Mission 5

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Seufzend drehte ich einen Kugelschreiber zwischen meinen Fingern, als ich lustlos auf den Papierstapel vor mir blickte.

Arbeit. Viel Arbeit.

Der Berg wuchs von Tag zu Tag mehr und mehr an.

Mittlerweile hatte er vor meinen Augen schon eine bestialische Größe angenommen und wurde einfach nicht kleiner.

Mein Kopf brannte und genervt richteten sich meine Augen auf die Uhr über der Tür, so wie jeden Tag.

Es war kurz vor Feierabend, aber einen Grund zur Freude gab es nicht.

"Ich muss noch einkaufen. Gott ist das zum kotzen.", murmelnd versuchte ich mich wieder auf die Arbeit zu fokusieren, doch das Ticken der Uhr bei jedem Sekundenschlag machte mich nervöser und nervöser.

Wie gerne hätte ich meinem Chef einfach die Kündigung vorgelegt, ihm den Mittelfinger gezeigt und wäre gegangen, doch das war leider nicht im Bereich meiner Möglichkeiten. Ich war Macht- und Hilflos.

"Loid hat es sicherlich auch nicht leicht. Er hat immerhin noch eine Tochter. Ich habe kein Recht darauf mich wirklich zu beklagen. Dennoch... Ich wüsste gerne als was er arbeitet. Garantiert etwas ganz nobles. Vielleicht arbeitet er ja bei einer Bank, oder nein, besser noch, ihm GEHÖRT eine Bank."

Ich lächelte bei diesem ironischen Gedanken.

"Das tut er sicherlich nicht, nein. Vielleicht irre ich mich ja auch und alles wirkt nur so edel, aber in Wirklichkeit ist er ein gewöhnlicher Mensch wie jeder andere hier. Auch wenn ich nicht glaube das sein Job so beschissen ist."

Der Stapel vor meinen Augen widerte mich mehr und mehr an. Doch ich tat was getan werde musste, ohne weiter zu nörgeln oder mir Gedanken darüber zu machen was Forger arbeitet wandte ich mich erneut meiner Arbeit zu.

-

"Ich bin wieder da.", murmelte ich in einen Raum hinein in welchem eh niemand war außer meine Fische.

Schwer wie ein nasser Sack ließ ich mich auf mein Sofa fallen und starrte an die Decke, direkt ins Leere.

"Loid habe ich schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Vielleicht sollte ich mal bei ihnen anklopfen und nachfragen ob alles in Ordnung ist."

Ich richtete mich etwas auf dem Sofa auf und blickte gegenüber an die Wand.

"Ein Fernseher würde hier sicherlich auch gut hinpassen. Ob ich wohl darauf sparen sollte? Hmm. Aber wohin dann mit den Fischen?"

Überlegend blickte ich mich um.

"Ich glaube die Idee mit dem Fernseher kann ich knicken. Ich habe schlichtweg keinen Platz für so ein Gerät. Schade."

Ein Klopfen an meiner Tür ließ mich aufschrecken.

"Ist das Loid?", fragte ich mich selbst kaum hörbar als ich mich langsam von dem Sofa aufrappelte und zur Haustür ging.

Langsam drehte ich den Schlüssel im Schloss und die Tür sprang auf. Ich blickte durch den entstandenen Türspalt, ehe ich verwundert die Tür vor mir ganz öffnete.

"Guten Tag, kann ich Ihnen irgendwie helfen?", fragte ich als ich zu der hilflosen Frau vor mir blickte.

Sie hatte schwarze, lange Haare und wirklich wunderschöne Augen, sowie eine sehr feminine Statur. Ich war fasziniert von ihrem Anblick gewesen.

"O-Oh! Ja. Ich suche einen Herrn namens Forger, welcher hier wohnt. Doch leider weiß ich nicht hinter welcher der vielen Türen.", beschämt lächelnd blickte die Frau zu mir und ich erwiderte ihr Lächeln.

"Sie will zu Loid? Ist das vielleicht seine ehemalige Frau? Sie scheint zumindest so alt zu sein wie ich, vielleicht noch ein Ticken älter. Passen würde es allemal."

"Natürlich. Herr Forger wohnt direkt hier auf dem Flur.", ich deutete auf seine Wohnungtür und die Frau blickte mit roten Wangen zu mir.

"Vielen Dank! Das ist mir ja so unangenehm!", entschuldigte sie sich doch ich winkte ab.

"Ist doch absolut kein Problem. Dieses Gebäude ist ein wenig unübersichtlich, das kann jedem passieren. Kann ich Ihnen sonst noch bei etwas behilflich sein, Miss?", fragte ich doch sie schüttelte mit dem Kopf.

"Ich denke ab hier komme ich alleine zurecht. Haben Sie vielen Dank.", sie neigte sich dankend etwas nach vorne, ehe sie zu Forgers Haustür ging und dort klopfte.

"Damit ist mein Job hier wohl getan.", schulterzuckend schloss ich meine Tür und ließ die junge Frau alleine auf dem Flur zurück.

Ich hörte noch wie eine Tür aufging und Wortfetzen erreichten mein Ohr, ehe alles verstummte und besagte Tür sich wieder schloss.

"Ob sich Anya wohl freut ihre Mutter zu sehen? Naja, falls es sich um ihre Mutter handelt. Aber wer sollte Loid sonst besuchen? Ach, was mische ich mich überhaupt ein, das geht mich doch gar nichts an. Ich mache mir viel zu viele Gedanken über jemanden den ich gar nicht richtig kenne.", lächelnd schob ich meine Gedanken zur Seite und betrat mein Wohnzimmer.

"Aber diese Frau war wirklich hübsch...",

ich betrachtete mich selbst im Spiegel.

"Also nicht das ich hässlich wäre, aber... Argh! Ich mache mir schon wieder Gedanken!"

Frustriert ließ ich mich auf mein Sofa sinken und legte mich auf die Seite.

"Das liegt sicherlich an der ganzen Arbeit. Seitdem kann ich nicht mehr klar denken, mir steigt das alles zu Kopf. Vielleicht sollte ich mir Urlaub nehmen. Das könnte ich echt mal wieder gebrauchen."

Ich seufzte und schloss meine Augen.

"Ich muss noch einkaufen..."

Vorsichtig öffnete ich ein Auge und schielte zu Uhr.

"Ach du Schreck! Die Geschäfte machen bald zu! Scheiße!"

Sofort sprang ich auf, griff meine Jacke von meinem Kleiderständer und zog mir meine Schuhe über, ehe ich meinen Wohnungsschlüssel von der Tür zog und aus der Wohnung hechtete.

"Wenn ich mich beeile schaffe ich's noch-!"

Als ich meine Wohnungstür hinter mir zu zog hörte ich dumpfe Stimmen durch den Flur hallen.

Eine Stimme war tief, die andere hoch.

"Eine Unterhaltung?", mein Blick schweifte zu Forgers Wohnungstür und ich zögerte.

"Es wäre unhöflich zu lauschen, aber für zu dünne Türen und Wände kann ich nun auch nichts.", hadernd mit mir selbst überlegte ich, ehe ich mit der Schulter zuckte.

"Ein wenig zuhören hat noch niemanden geschadet. Ich will nur wissen ob es sich um Anyas Mutter handelt, das ist alles."

Mit diesem Gedanken konnte ich leben und schlussendlich schlich ich zu Loids Wohnungstür und drückte mein Ohr gegen selbige.

Wortfetzen erreichten mein Ohr, teilweise sogar ganze Sätze. Dennoch konnte ich nicht zusammenfügen um welches Thema es sich handelte, jedoch konnte ich einige Male die hohe Stimme von Anya vernehmen.

"Tut mir leid, Loid, aber ich muss jetzt wirklich gehen.", die Stimme der Frau drang in mein Ohr.

"Jetzt schon? Du bist doch erst seit einigen Minuten hier, Yor.", das war eindeutig Loids Stimme gewesen.

"Dabei wollte Anya noch ein wenig spielen!", Anyas hohe Stimme war besonders klar zu hören gewesen.

"Tut mir leid."

Schritte näherten sich der Tür und sofort zog ich mich zurück. So schnell ich konnte versuchte ich leise und auffällig die Stufen des Treppenhauses hinunter zu laufen und das Gebäude zu verlassen.

Ich öffnete mit einem Ruck die Gebäudetür und eilte auf die offene Straße.

"Yor lautet also ihr Name."

Zweiseitige Klinge (Loid Forger x Reader) [SPY X FAMILY]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt