Ich werde heilig

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Ich atmete ruhig und gelassen. Mein Herzschlag war normal, was meinen Liebsten sehr erfreute. Er schien beruhigt zu sein, dass ich nun am Leben bin, aber er schien trotzdem noch sehr nervös zu sein, schließlich haben Teufel einige Merkmale. Ihre Zähne sowie auch ihre Augen. ,,Lyra, öffnet eure Augen, bitte.'', sprach er sanft, als er merkte, wie ich mich versuchte aus dem Schlaf zu wecken. Ich wirkte sehr gesund und musste zudem sofort meine Augen öffnen, was meinem Butler einen Schrecken ins Gesicht jagte. Bevor ich „Guten Tag" sagen konnte, setzte er seine Lippen auf meine. Schien es mir nur so, oder ist er vor Glück verrückt geworden? Seine Zunge ging in meinen Mund, aber er schien nicht nach meiner Zunge zu suchen, sondern betastete meine Zähne... Meine Eckzähne. Voller Entsetzen zog er den Mund von mir zurück. ,,Das kann nicht sein...'', fluchte Sebastian und drückte seine Hände gegen sein Gesicht. ,,Was ist los?'', fragte ich beunruhigt und legte meine Hand auf seinen Schoß, die er sofort in die Hand nahm und sie sanft mit seinem Mund liebkoste. ,,Vater hat mir zwar meinen Wunsch erfüllt, aber er will mir unsere Liebe einfach nicht gönnen, Anna-Lyra... oder sollte ich sagen...'', brachte er heraus und schwieg eine Weile, ,,Engel Lyra.'' Ich ließ ruckartig seine Hand los. ,,E-ENGEL?!''<<
Er gab mir sofort einen Spiegel wo ich meine neue Augenfarbe und andere Gesichtsmerkmale begutachten konnte. Meine Augen waren deutlich heller und freundlicher als die vorherigen, die ich hatte. Meine Zähne hatten sich nicht verändert, womit ich eigentlich gerechnet hätte, dass hier spitze Eckzähne wachsen würden. ,,Warum bin ich denn ein Engel?'', fragte ich ihn und legte den Doppelgänger zur Seite, ,,Sag es mir!'' ,,Ich weiß es nicht, Lyra.''<
Auch er schien nicht gerade erfreut zu sein. Trotzdem war ich glücklich am Leben zu sein, wenn man dies überhaupt Leben nennen könnte. ,,Und was muss ich als Engel tun?'', fragte ich neugierig, in der Hoffnung, dass es wenigstens etwas gibt, dass wir zusammen als Teufel und Engel tun können. ,,Das genaue Gegenteil des Teufels.'', sprach er verletzend, was mir die Hoffnung schnell nahm, ,,Wir werden getrennt sein, Lyra.'' Ich drückte mich an seinen Oberkörper. ,,Ich... will nicht von dir getrennt sein!'', brüllte ich in an Ohr und ließ ihn dadurch noch trauriger machen, ,,Allein wenn ich schon daran denke, könnte ich mir eine Sekunde ohne dich nicht vorstellen!'' Nun flossen auch Tränen, was ihn anscheinend auch zum Schluchzen brachte. ,,Ich werde dich immer lieben, Lyra.'', sprach er mir gutherzig zu, was mein Herz zum Springen brachte. Es war so schön, diese Worte aus seinem Mund zu hören. ,,Ich dich auch, Sebastian.''< Er kicherte und strich mir über meine verschwitzen Haare. Nun aber öffnete ich meinen Mund und streckte daraufhin meine Zunge heraus. ,,Dein Teufelssiegel, stimmt. Das muss ich noch entfernen.'', erinnerte er sich daran und war kurz davor es zu entfernen, aber ich konnte ihn noch aufhalten: ,,Nein, warte! So möchte ich wenigstens mit dir in Kontakt bleiben.'' Er lächelte und fuhr mit seiner Nasenspitze über meine nach. ,,Wie ihr wünscht.''<
Ich drückte seinen Kopf dennoch zurück, da er mich sofort wieder küssen wollte und ich noch eine Frage hatte: ,,Sebastian, was ist dann aber mit meiner Rache?''
Er seufzte. ,,Ach ja, das hätte ich dir noch erzählen sollen.'', begann er zu reden und setzte mich auf seinen Schoß, wo er mich mit seinen Armen dicht an meinen Oberkörper drückte, ,,Die Campania ist untergegangen mitsamt deiner Großeltern. Sie wurden nicht ermordet, sie sind einfach ertrunken. Es stimmt zwar schon, dass Menschen auf dem Schiff waren, die gemordet haben, aber das ist eine laaaaaaaaaange Geschichte, junge Herrin.'' ,,Wozu bist du dann mit mir einen Vertrag eingegangen?'', fragte ich geschockt und wurde von ihm an meinem Dekolleté geküsst. ,,Weil ich sofort spürte, dass wenn ich näher bei euch wäre, wir uns ineinander verlieben würden und dies wollte ich mir nicht entgehen. Schließlich wusste ich nicht, was es heißt sich zu lieben.''< Ich lächelte auf und war gerührt von seinen romantischen Worten. Danach herrschte kurze Stille, die der Teufel aber sofort unterbrach indem er mich sanft küsste. ,,Wo ist Undertaker?'', hakte er nach, wo ich die Antwort diesmal nicht wusste, ,,Also ist er spurlos verschwunden?'' Ich nickte, ließ mich aber davon nicht beirren und genoss unsere Knutscherei. Ich wollte diesmal mehr, jetzt da ich meinen Körper wieder zurück hatte. Aber Sebastian schien nicht so sehr begeistert zu sein, weswegen er alle Zungenküsse ablehnte. ,,Sebastian, was ist los?''<
,,Ich darf dich jetzt nicht mehr so leicht berühren, wie vorher.'', begründete er und strich mir über meine Wangen, ,,Du bist schließlich ein Rang höher als ich.'' Ich unterbrach ihn schockiert: ,,Was heißt hier "Rang höher"?! Nur weil ich ein heiliges Wesen bin und näher an Gott stehe als die Teufel?'' Er schaute verständnisvoll zu mir und ließ mich weiter sprechen: ,,Du kannst sogar zu einem Engel hinabsteigen und zu einem Teufel aufsteigen! Das ist Ansichtssache. Deswegen, sag niemals, dass ich einen Rang höher wäre als du, verstanden?'' Er kicherte danach. ,,Du steigerst dich aber sehr hinein, mein Engel.''< ,,Nenn mich nicht Engel!''<<
Sein erleichtertes Schnaufen ließ mich vergewissern, dass er froh war, dass ich noch am Leben war. ,,Und ich dachte, ich hätte dich verloren.''<
,,Du wirst mich nie verlieren, Sebastian.''<<
Seine behandschuhten Hände drückten mich von seinem Schoß, sodass ich nun stehend vor ihm stand. ,,Sollen wir langsam aufbrechen, Lyra?'', fragte er mich und richtete sein Jackett, wo ich nur nachdenken konnte. ,,Und die Bediensteten?'', fragte ich besorgt. Er lächelte nur. ,,Ich werde ihnen schon etwas ausrichten. Und außerdem können wir ja immer noch zurückkehren um eine Art "Urlaub" zu machen."< Ich nickte verständlich.
,,Du brauchst auch nichts zu packen, Liebste. Schließlich wird dir im Himmel alles vorbereitet. Also dann, wollen wir?'', fragte er mich grinsend, als er seine Hand nach mir ausstreckte. Ich erkannte diesen unzufriedenen Gesichtsausdruck in ihm, wo ich kurz zögern musste, aber dann schließlich einwilligte. ,,Ja, wir können los!'' Ich berührte die seine und ließ mich von ihm in ein helles Licht ziehen, was sehr warm und verträumt erschien. Trotz alledem, was ich erlebt hatte, war das bis jetzt ein eins der größten Erlebnisse. Und diese Zukünftigen darf ich dann eventuell mit Sebastian Michaelis, meinem heimlichen Freund verbringen.

~Einen Butler Zum Bräutigam~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt