Strahlend wirbelte ich rum und wurde gleich darauf wieder enttäuscht.
Das passierte mir in letzter Zeit so oft, dass mein eigener Verstand mir immer wieder vortäuschte, Mustafas Stimme zu hören...
Immer wieder viel ich darauf rein, und immer wieder setzte mein Herz für eine Sekunde aus.
Nachdem ich aus der Toilette kam, verspürte ich plötzlich den Drang, nach Hause zu gehen. Ich wollte nicht so tun, als ob es mir gut geht und ich alles vergessen hätte, denn so war es nicht! Egal wie nett und liebevoll die drei sein mochten...es waren nicht meine richtigen Freunde. Meine richtigen geliebten Freunde waren alle in Berlin...
Ich will mir nichts vorspielen. Ich fühle mich hier nicht wohl. Mein Herz sehnte sich einfach zu sehr nach Mustafa und meinem alten Leben...
Am Tisch zurückgekehrt, sah ich all die glücklichen Gesichter, was mich sauer machte. Sauer auf mich, sauer auf mein Leben!
Wieso konnte jeder so glücklich sein, wieso alle außer mir?! Was hatte ich Allah angetan, dass er mich mit solchen gewaltigen Sachen prüfen muss...WAS?!
Ich weiß das Allah mich nur mit dem prüft, mit dem ich auch selbst in der Lage bin es zu tragen...aber ich konnte nicht mehr...wirklich...wann würde Allah aufhören mich so zu Prüfen? Wann?!
„Ey Leute, ich geh nach Hause...", sagte ich leise.
Alle sahen mich verwundert an. Bevor sie allerdings etwas sagen konnten, sagte ich lächelnd: „Mir geht es gut, ich will nur schlafen, da ich echt müde bin...
Fiona sah mich besorgt an und sagte: „Warte ich zieh mir nur schnell meine Jac..."
„Nein! Du hast dich in der letzten Zeit so viel um mich gekümmert, für das ich so dankbar bin...bleib und genieß den Abend, mir geht es gut Fion", sagte ich und gab ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange, so wie auch den anderen.
Zuhause angekommen, war ich sofort auf mein Zimmer gelaufen, wo ich mich weinend auf mein Bett geschmissen hatte.
Wie gern ich jetzt in Mustafas Armen liegen würde...seinen Duft um mich haben und in seine dunklen Augen sehen mochte, die mich immer voller Liebe und Sehnsucht anblickten. Das einzigste, was mich noch an Mustafa erinnerte, war die Kette, die er mir damals geschenkt hatte. Nur an dieser Kette konnte ich mich noch festklammern, und fühlte mich so, noch etwas mit ihm verbunden...nahe...
- Was tat Mustafa gerade?!
- Dachte er an mich?!
- Vermisste er mich?!
- Liebte er mich noch?! Oder hatte er gerade irgendein Mädel in seinen Armen...auf unserem Bett.
Auf dem Bett, was er extra für mich gekauft hatte, damit wir da unsere erste Nacht als verheiratetes Paar verbringen konnten. Solche Gedanken hatte ich jede Nacht...keiner wusste, wie sehr ich eigentlich litt...keiner!Die Tage vergingen, die Monate vergingen, schließlich vergingen Jahre, indem ich immer unglücklicher wurde. Heute war meine 23 Geburtstag. Unglaublich, seit vier Jahren lebte ich nun in Kosovo...seit vier Jahren hatte ich nichts mehr von...von...Mustafa gehört...vier lange Jahre...so viele schmerzvolle Jahre...
So viele Jahre war ich schon unglücklich, und Tag für Tag wurde es immer schlimmer.
Vieles hatte sich in den letzten Jahren ereignet, wie zum Beispiel, dass Fiona geheiratet hatte...mit Abi...und das hieß, dass ich somit jetzt ganz alleine war...jetzt hatte ich wirklich keinen mehr.
Ich war total alleine...bei jedem hatte sich etwas im positiven geändert, außer bei mir nicht. Ich lebte jeden Tag unglücklicher und weinte jede, wirklich jede Nacht um Mustafa. Jeden Tag stellte ich mir die Frage, was aus ihm und den anderen geworden war.
Aber es gab Hoffnung! Mein Onkel in Deutschland könnte es vielleicht schaffen, uns wieder zurück zu holen...er kannte einen sehr guten Anwalt...die Chance, dass das aber klappte war ziemlich gering, und daran glauben tat ich sowieso nicht.
Glaubte ich überhaupt noch an etwas?!
Nein! Musste ich zugeben.
Ich glaubte an gar nichts mehr...besonders nicht an gute Dinge.
„...Happy Birthday liebe Adelina...Happy Birthday to you...", sangen gerade alle den Geburtstag Song für mich zu ende.
Wie so oft war ich mal wieder in meinen Gedanken so vertieft gewesen und hatte gar nicht richtig mitbekommen, wie mir meine Familie und Verwandte mir das Geburtstagslied vorgesungen hatten.
„Das war so schön...", sagte ich und zwang mich zu einem lächeln, was mir gar nicht mehr so schwer fiel, da ich seit Jahren immer gezwungen lächelte und lachte. Mein echtes Lachen, dass vom Herzen kam, hatte ich vor vier Jahren schon verloren...
„Bravo! Mashallah 23 Jahre!", riefen meine Brüder lachend und umarmten mich herzhaft. Seit dem wir diese Nachricht von unserem Onkel bekommen hatten, waren meine ganze Familie wieder voller Lebensfreude und einfach nur glücklich. Besonders meine Mutter gab die Hoffnung nicht auf, wieder zurück nach Deutschland gehen zu dürfen...
Alle waren zu meinen Geburtstag gekommen. Meine Familie, Fiona und Abi, Mimoza, Saranda, und mein Onkel mit seiner Frau und viele andere Verwandte von mir...
Alle außer meinem Vater, der leider nicht da sein konnte, da er noch etwas Wichtiges erledigen musste.
„Etwas Stimmung hier!", rief Enes grinsend und schaltete laute Albanische Musik an.
„Hajde Zemer, lass ein wenig spaß haben, du wirst heute 23 JAHRE!", schrie er lachend und fing wie auch die anderen es schon taten, zu tanzen an.
Obwohl ich nicht in der Laune war zu tanzen, steckten mich die anderen dann doch an.
Für einen kurzen Moment konnte ich wieder von Herzen lachen und vergas alles um mich herum...ich sagte ja:" Nur kurz".
Die Musik war plötzlich ausgemacht worden und alle Blicke waren auf der Tür gerichtet...
Als ich den Blicken folgte, fing mein Herz augenblicklich zu rasen an!!!