keinen Sinn macht, noch weiter zu bürsten. Ich seufze erneut, dann stehe ich langsam auf und gehe zu einem großen Kleiderschrank neben der Tür. Ich öffne ihn und nehme das erstbeste Nachthemd heraus, was ich finden kann. Ich ziehe es schnell über und schmeiße das Handtuch auf den Boden, so wie es Jasper vor etwa einer Stunde auch getan hat. Bei dem Gedanken daran muss ich lächeln. Dann kuschle ich mich ins Bett und schließe die Augen. Ich schlafe fast augenblicklich ein.
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Die Tribute von Panem - Die Rache der Distrikte
FanfictionVor der Bombardierung von Distrikt 12 floh Madge in die Wälder Panems. Dort wurde sie von dem Kapitol aufgelesen und durch verschiedene Experimente geführt. Die Folge: Unsterblichkeit. Mit dem festen Willen, eine Möglichkeit zu finden, sich das gra...