Kapitel 29

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"Ich hatte keine Wahl." Sein Blick durchbohrte mich schon fast. Auch wenn es dunkel war, konnte ich das doch sehr gut erkennen. "Er hätte den Auftrag jemand anderem gegeben und ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn dir dann ernsthaft etwas zugestoßen wäre." "Und was wird mir hier passieren?", fragte ich ihn leise, allerdings war ich nicht besonders erfreut, eine Antwort zu bekommen, schließlich hatte ich keine Ahnung, wie ich ihn einschätzen sollte. "Ich werde dir gar nichts tun, versprochen." Noch war ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob er sein Versprechen wirklich einhalten würde, aber ich hatte wohl keine andere Wahl, als ihm einfach mal Glauben zu schenken.

"Allerdings wirst du hier bleiben müssen." "Und wie lange?" Immerhin musste ich zur Schule gehen und meine Eltern, sowie Sam würden sich große Sorgen machen. "Solange bis deine Eltern bezahlt haben", entgegnete er ungewöhnlich trocken. Sein Blick war auf einmal ganz kalt und bereitete mir Angst. "Und jetzt schlaf was, wir reden morgen weiter. Falls du ein Bad brauchst, ist das direkt da." Er deutete auf eine Tür und verließ dann 'mein neues Zimmer'. Als ich mich wieder auf das Bett plumpsen ließ, hörte ich, wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte. Also hatte er mich eingeschlossen, da musste ich auch gar nicht erst an der Tür rütteln um das festzustellen. Vertraute er mir echt so wenig? Ich wüsste doch auch gar nicht, wo wir waren, wie ich hier wegkommen sollte und wer da draußen nun herumlungerte. Da wo Jason war, waren bestimmt auch viele andere Kriminelle, die etwas von ihm wollten oder ihn fertig machen wollten und es wäre ja wohl nur gefundenes Fressen für sie, wenn ich da jetzt raus spazieren würde.

Langsam legte ich mich in meinen Sachen in das große Bett und kroch unter die Decke. Es war schwer einzuschlafen, nachdem was alles passiert war, doch auf einmal überkam mich eine große Müdigkeit und ich fiel sofort in den Schlaf.

Am nächsten Tag wurde ich schon früh wach. Als ich mich gestreckt und aufgesetzt hatte, schaute ich mich in dem Zimmer um. Erst dann realisierte ich, dass es gar nicht mein Zimmer war und ich mich ja auch gar nicht Zuhause befand. Mit einem müden Blick schaute ich auf den Wecker neben dem Bett. 11:37 Uhr. Sobald ich mich aufgerappelt hatte, wollte ich mein Handy aus meiner Tasche ziehen, doch es war nicht da. Meine Handtasche hatte ich eh nicht, aber das hätte ich mir auch denken können, doch mein Handy hatte ich so gut wie immer in meiner Hosentasche, doch anscheinend hatte Jason das schon gepeilt und es mir abgenommen. War bestimmt Routine, damit seine 'Opfer' keine Hilfe rufen können.

Da ich also nicht an mein Handy konnte, ging ich stattdessen in das angrenzende Bad und stieg aus meinen Klamotten. Es war vielleicht nicht groß, doch es reichte vollkommen aus. Neben einer Dusche, gab es natürlich noch eine Toilette und ein Waschbecken mit Spiegel. Unter dem Waschbecken war zusätzlich ein kleiner Schrank, mit Handtüchern und ein paar Pflegeprodukten. Duschzeug stand bereits in der Dusche, also stellte ich mich in die Dusche und ließ das warme Wasser auf meinen Körper prasseln. Es tat gut und half sogar etwas gegen die Kopfschmerzen die ich hatte.

Als ich fertig war, trocknete ich mich ab und wickelte dann ein Handtuch um meinen Körper. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich ja gar keine frischen Sachen zum anziehen hatte, schließlich nehme ich keine Ersatzsachen mit, wenn ich aus dem Haus gehe. Ich kann ja immerhin nicht ahnen, dass ich die mal brauchen würde, weil ich entführt werde. Mit dem Handtuch ging ich zurück in mein Zimmer und klopfte an die Tür, in der Hoffnung Jason würde mich hören. Es machte nicht den Anschein, also versuchte ich lauter zu klopfen. "Jason!" Ich musste mehrmals rufen, bis ich endlich Schritte hörte, die zuerst lauter wurden und dann wieder verstummten. "Was ist?", murmelte er verschlafen. Anscheinend hatte ich ihn geweckt.

"Hast du was zum anziehen für mich? Ich wollte nach dem Duschen eigentlich nicht wieder die selben Sachen anziehen", erklärte ich ihm. Sofort drehte sich der Schlüssel im Schloss und die Tür wurde aufgerissen. Nun stand ein immer noch müder Jason vor mir, der mich musterte. Letztendlich blieb sein Blick an meinen Brüsten hängen. Es waren also doch alle Männer gleich. Sogar er starrte. Ich würde mich total komisch fühlen, würde ich das bei ihm machen, schließlich waren wir mal unzertrennlich. Ich zog das Handtuch am oberen Rand noch etwas fester zusammen und hielt es auch fest - nur um sicher zu gehen. "Jason?" Er schüttelte kurz den Kopf und sah mir wieder in die Augen. Erst jetzt sah ich ihn mal wieder richtig und besonders live.

Er ist größer und reifer geworden. Somit sieht er auch älter aus. Seine Haare waren zu einem Undercut geschnitten und nach oben gegelt. Ein paar Tattoos schmückten seinen linken Arm und sein Gesicht ist eindeutig schmaler geworden. Seine Kieferpartie und Wangenknochen kam perfekt zum Vorschein. Ich musste gestehen, dass ich dies generell mehr als attraktiv fand und bei ihm sah es einfach geil aus. Er war einfach verdammt hübsch, das konnte ich nicht leugnen. "Hails." Nun war Jason es, der mich aus meinen Gedanken riss. Erst jetzt bemerkte ich, wie ich starrte und richtete sofort meinen Blick peinlich berührt auf den Boden. "Ich habe nichts hier. Ich kann dir höchstens was von mir geben", wiederholte er wohl, was er gesagt hatte, doch selbst, wenn ich mich nicht traute aufzuschauen, konnte ich ein grinsen in seiner Stimme vernehmen. Ich nickte. "Das wäre schon mal ein Anfang." Er verließ mein Zimmer um keine drei Minuten später mit ein paar Sachen von ihm wieder in der Tür zu stehen. Er ließ mir keine Zeit auch nur darüber nachzudenken, ob ich abhauen sollte. Es wäre aber, wie gestern auch schon erwähnt, wohl denkbar schlecht für mich.

Ich nahm ihm die Sachen ab und bedankte mich, bevor ich schnell wieder im Bad verschwand und sie mir anzog. Ich wette Jason hatte schon wieder abgeschlossen und sich zurück in sein Bett verzogen. Da ich ja eh nichts tun konnte ließ ich mir Zeit, während ich mir die Haare föhnte und zu einem lockeren Zopf zusammenband. Schminken konnte ich mich auch nicht, womit auch, Kohle und Erde? Wobei, nicht mal das hatte ich hier, denn dafür müsste ich raus und das durfte ich ja auch nicht. Augen verdrehend stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete mich. Ich hätte schon lieber Schminke, doch zaubern konnte ich noch nicht.

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