Kapitel 19

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,,Kasim Habibi", sagte Mustafa, und hörte ihm genau an, wie er dabei strahlte.
„Du musst heute auf ihn aufpassen, da ich und dein Bruder auf einer Hochzeit eingeladen sind"
„Kein Problem, ich pass gerne auf den kleinen auf".
Nachdem ich hörte wie er die Tür zugeschlossen hatte, war ich in den Flur gelaufen, wo ich Überrascht Mustafa mit einem kleinen Jungen auf dem Arm sah. Als Mustafa mich bemerkt hatte, kam er strahlend auf mich zu und sagte ganz stolz: „Habibi, das ist mein Neffe Kasim", dabei wuschelte er dem kleinen in seinen Haaren herum. Oh Gott wie süß der kleine war. Er war ungefähr zwei Jahre und wie hübsch er für sein Alter aussah! Er hatte schwarze geringelte Löckchen und unfassbar heraus stechende grüne Augen, mit unglaublich langen schwarzen Wimpern.
„Oh, bekomm ich ihn mal", sagte ich lächelnd und streckte meine Arme nach ihm aus. Ohne zu quengeln kam er auf meine Arme und fasste gleich eine Locken von mir an, was er sehr interessant zu scheinen fand.
„Mashallah, als wärst du die Mutter", sagte Mustafa leise und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
„Hallo mein Schatz, wie heißt du?", fragte ich ihn und knuddelte ihn ganz fest.
„Kaasssiiimmm", sagte er lachend, sodass sich auf seiner Wange ein kleines Grübchen abzeichnete.
„Ohhhh, der hat ja auch ein Grübchen wie du Mustafa", sagte ich lachend und wuschelte in seinen Locken herum. Ohne etwas zu sagen, lief ich in das Wohnzimmer, wo ich Kasim immer noch eng umschlungen auf meinen Armen hielt.
„Onkkeeell, Onkkeeeeel!", schrie plötzlich Kasim nach Mustafa, der gleich darauf dazu gekommen war.
„Was ist los Habibi?", fragte Mustafa grinsend und hatte ihn auf seine Arme genommen. Wie unglaublich süß die beiden zusammen aussahen!
„Wer war die Frau vorhin?", fragte ich und sah die beiden immer noch ganz verträumt an.
„Meine Schwägerin, ist die Frau meines ältesten Bruder", sagte Mustafa und setzte sich zu mir aufs Sofa.
„Onkel, ich will spiieeelleen", sagt Kasim und strich dabei über den drei tage Bart von Mustafa.
„Habibi, ich wusst gar nicht dass du kommst, willst du Teletabis schauen?", fragte er den kleinen.
Ich schaute Mustafa verständnislos an und sagte empört: „Nein! Ein kleines Kind soll lieber raus in die frische Luft, und nicht vor dem Fernseher sitzen!", dabei stand ich auf und lief ins Schlafzimmer. Als ich kurz darauf mit meinen Klamotten zurückgekommen war, spielte Mustafa gerade mit Kasim Boxen.
„Komm kleiner, wir gehen etwas raus", sagte ich lächelnd und hatte Kasim an die Hand genommen. Mustafa sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte: „Meine ganzen Neffen und Nichten werden dich lieben!"
Ich lachte nur verlegen und fragte ihn, ob er auch rauskommen wolle.
„Ich komm später noch, ich will noch duschen und das leckere Frühstücken was du mir vorbereitet hast, essen".
Ich war mit Kasim hinters Haus gegangen, wo es einen Spielplatz gab.
Ich hatte Kasim jetzt schon in mein Herz geschlossen, so ein fröhliches, süßes, aufgewecktes Kind hatte ich zuvor noch nie in meinem Leben gesehen.
Als ich Kasim auf die Rutsche geholfen hatte und unten auf ihn wartete, kam er strahlend herunter gerutscht, was so unglaublich süß war!
„Schaut euch mal diese Schönheit an..."
Erschrocken drehte ich mich um, und erblickte drei junge Männer vor mir.
„Dich hab ich hier ja noch nie gesehen...wie kommt das?!", fragte einer der Jungs und schaute begierig meine Hotpants an.
Ich hatte echt keine Lust, mich mit solchen Vollidioten zu unterhalten, deshalb drehte ich mich einfach um, und wollte Kasim holen, was jedoch nicht klappte, da ein Junge mich an der Hand gepackt hatte und mich wieder zu ihnen gedreht hatte.
„Nana, wieso willst du denn so schnell weg, des macht doch erst jetzt Spaß...", sagte jetzt der dritte und schaute mich mit einem gehässigen Grinsen an.
„Fasst mich nicht an!", zischte in sauer und entzog ihm meine Hand. Ich sah wie die Jungs darauf sauer wurden und zwei von ihnen ganz nah vor mich kamen und mit gehässiger Stimme sagten: „Du musst nicht so eingebildet machen, du bist genauso eine Schlampe wie jede andere!" Dabei drückte mich der dritte grob gegen die Wand.
„Hört auf damit!", sagte ich etwas leiser, da ich es jetzt mit der Angst zu tun hatte.
„Wir machen doch nichts süße...", sagte jetzt einer, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte und blieb mit seinem Blick auf meine Halskette die mir Mustafa geschenkt hatte haften.
„Die Kette ist sehr schön...und sehr teuer...willst du sie mir geben?!", fragte wieder der dritte und wollte gerade danach greifen, als ich Mustafa plötzlich schreien hörte: „Achmed du Bastard, verpiss dich!"
Endlich! Als sich die Jungs von mir entfernt hatten war ich sofort zu Kasim gelaufen, der vom dem ganzen zum Glück nichts mitbekommen hatte, und nahm ihn auf meinen Armen.
„Was belästigst ihr meine Freundin, ihr scheiß Bastarde?!", zischte Mustafa ihnen wütend zu.
Augenblicklich war die Coole Art von den Jungs verflogen und sahen stattdessen verängstigt und eingeschüchtert zu Mustafa.
„Wir...wir...es...es tut uns leid Musti, wir wussten nicht, dass es deine Freundin ist...", stammelten sie leise und trauten sich nicht mal Mustafa unter die Augen zu sehen!
„Es hat nichts damit zutun! Das sollt ihr bei keiner Frau machen. Ihr müsst akzeptieren, dass ihr hässliche Kreaturen seid! Vallah, sollte ich noch etwas von euch hören, könnt ihr in eine andere Stadt ziehen. Haben wir uns verstanden ihr Pisser?!", sagte Mustafa und sah alle vier vernichtend an.
„Ja Musti....Es tut uns wirklich so leid...bitte, wir haben echt nichts gemacht", sagte der dritte ängstlich.
„Verpisst euch!", sagte Mustafa ganz ruhig, dennoch ließ er so eine unglaubliche Macht von außen erscheinen, womit er jeden einschüchterte...Ausnahme von mir...
Sofort hatten die Jungs die Flucht aufgenommen und waren schnell weggelaufen.
„Alles in Ordnung Adelina?", fragte Mustafa, und nahm mich und Kasim in seine starken Arme. Als wir uns voneinander gelöst hatten, schaute ich ihn immer noch ganz verängstigt an.
„Habibi, hab keine angst. Das sind kleine Möchtegern Kriminelle, die eine große Klappe und nichts dahinter haben...", sagte er und strich mir liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht.
„Sie...sie...wollten meine Kette, die du mir geschenkt hast...und Kasim?! Weist du wie angst ich hatte, dass sie ihm etwas antun?!", sagte ich mit leicht zittriger Stimme, und bemerkte wie mir eine Träne das Gesicht herunterrollte.
Als Mustafa mich weinen sah, merkte ich wie wütend er wurde, mich so zu sehen.
„Wart ab, die werden noch sehen! Keiner bringt meine Frau zum weinen!", sprach er leise, und hatte mich fest in seine Arme genommen.
„Ich spielen! Kasim spiiieelllen!", quengelte plötzlich Kasim, den ich immer noch auf den Arm hielt. Ich setzte ihn lächelnd ab, worauf er fröhlich zum spielen rannte. Ich und Mustafa setzten uns auf eine Bank, wo er einen Arm um mich legte und mir einen langen Kuss auf dem Kopf gab.
„Mach dir keine Sorgen Habibi...ich werde dich immer beschützen...immer..."
Es war soweit, nachdem die Schwägerin Kasim abgeholt hatte, und Mustafa seine Kleider eingepackt hatte, standen wir uns nun schweigsam gegenüber. Mustafa hob leise mein Kinn an, sodass ich ihn anschauen musste und sagte mit sanfter Stimme: „Adelina, mach dir keine Sorgen, ich würde nie etwas machen, dass dich verletzt..."
Ich lächelte nur leicht und sagte leise: „Ich werde dich vermissen Mustafa..."
„Ich liebe dich Adelina...", sprach er und man sah ihm genau an wie schwer es ihm alles fiel.
„Ich dich auch...und pass auf dich auf", sagte ich und umarmte ihn ein letztes mal ganz lange.

Da Mustafa nach Hamburg gefahren war, verbrachte ich die meiste Zeit entweder in der Bibliothek oder mit Argjenda und Vanessa. Seit zwei Tagen war Mustafa schon nach Hamburg gefahren, hatte mich allerdings aber noch kein einziges Mal angerufen. Vermutlich war er mit seinen Freunden zu beschäftigt...hoffte ich zumindest. Gerade war ich in der Bibliothek, wo ich eine Hausarbeit für Deutsch fertig machen musste. Das viele Lernen war einfach viel, viel, zu viel...aber so konnte ich mich wenigstens ein wenig von Mustafa ablenken. Mustafa...obwohl ich mir immer einredete, dass er zu beschäftigt wäre, wusste ich genau, dass ich mir das selber nicht glaubte. Ich bin seine Freundin, wieso ruft er mich nicht an?! Ich hatte zunächst selber vor, ihn anzurufen, hatte mich aber dann doch anders entschieden...wenn er es schon nicht macht, muss es ja ein Grund geben...und nerven wollte ich auch nicht. Ich kannte Mustafa, und eins wusste ich was er hasst, und zwar wenn man ihm hinterher spionierte. Als plötzlich mein Handy klingelte, raste mein Herz augenblicklich...
Jedoch wurde ich gleich wieder enttäuscht, als ich Argjendas Nummer las, anstatt wie erhofft die Nummer von Mustafa.
„Hey"
„Adelina Canim, wie geht's es dir?"
„Gut danke, wie geht's dir?", fragte ich und versuchte meine Enttäuschung nicht all zu sehr zu zeigen.
„Super! Mergim ruft mich die ganze Zeit an, und sagt mir wie sehr er mich vermisst und dass er mir viele Geschenke gekauft hat, ist er nicht süß?!", sagte Argjenda lachend.
„Hmm...ja...", sagte ich und spürte wie ich plötzlich sauer auf Mustafa geworden war.
Wieso ruft er mich denn nicht an, und sagt mir wie sehr er mich liebt?! Denkt er denn gar nicht an mich?!
„Naja anderes Thema, wollen wir heute Abend was unternehmen?", fragte Argjenda und riss mich wieder in die Realität zurück.
„Ja oke...gegen 20 Uhr?"
„Alles klar...wir treffen uns dann in der Lajwel Bar, bis später Canim"
Zuhause angekommen, lief ich auf mein Zimmer und machte mich für später fertig. Ich beschloss mich für eine Weise Zerissene Hose, dass ich mit einem schwarzen Top und einem weiten Cardigan anzog. Dazu zog ich mir meinen neuen Chucks an. Als ich mich im Spiegel betrachtete, wanderte mein Blick zu meinem Hals, wo mein Blick an meiner Kette haften blieb. Automatisch fasste ich sie mit meiner Hand an und schloss die Augen und sah Mustafa vor mir, wie er mich anlacht, und so sein, von mir so geliebtes Grübchen entstand. Diese Kette bedeutete mir so sehr...nie würde ich sie abnehmen, dass hatte ich Mustafa versprochen, niemals...

„Adelliinnaaa", rief Argjenda grinsend und umarmte mich fest, als ich eingetroffen war.
„Hey, wieso so Happy?! Ein wenig zu Happy...", sagte ich lachend und sah Argjenda grinsend an.
„Weil ich was mit meiner besten Freundin mache?!"
Oh wie süß du bist", sagte ich daraufhin lächelnd und schaute kurz zu dem Tisch, wo sonst Mustafa und die anderen saßen...aber dort saßen jetzt nur ein paar andere Freunde von ihm, die ich nicht so gut kannte. „Was sagt denn Mergim so?!", fragte ich sie, in der Hoffnung, etwas von Mustafa zu erfahren.
„Dass sie voll Spaß haben und er die ganze Zeit an mich denkt...oh Mergim ist einfach so unglaublich süß!", sagte Argjenda ganz verliebt und spielte dabei mit einer Strähne von sich.
„Ja, dass ist er echt...", sagte ich leise. Ich wusste ja dass Mustafa nicht der Typ war, der einen jede Sekunde anruft, und sagt wie sehr er einen liebt, aber zwei Tage! Zwei Tage hatte er einfach nicht angerufen!
„Adelin?!"
„Adelin?!"
Erst jetzt bemerkte ich, dass Argjenda mich mehrmals gerufen hatte.
„Ja...?!" „Oh Adelin, hast du mir denn gerade nicht zugehört?! Ich habe gerade erzählt, was Mergim letztens für eine Überraschung für mich gemacht hat."
„Sorry, hab gerade an etwas gedacht, also was hat er denn gemacht?"
Argjenda erzählte mir, dass Mergim für die beiden ein Boot reserviert hatte und sie gemeinsam auf dem Boot den Sonnenuntergang angeschaut haben, und dass er ihr noch teure Geschenke gekauft hatte.
„Voll schön...", sagte ich lächelnd und dachte wieder an Mustafa. Ich brauchte solche Geschenke nicht, ich wollte einfach, dass ich in seinen Armen liegen kann und er mich fest in seine Arme hält. Nur das...

Seit sechs Tagen hatte ich nun nichts mehr von Mustafa gehört, was mich total wütend machte! Wieso rief er einfach nicht an?! Wenn er morgen kommen sollte, werde ich ihm mal genau meine Meinung sagen! Vermisste er mich denn überhaupt nicht?! So wie auch in den anderen Tagen zuvor, war ich mal wieder auf dem Weg zur Bibliothek und zerbrach mir meinen Kopf für die Hausarbeit in Chemie, die ich bis nächste Woche fertig haben musste.
Als ich die Bibliothek betrat und zu meinem Stammplatz lief, schaute ich etwas verwirrt auf dem Tisch, wo eine rote Rose lag...
Verwundert schaute ich mich im Raum um, konnte jedoch keine andere Person erblicken...
Ich nahm die rote Rose in die Hand und roch den süßlichen Duft ein, was mich zum lächeln brachte. Wahrscheinlich hatte es die ältere Dame hier liegen gelassen...
Als ich spürte wie mir jemand plötzlich an die Schulter tippte, viel mir vor schreck die Rose auf dem Boden. Ich drehte mich, nachdem ich die Rose aufgehoben hatte um und erstarrte...!

Adelina&MustafaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt