Der Kuss war kurz, dennoch sinnlich. Wir unterbrachen den Kuss um kurz nach Luft zu schnappen und schauten uns lange tief in die Augen bis wir uns gleich darauf wieder küssten. Das war der schönste erste Kuss den ich gehabt hatte. Ich hatte mir immer vorgestellt wie es sein würde meinen ersten Kuss zu erleben, und der war einfach atemberaubend...
Unser Kuss wurde immer inniger und irgendwann lag Mustafa
über mich...
Unser Atem ging immer schneller und unregelmäßiger... ich hatte plötzlich so ein unglaubliches Verlangen nach Mustafa...
Als ich spürte wie seine Hand langsam nach unten wanderte, bekam ich es plötzlich mit der Panik zu tun, was Mustafa sofort bemerkt hatte, da er sofort aufgehört hatte und von mir runter gegangen war.
„Tschuldige, wenn ich zu weit gegangen bin...", sagte er immer noch schwer atmend.
„Nein, nein...ich...ich hatte nur noch nie ein Freund und...", sagte ich schüchtern und traute mich ihm nicht in die Augen zu sehen...
„Adelina...das ist doch nicht schlimm...ich würde dich nie zu etwas bedrängen...", sagte er und nahm dabei mein Gesicht in seine großen Hände.
Es wurde mir plötzlich alles zu viel.
„Mustafa...ich...dass war keine gute Idee mich auf dich einzulassen...", sagte ich und war aufgestanden und losgelaufen.
„Adelina, warte!", rief mir Mustafa hinterher.
Ich konnte nicht zurück! Schon die Tatsache, dass er ein Araber war, sagte mir, dass es mit uns nie klappen würde und überhaupt nicht sein durfte...Was sollte ich meinem Vater sagen?! Dass seine einzige Tochter mit einem Araber zusammen ist?! Das würde ihm doch das Herz brechen!
Ich wollte jetzt nicht nach Hause, ich musste mit jemanden darüber reden, und deshalb lief immer noch total verwirrt ich zu Argjenda.Als sie mir die Tür öffnete, schaute sie mich erschrocken an.
„Adelina, was ist passiert?! Du siehst gar nicht gut aus!"
„Darf ich rein?", fragte ich leise den Tränen nahe.
„Ja natürlich, was ist das für eine Frage!", sagte sie und lief mit mir gemeinsam auf ihr Zimmer.
„Süße, was hast du?", fragte sie mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck und strich mir liebevoll über den Rücken.
„Mustafa...", kam es nur leise aus mir heraus.
Abrupt verwandelte sich ihre gerade noch Besorgtheit in Wut um.
„Dieser Mistkerl, was hat er dir angetan?!"
Ich schüttelte meinen Kopf und sprach leise: „ Er hat nichts gemacht...ich war die jenige die einfach abgehauen ist...Argjenda..wir haben uns geküsst..."
Argjenda schaute mich darauf mit großen Augen an.
„Oh Adelin...du hast dich in ihn verliebt, stimmts?", fragte sie mit sanfter Stimme.
„Das darf ich nicht Argjenda! Er ist Araber und ich Albanerin, wie sollte das je mit uns funktionieren?! Deshalb bin ich auch weggelaufen, dass er merken soll, dass aus uns nie was werden darf..."
„Wenn er dich auch lieben sollte, wird es ihm scheißegal sein, dass es zwei verschiedene Kulturen sind...Adelina glaub mir, du kannst deine Gefühle nicht einfach so abschalten..."
Sie hatte recht, ich wusste es selber, aber es durfte einfach nicht sein!
Als es plötzlich an der Tür klingelte, schaute ich Argjenda fragend an und fragte sie, ob sie noch Mergim erwarte.
„Eigentlich nicht", sagte sie nachdenklich und lief in den Flur.
„Ist Adelina bei dir?"
Oh Gott!! Augenblicklich stieg mein Puls auf 180, als ich Mustafas Stimme erkannte!
Ich konnte ihn jetzt nicht einfach da stehen lassen! Eine Erklärung war ich ihm schuldig.
Ich lief mit langsamen Schritten in den Flur, wo ich Mustafa erblickte, der mich sauer ansah.
„Wir sehen uns morgen", verabschiedete ich mich von Argjenda, die mich aufmunternd anlächelte und mir in mein Ohr zuflüsterte, dass ich auf mein Herz hören solle.
Mitten auf der Straße in der dunklen kühlen Nacht standen wir uns gegenüber...
Oh Gott, was war dass nur für ein Gefühl, ihm zu sagen, dass aus uns nie etwas werden wird...
„Wieso bist du vorhin einfach abgehauen?!", fragte er und stand dabei so nah vor mir, dass sich schon fast unsere Nasenspitzen berührten.
„Ich ...Mustafa...ich kann mich nicht weiterhin mit dir treffen...dass ist nur besser für uns...", sprach ich schon fast flehend und mied den Augenkontakt zu ihm.
Mustafa sah mich Kopfschüttelnd an und hatte seine Hände zu Fäusten geballt. „Adelina du machst mich Wahnsinnig, weist du das?! Ich bekomm dich einfach nicht mehr aus meinen Kopf!
Fack!! Dieser Kuss vorhin...war der schönste den ich je gehabt habe...dich in meinen Armen zu halten und dabei deinen süßlichen Duft um mich herum zu haben ist einfach unbeschreiblich...ich...ich...weiß nicht was mit mir los ist...das bin nicht ich...so was habe ich bis jetzt noch nie gespürt Adelina...", sprach er mit seiner unglaublich schönen männlichen Stimme und hob dabei mein Gesicht in seinen Händen.
„Es tut mir leid...ich bin die falsche für dich", schlurzte ich mit tränen in den Augen und ließ ihn mitten auf der Straße alleine zurück.
Den ganzen Weg nach Hause hatte ich ununterbrochen geweint und hatte mich einen Scheiß gekümert was die anderen Leute auf der Straße dachten... Als ich jedoch vor meiner Haustüre stand riss ich mich zusammen...kurz zumindest und lief hastig auf mein Zimmer.
Nachdem ich meine Zimmertüre abgeschlossen hatte, konnte ich meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten, und lies ihnen freien lauf.
Noch nie war ich in einen Jungen verliebt, und jetzt?! Ausgerechnet in Mustafa! In einen Araber! Ya Allah, was soll ich nur tun?!
Mustafa fühlte das gleiche für mich, wie ich für ihn...aber trotzdem können wir nicht zusammen kommen, mein Verstand und meine Tradition ließen es einfach nicht zu, auch wenn mein Herz sich danach sehnte...„Hey", sagte ich mit einem schwachen Lächeln, als ich im Klassenzimmer eingetroffen war und mich auf meinen Platz neben Argjenda gesetzt hatte.
Die ganze Nacht hatte ich kaum ein Auge zu gemacht, da ich andauernd an Mustafa denken musste...an unseren Kuss...meinen ersten Kuss... Und das sah mir man auch an...
„Süße, du siehst gar nicht gut aus...warst du heute die ganze Nacht wach oder wieso hast du solche Augenringe?", fragte sie mich besorgt.
„Alles bestens...musste nur was für die Schule fertig machen...", log ich und setzte ein gesetztes lächeln auf.
Argjenda musterte mich lange schweigend und fragte dann: „Wie wars gestern?
„Hmm nichts...er hat mir seine Liebe angedeutet, obwohl er es nicht direkt gesagt hat..."
Argjenda sah mich mit leicht geöffneten Mund an und sagte immer noch ganz erstaunt: „Musti kann lieben?! Und dass soll nichts sein?! Was hast du gesagt?"
„Das ich die falsche für ihn bin...", sagte ich und war sofort wieder leise geworden, als Herr Jauch das Klassenzimmer betreten hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass Mustafa nicht da war. Argjenda hatte ja bereits erwähnt, dass er öfters die Schule schwänzte.
Nach Schulschluss, sah ich Tim bereits an meinem Spind sehen, und wollte schon umkehren, was allerdings zu spät war, da er lächelnd auf mich zu kam.
„Adelina...du siehst heute wieder Wunderhübsch aus...", hauchte er mir leise ins Ohr, was mich am ganzen Körper vor Ekel erschaudern lies.
Er nahm plötzlich eine Lockensträhne von mir in seine Hand und roch genüsslich daran. Etwas verwirrt über sein Verhalten, fragte ich, was er da mache.
„Deine Haare riechen so verdammt gut, und du...du bist einfach bombe", sagte er leise und drückte mich gegen meinem Spind.
Sofort schrillten bei mir meine Alarmglocken und ich bekam es mit der Panik zu tun...schließlich waren wir die einzigen im Schulflur, da alle anderen bereits gegangen waren...
„Tim, lass das"! , sagte ich und versuchte ihn von mir wegzudrücken.
„Du bist so scharf", hauchte er mir in mein Ohr und fuhr mit seiner Hand unter meiner Bluse, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ...
„Lass das!!!", schrie ich jetzt und versuchte mich zu wehren, was allerdings nicht klappte, da er viel zu stark war. Ich hatte einfach keine Chance!!!
„Hilfee!! Tim geh weg!", schrie ich immer wieder verzweifelt und schlug so fest wie ich nur konnte um mich.
„HEY!!! Du kleiner Bastard!", rief plötzlich Senad, der uns gesehen hatte.
Senad hatte Tim an den Kragen gepackt und wirbelte ihn um, wo er ihm einen harten Schlag in sein Gesicht verpasste, sodass er hart auf dem Boden aufschlug.
„Du Ekliger notgeiler Bastard!", schrie er Tim wutentbrannt an und verpasste ihm einen zweiten Tritt gegen seinen Bauch.
Ich war wie erstarrt...alles fing sich plötzlich um mich herum zu drehen an...hatte Tim gerade wirklich versucht mich zu...vergewaltigen?!
„Hey Süße...alles oke?", fragte mich Senad besorgt. Als er sah wie ich am ganzen Körper zitterte und immer noch wie erstarrt geistesabwesend auf den Boden starrte, nahm er mich in seine Arme und sagte leise: „Süße mach dir keine Sorgen...er wird sich das nie wieder trauen..." Als ich mich von ihm gelöst hatte sagte ich mit leiser zittriger Stimme: „Danke Senad. Wenn du nicht wärst..." meine Stimme versagte und ich merkte wie mir Tränen aus den Augen traten.