Kapitel 16

503 10 0
                                    

Es waren jetzt nun zwei Wochen vergangen, seitdem Mustafa und ich wieder zusammen waren, und ich bereute meine Entscheidung keines Falls. Franco hatte sich auch bei mir entschuldigt, was mir jedoch nicht reichte...so was konnte man nicht entschuldigen. Ich könnte nach dem Vorfall nie wieder mit ihm reden... Den Jungs hatte ich gesagt, dass es sonst niemand erfahren sollte, auch nicht mal Argjenda...Nachdem ich meine Lernsachen in meine Tasche gepackt hatte und mich von meiner Familie verabschiedet hatte, war ich anschließend mit der Straßenbahn zur Bibliothek gefahren, um für die anstehenden Klausuren zu lernen. Mustafa hatte ich davor mehrmals versucht zu erreichen, da er aber nicht ran ging, lies ich es einfach ganz sein.

Sofort umhüllte mich der von mir so gemochte Duft der Bücher, was mich automatisch zum lächeln brachte...Als ich die ältere Dame begrüßte, kam sie strahlend, wie auch sonst immer auf mich zu und sagte: „Ihr Freund war schon länger nicht mehr da, ich hab mich immer so gefreut, mit ihm ein wenig zu reden...er hatte mir mal sogar Pralinen geschenkt...so ein netter Kerl..."
Ich sah sie lächelnd an und dachte, wie süß sie doch war und noch viel mehr Mustafa!
Er hatte ihr Pralinen geschenkt?! Dass kannte ich gar nicht von ihm. Nach dem Gespräch fing ich auch sofort mit dem lernen an, was mir überhaupt nicht schwer fiel, da ich in BWL und Deutsch sehr gut war. Wie ich mich schon auf mein Studium freute, besonders auf die tolle Universität in Berlin, über die ich schon alles Recherchiert hatte. Mein schlimmster Albtraum wäre, dort nicht angenommen zu werden, oder gar schlimmer, gar kein Jura studieren zu können...
Als ich nach zwei Stunden lernen bemerkte wie mein Kopf anfing weh zu tun, nahm ich mein Handy raus und schaute ob Mustafa mir vielleicht geschrieben hatte, jedoch vergeblich...wo war er bloß?! Und wieso schrieb er nicht?!
Gerade als ich dabei war, meine Sachen einzupacken, hörte ich plötzlich die ältere Dame lachend sagen: „Oh da sind sie ja, ihre Freundin wartet schon..."
Sehnsüchtig drehte ich mich um und sah Mustafa mit einer Schachtel Pralinen vor der Dame stehen.
Er hatte heute eine graue Jogginghose und eine schwarze Kapuzenjacke von Nike an, was total sportlich aussah.
„Die sind für sie...sie haben sich das letzte Mal doch so gefreut...", sagte Mustafa und überreichte es ihr lächelnd.
„Mustafa!", rief ich strahlend und umarmte ihn fest.
„Habibi, ich wollt dich anrufen, aber mein Akku war leer...", entschuldigte er sich mit einem frechen Grinsen.
Ich widmete mich wieder der Dame zu und sagte lachend: „Sie können sich geehrt fühlen, denn mir hat er noch nie Pralinen geschenkt"
Die Dame schien überglücklich zu sein und freute sich total darüber, was mich auch gleichzeitig freute.
„Jaja, tu ich...also ich wünsche ihnen noch einen Wunderschönen Abend..."
„Gleichfalls...", sagte ich. Als wir uns in der dunklen Nacht gegenüber standen, sagte ich mit gespielter Stimme, als wäre ich beleidigt: „Wieso schenkst du mir denn keine Pralinen?!"
Mustafa sah mich lächelnd an und sagte schließlich: „Ich hab etwas viel schöneres für dich...", dabei holte er plötzlich etwas aus seiner Tasche...
Er hielt ein kleines Päckchen in seiner Hand und sah mich eine kurze Zeit schweigsam an.
„Adelina, ich hoffe du weist wie sehr ich dich liebe, und wie verrückt ich nach dir bin...", plötzlich stoppte er und öffnete das Päckchen...

Wow! Es war eine Wunderschöne Halskette, die eine kleine weiße Perle als Anhänger hatte...
„Ich wollt sie dir schon viel früher geben, aber dann hatten wir ja Schluss gemacht...ich hoffe sie gefällt dir...", sagte Mustafa mit einem schiefen lächeln, sodass wieder seine Grübchen zu sehen war.
„Dankeschön...Mustafa", sagte ich leise und musste mir eine Träne unterdrücken, da ich so gerührt war. Ohne etwas zu sagen stellte er sich hinter mich, wo er meine Haare langsam auf die Seite machte und mir anschließend die Halskette umlegte.
Sofort fing mein Herz zu rasen an, als er mich leidenschaftlich am Nacken entlang küsste.
„Wollen wir zu mir?", hauchte er mir grinsend ins Ohr.
Ich drehte mich lächelnd zu ihm und hab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ja??"
„Ja!", sagte ich, worauf er lachend sagte: „Yes! Und morgen keine Schule..."
Unglaublich seine Wohnung war immer so sauber...also für einen Jungen, der alleine lebte, war es ziemlich sauber sogar. Oke es lagen meistens irgendwo leere Pizzapackungen rum, aber ansonsten war es echt sauber.
„Du bist echt ordentlich...deine Wohnung ist immer perfekt aufgeräumt", sagte ich und hatte mich auf sein Bett geschmissen.
„Meine Mutter...sie macht immer sauber, als ob ich sauber machen würde".
Ich sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen an und fragte: „Wieso nicht?!"
Mustafa sah mich mit einem frechen grinsen an und sagte: „Weil ich ein Mann bin".
Gerade als ich ihn anmeckern wollte, sagte er schließlich lachend: „Spaß! Ne ich kann halt nicht putzen...aber egal jetzt. Weist du wie ich dieses Gefühl liebe, dich in meinem Bett zu sehen...", dabei kam er auf mich zu und hatte mich so gepackt, dass ich auf ihm saß.
„Das sagst du immer, wenn ich bei dir schlafe...", sagte ich lächelnd und fasste mit der Hand meine Halskette an, die ich jetzt schon über alles liebte, nur aus dem Grund schon, dass sie von Mustafa war.
„Jetzt habe ich etwas für immer von dir...ich werde sie nie abnehmen..."
Mustafa strich mir liebevoll über meine Haare und sagte: „Und ich habe dich für immer..."
Driiiing! Driiinngg!
Als ich auf das Display meines Handys sah, und Adnans Nummer las, spürte ich wie mein Herz augenblicklich schneller anfing zu schlagen.
Wieso rief mich Adnan so spät an?! Ich hatte doch gesagt, dass ich bei Argjenda übernachten würde...
„Hallo?"
„Adelin, ku je?!", schrie mich mein jüngster Bruder an, was ich von ihm gar nicht kannte.
„Bei Argjenda, wieso?", fragte ich und versuchte gelassen zu klingen, was mir allerdings nicht so gut gelang, weil mir nämlich alle möglichen Fantasien durch den Kopf gingen.
„Wieso lügst du Adelina?! WIESO?! Wo bist du, sag es mir sofort!", schrie Adnan außer sich vor Wut.
Oh Gott so hatte ich ihn noch nie erlebt, wusste er mit mir und Mutafa etwa bescheid?!
Ich hörte mich zitternd sagen: „Oke, ich bin mit Vanessa etwas trinken..."
„Komm sofort nach Hause, SOFORT!", sagte Adnan immer noch stinksauer und hatte anschließend aufgelegt.
„Was ist los Adelina?!", fragte Mustafa, der es bemerkt hatte wie ich am ganzen Körper zitterte.
„Oh mein Gott Mustafa, es war Adnan, und er war so sauer, er hat mich noch nie so Angeschrien...ich glaube er weis es...", sagte ich ganz aufgebracht und spürte wie mir eine Träne über die Wange rollte.
„Habibi, ich komm mit, dann sagen wir es ihnen, und ich werde sagen d..."
„WAS?! NEIN!!! Vielleicht war er wegen etwas anderem sauer...kannst du mich fahren..."
Mustafa schaute mich mit seinen dunklen Augen besorgt an und stand ohne etwas weiter zu sagen auf.
Ich spürte, dass ich immer mehr am Körper zitterte und ich mich vor angst am liebsten übergeben würde. Was würden sie machen, wenn sie es wüssten? Mich schlagen?! Nein, dass haben sie noch nie getan, aber vielleicht heute?!
„Habibi, alles in Ordnung?", frage mich Mustafa und riss mich so aus meinen Gedanken zurück in die Realität.
„Ja...ja...ich geh dann mal...", murmelte ich leise in Gedanken verloren und wollte gerade aussteigen, als mich Mustafa plötzlich am Arm zurückzog...
„Ich ruf dich später an...", sagte er und beugte sich zu mir, wo er mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn gab.
Erst vor unserer Haustür, fiel mir wieder ein, dass meine Eltern in die Schweiz gefahren waren, was mich etwas um ehrlich zu sein beruhigte.
Vor lauter angst viel mir auch noch der Hausschlüssel zu Boden, als ich die Wohnung betrat...Alles schien leise zu sein, ein wenig zu leise...als ich mit hämmernden Herzen an der Türschwelle der Küche stehen blieb und mich meine Brüder sauer ansahen, versuchte ich ruhig zu bleiben und meine Angst nicht zu zeigen.
„Setz dich...", sagte Luan ruhig und deutete auf den Platz neben sich. Als ich mich hin gesetzt hatte, herrschte danach eine unangenehme stille und alle Blicke waren auf mich gerichtet.
„Adelina...wo warst du?", fragte jetzt Adnan und brach somit das Schweigen.
„Mit Vanessa etwas trinken...", sagte ich mit zittriger Stimme. Adnan sah mich Kopfschüttelnd an und sprach weiter: „Wo hast du die letzten Nächte verbracht Adelina...lüg mich bitte nicht an..."
Als ich wieder zu ihm hochsah und seinen eiskalten Blick auf mich gerichtet sah, durchfuhr mich ein eiskalter schaudern über den Rücken. Sie wussten es...Sie wussten bescheid mit mir und Mustafa...Oh Gott!!!
„Bei Argjenda, sie...sie hat ein Freund, und er hat sie betrogen...und deshalb bin ich so oft zu ihr gegangen um sie zu trösten...", log ich und spürte gleich darauf wie sich mein Puls wieder etwas normalisierte.
„Adelina, sagst du die Wahrheit...?!", fragte jetzt Luan, der mich mit seinem Blick durchbohrte.
„Ja...ihr könnt mir vertrauen, ihr habt mich so erzogen, dass ich zwischen richtig und fasch unterscheiden kann...wirklich..."
Ich sah wie Adnans Blick wieder etwas weicher wurde und er sagte: „Ich hoffe du nutzt mein Vertrauen nicht aus Adelina...aber wenn du es so sagst, werde ich dir glauben..."
Sofort verspürte ich ein unglaubliches schlechtes gewissen. Mein Bruder vertraute mir so, und ich?! Ich nutzte es total aus!
„Danke...", sagte ich leise und war aufgestanden.
„Gute Nacht...", verabschiedete ich mich und war anschließend auf mein Zimmer gelaufen, wo ich sofort Mustafas Nummer wählte...
„Habibi, alles oke?!", fragte er sofort, und ich hörte genau wie besorgt er war.
„Ja...Nein...Mustafa..."
„Adelina, was ist los?! Wissen sie es?!"
„Nein...aber sie vermuten es, oder haben es zumindest vermutet...Mustafa ich fühl mich so schlecht...", sagte ich leise und merkte wie mir Tränen aus meinen Augen traten.
„Wieso Habibi...?", fragte er mit sanfter Stimme.
„Ja weil ich sie so hintergehe! Sie tun mir vertrauen, und ich?! Ich geh jede zweite Nacht bei dir übernachten...du glaubst nicht, was für ein schlechtes Gewissen ich habe Mustafa".
Für eine kurze Zeit gab es wieder so ein unangenehmes Schweigen, was mich fast verrückt machte!
„Ich finde, dass du nicht so ein schlechtes Gewissen haben musst...ich liebe dich und du liebst mich...irgendwann würdest du ja einen Mann finden müssen, und es macht keinen Unterschied ob du ihn jetzt schon gefunden hast, oder erst in ein paar Jahren...und miteinander geschlafen haben wir auch nicht, also musst du echt kein schlechtes Gewissen haben Adelina..."
„Ja, du hast Recht...aber trotzdem...ich lüg sie andauernd an...naja...ich geh dann mal schlafen...ich liebe dich..."
„Ich liebe dich auch Habibi, und mach dir nicht so viele Gedanken...", sagte er und hatte danach aufgelegt.
Als ich mich auf mein Bett gelegt hatte, dachte ich über meine Zukunft nach.
Ich liebe Mustafa und er mich, aber um ehrlich zu sein, hatte ich ziemlich angst davor, es meiner Familie zu sagen...was würden sie machen?! Mich verabscheuen, weil er ein Araber war?! Ich wusste es einfach nicht...Wie würde seine Familie Reagieren?! Würde ich mit ihnen zu Recht kommen?! Ich war erst 18, also wollten ich und Mustafa noch warten...Oh Allah lass alles so werden, wie ich es mir wünsche...

„Oh Mustafa, konzentrier dich"! , meckerte ich ihn an, als er mich anfing am Nacken entlang zu küssen.
„Komm schon Habibi, wir haben voll viel gelernt, jetzt brauch ich eine kleine Pause...", sagte Mustafa grinsend und küsste mich erneut am Hals entlang.
Er hatte Recht, seit zwei Wochen waren wir fast jeden Tag in die Bibliothek gegangen, um für die anstehende Matheprüfung die morgen war zu lernen. Und ich musste zugeben, dass Mustafa in der ganzen Zeit sehr viel gelernt hatte, was mich sehr freute...
„Aber doch nicht hier!", sagte ich lachend und sah zu der älteren Dame, die gerade an dem Computer beschäftigt war.
Mustafa sah mich breit grinsend an und sagte: „Dann lass zu mir...da können wir auch weiterlernen".
„Ne, lass lieber was essen gehen, ich hab total Hunger", sagte ich und hielt mir dabei meinen knurrenden Bauch.
Mustafa sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte lächelnd: „Mashallah, du hast echt zugenommen..."
Er hatte Recht, seit dem ich mit Mustafa zusammen war, hatte ich zwei oder drei Kilos zugenommen, was mich sehr stolz machte, da ich davor ja viel, viel zu dünn war.
„Wo wollen wir was essen?", fragte Mustafa und beobachtete mich dabei, wie ich mir meine langen Haare zusammen band.
„Ich liebe deine Locken...", sagte er leise und packte mich auf seinen Schoß, wo er mich fest in seinen Armen hielt. Wie ich es liebte, wenn er mich so fest an sich umarmte...
„Burger King?", fragte ich und drehte mein Gesicht zu ihm und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund, den Mustafa sofort ausdehnen wollte, was aber nicht klappte, da ich ihm meine Lippen entzog.
„Vallah du machst mich fertig", sagte er lachend und ließ seine Hand dabei über mein Bein gleiten.
Mustafa nahm plötzlich meine Hand in seine und sagte lächelnd: „Wie zart und klein deine Hand in vergleich zu meiner ist...", dabei nahm er sie zu seinen Mund wo er sie zärtlich küsste.
„Yallah lass uns gehen...", sagte er schließlich und war aufgestanden.

„Adelina, ich fahr übernächste Woche mit den Jungs nach Hamburg", sagte Mustafa, nach dem wir uns das Essen bestellt hatten. Sofort dachte ich wieder an das Ereignis an Nayefs Geburtstag...
Mustafa hatte wohl mein Blick bemerkt, denn er nahm meine Hand in die seine und sagte mit einem ernsten Gesichtsausdruck: „Habibi, du musst dir keine Sorgen machen, ich werde schon nichts machen..."
Ich schaute ihn besorgt an und sagte leise: „Aber dort gibt es in jeder Straßenecke Prostituierte..."
Plötzlich bildete sich ein breites grinsen über Mustafas Gesicht ab, was mich etwas sauer machte.
„Grins nicht so blöd!", sagte ich und sah ihn böse an, was Mustafa zum lachen brachte.
„Vallah du siehst richtig süß aus, wenn du sauer bist...", sagte er grinsend.
„Ha Ha!", sagte ich daraufhin Ironisch und aß an meinem Burger weiter.
„Bruuudddeeerrr!", s ...

Adelina&MustafaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt