Ich werde verletzt

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Sebastian und ich liefen wieder durch den großen Garten der Hölle. Es war zwar gewöhnungsbedürftig was Geruch und Dunkelheit betraf, aber ich mochte es hier zu sein. ,,Du, Sebastian?'', fragte ich, als ich meinen Arm bei ihm einharkte, ,,Bist du denn der Herrscher der Unterwelt?'' Er schaute zu mir herunter und wuschelte mir durch die Haare. ,,Nicht mehr. Ein anderer Teufel hat die Macht bekommen. Aber da er erst letztens bei einem Kampf unglücklich ums Leben kam, wurde eine Teufelin gewählt, die wirklich gut regieren kann.'', grinste er dreist. ,,Und wie hieß der vorherige Teufel?'', fragte ich als ich weiterhin mit ihm aus der Hölle lief. ,,Claude Faustus, aber das braucht dich nicht zu kümmern.''< ,,Oh, ok.''<<
Er umklammerte anstatt seines Armes seine Hand und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Auf einmal blieb er abrupt stehen und hatte anscheinend etwas gewittert, das gefährlich zu scheinen droht. ,,Versteck dich irgendwo, Lyra.'', befahl er und drückte meine Hand nach hinten, sodass ich mich hinter eins der Häuser verstecken konnte. Ich hielt mir den Mund zu um so jegliche Geräusche meinerseits zu unterdrücken.
,,Was wollt ihr?'', konnte ich meinen Liebsten hören, der mit drei anderen Teufeln sprach. ,,Die Herrscherin wittert einen Engel hier in der Hölle. Du als Schutzwächter hattest den Befehl keinen Engel zu uns zu lassen.'', gab einer der Dreien mit. Der Älteste der Dreien, dessen Namen Korochta war, da Sebastian ihn so gerufen hatte, rief empört: ,,Verdammt, du warst sogar mit ihm in Berührung!'' Den Blick meines ehemaligen Butlers konnte ich gerade noch im Augenwinkel erkennen. Er war verärgert, was ich an seiner Stelle auch wäre. Während die Drei weiterhin mit ihm diskutierten, versuchte ich selbst die Flucht zu ergreifen. Ich wollte Sebastian nicht in Schwierigkeiten bringen und versuchte weiterhin kreuz und quer durch die engen Gassen der verschiedenen Häuser zu laufen. Der Boden war matschig und nass. ,,Einer der Teufel ist verschwunden, LAUF!'', hörte ich die Stimme meines Liebsten in meinen Gedanken. Mein Adrenalin stieg und ließ mich dadurch schneller aber unvorsichtiger rennen. Ich lief so schnell weiter, bis ich einen dumpfen Schlag auf meinen Rücken spürte. Ohne einen Mucks zu sagen, fiel ich auf den Boden und musste feststellen, dass eins meiner Flügel angebrochen war. Es schmerzte sehr und ließ mich aufschluchzen. ,,Hab... ich dich!'', murmelte Korochta, der Teufel von vorhin, der mit seiner Lanze vor mir stand. Anscheinend war er einer der Leibgarden der Herrscherin. ,,Engel haben hier nicht zu SUCHEN!'', brüllte er und versuchte die Lanze auf meinem Kopf aufzuspießen, wo ich aber gerade noch ausweichen konnte und der Gegenstand fest im Matsch landete, ,,Halt doch still!'' Ich rappelte mich auf und rannte weiterhin durch die Gassen, bis ich den langen Weg zum Himmel fand. Nur noch ein paar Häuser waren im Weg, bevor ich das helle Licht ergreifen konnte. ,,Gescha-''< SPLITT! Seine Lanze durchbohrte meine Schulter und ließ mein weißes Engelskleid in Rot tauchen. Mit einem Jaulen landete ich erneut auf dem Boden und hielt mir schmerzhaft die riesige Wunde. Es schmerzt... Es schmerzt so sehr! ,,Du kommst hier nicht raus!'', knirschte er mit den Zähnen und zog die lange Lanze aus meiner Schulter, wodurch ich noch mehr aufschreien musste. Er genoss es, wie ich mir die Seele aus dem Leib schrie, da Teufel von Grund auf böse Wesen waren. Aber Sebastian wirkte nicht wie die Einzelnen. Er war etwas Besonderes!
Aufgebend lag ich auf den Boden und sah, wie mein Engelsblut vergossen wurde. Mir wurde langsam schwindelig und meine Kraft konnte ich nicht mehr einsetzen. Plötzlich ertönte erneut ein dumpfes Geräusch, was nicht auf mich gerichtet war. Erschrocken drehte ich mich zu Korochta, der von einer Person hinter ihm zu Fall gebracht wurde. Es war Angela, die einen riesigen Stein in ihren Händen hielt. ,,Keine Sorge, dir werde ich nicht die Flügel rausreißen.'', grinste sie und ließ den Stein neben sich nieder. Erleichtert ergriff ich ihre Hand und ließ mich von ihr in den Himmel ziehen. ,,Und was ist mit Sebastian?!'', brüllte ich, als ich ruckartig zum Tor gebracht wurde. ,,Solange er nichts von dir erzählt, wird er nicht verdächtigt. Und wenn sie ihn versuchen zu töten, scheitern sie.''< ,,Was meinst du mit „Scheitern?"''<< Sie stoppte am Tor und schaute auf meine Wunde. ,,Engel können von teuflischen Waffen getötet werden, jedoch nicht von Waffen, die die Engel erstellt haben. Andersherum gilt das auch für die Teufel. Also, wenn sie Sebastian töten wollen, müssen sie unsere Waffen stehlen, aber dies wäre zu mühsam um einen einzelnen Teufel zu töten.'', erklärte sie in Windeseile, als sie bemerkte, dass unsere Zeit am Tor schon abgelaufen war. Sie stürmte in den Verarztungsraum, als wir über die Eingangshalle rannten. Sie schaute sich um, um nachzusehen, ob jemand in der Nähe war. Als sie niemanden sah, setzte sie mich auf eins der Plätze und beobachtete meine Wunde. Ich verkniff mir einen kleinen Laut, als sie versuchte meine Wunde zu desinfizieren. ,,Du musst leise sein, sonst hört dich noch jemand.'', gab sie zu und verband meine Wunde fürsorglich. Sie ähnelte einer sehr guten Krankenschwester, die ich als kleines Kind gerne gesehen hätte. ,,Warst du zufällig in deinem vorherigen Leben eine Krankenschwester?'', fragte ich, als sie danach meinen Flügel abtastete. Sie schaute auf und lächelte. ,,Ja, das stimmt.''< Sie überlegte kurz, als sie weiterhin meinen Flügel betatschte. Es tat ein wenig weh, aber es war nicht so schlimm, wie die andere Wunde. ,,Dein Flügel ist angebrochen. Ich werde es mit einem Verband umwickeln und mit einem Stock befestigen.''< ,,Ok, danke.''<< Nachdem sie mich wieder fast geheilt hatte, sprach sie zu mir: ,,Geh in dein Haus. Deine Hausnummer ist 31. Es steht gleich neben dem Arztzimmer.'' Ich nickte und bemerkte, wie sie in die Eingangshalle laufen wollte. ,,Wohin gehst du, Angela?'', fragte ich, als ich ihre Aufmerksamkeit hatte. ,,Uns abmelden. Schließlich ist unsere Dienstzeit schon rum.''< Ich verstand und ging ohne ein Wort in mein Haus, was zwar klein, aber fein war. Überall schwebten kleine Wolken in der Luft herum, mit denen man spielen konnte. Und der Geruch in meiner Wohnung wirkte so erfrischend. Nichts im Vergleich zu der Hölle, jedoch würde ich trotz der vielen Attacken dort bleiben.
,,Anna-Lyra?'', hörte ich eine Stimme, die ich genau im selben Moment umarmten wollte. ,,Sebastian?'', fragte ich erfreut, als sich die Hände meines Liebsten nach mir ausstreckten. Sanft landete ich in seinen Armen, wo ich aber sofort vor Schmerz zusammenzucken musste: ,,Argh...!'' ,,Alles in Ordnung, Schatz?''< Aber als er meine Wunde und meinen angebrochenen Flügel sah, wurde er mitfühlend und sauer zugleich. ,,Dafür werden sie alle büßen!'', brüllte er vor sich hin und ballte seine Faust. Auch wenn er gerade so außer sich war, lehnte ich meinen Kopf an seine Brust. ,,Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen darüber.'', entgegnete ich ihm, was ihn kurz zum nachdenken brachte. Natürlich, es war selbstverständlich, dass er so ausgerastet war, aber dennoch kann er jetzt nicht viel bewirken. ,,Wäre ich nur bei dir gewesen...''<
,,Hör auf dir Vorwürfe zu machen!''<< Er schaute verwundert auf und schaute in mein verzeihliches Gesicht, das ihn sanft anlächelte. ,,Es ist nicht deine Schuld, Sebastian.'', fügte ich hinzu, worauf er mich in den Arm nahm. ,,Ich liebe dich.'', sprach er leise und sanft, als er über meine Arme strich, ,,Du bist mein Ein und Alles.'' Meine Wangen erröteten und ich lächelte. ,,Ich liebe dich auch.''<
Dann aber spürte ich plötzlich ein Stechen im Unterleib, das aber nicht lange anhielt. ,,Kätzchen, was ist los?'', fragte er mich, als ich kurz über meinen Bauch rieb. ,,Sebastian, bist du dir sicher, dass ich nicht schwanger bin?'', entgegnete ich ihm während mein Blick weiterhin auf meinem Bauch lag. Er wollte Ja sagen, wollte sich aber doch vergewissern und suchte in diesem Raum nach Seelen ab, wo er sich, meine und eine andere Seele aufspüren konnte. Er hielt erschrocken seine Hand vor seinen Mund, woraufhin ich nur eine klare Antwort haben wollte. ,,Sebastian! Bin ich es oder bin ich es nicht, sag es mir!''<
,,Du bist... schwanger.'', murmelte er und ließ sich erschrocken auf dem Bett nieder. ,,Was?!''<< Er packte nach meiner Hand und zog mich auf seinen Schoß, wo er sofort weiter erzählte: ,,Die Seele eines Teufels selbst kann ich nicht spüren. Aber im Gegensatz spüre ich die Seelen der Engel, weswegen ich unser Kind anfangs nicht sehen konnte.''
,,Was meinst du damit?!'', fragte ich erschüttert und ließ seine Hände um meine Arme klammern.
,,Unser Kind wird Halbteufel, Halbengel.''<

~Einen Butler Zum Bräutigam~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt