Mission 6

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"Ich frage mich ob Anya sich darüber gefreut hat ihre Mutter wiederzusehen. Sie scheint nicht oft einen Besuch abzustatten, dafür das Loid schon seit einigen Wochen in dieser Wohnung lebt."

Nachdenklich blinzelte ich. Nicht einmal hatte ich meinen Blick von der Decke über mir genommen, als ich es mir ein wenig gemütlicher auf meinem Sofa gemacht hatte und meinen Rücken mit einem Kissen etwas stütze.

Diese Frau, Yor, ging mir nicht aus dem Kopf. Nicht weil sie mit Loid in Relation stand, sondern weil sie sonderbar wirkte. Ihr erster Anschein erweckte eine noble, edle und gebildete Frau, doch irgendetwas an ihr ließ dieses Image zerbrechen zu tausenden von Scherben.

Sie war mysteriös.

"Ob es wohl unhöflich wäre Loid zu fragen wer sie ist?"

Seufzend rappelte ich mich auf.

"Dumme, (Y/N). Es geht mich immer noch nichts an. Ich stecke meine Nase wieder in Dingen die mich nichts zu interessieren haben und dennoch...", mein Blick fiel auf meinen Flur und der dazugehörigen Wohnungstür.

"-möchte ich so viel mehr wissen."

Langsam erhob ich mich von meinem Sofa und mit ruhigen Schritten stand ich nur wenige Sekunden später vor meiner Wohnungstür.

"Ich frage einfach. Genau. Was soll schon passieren? Er muss ja nicht antworten wenn er nicht will.", entschlossen öffnete ich meine Tür und betrat den öffentlichen Flur.

Trotzdessen das ich schwer schluckte fühlte sich mein Hals so unfassbar trocken an.Zögerlich trat ich bis vor seine Wohnungstür und betrachtete diese als wäre es das Interessanteste auf diesem Planten gewesen.

"Komm schon, so schwer ist das nicht.", murmelte ich als ich meine Hand zu einer Faust ballte und einige Male gegen seine Wohnungstür klopfte.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Schritte wurden hörbar auf der anderen Seite der Tür und abermals schluckte ich schwer.Diese Schritte waren definitiv zu schwer für Anya gewesen und meine Vermutung sollte recht behalten.

Es dauerte nicht lange bis die Tür sich vor meinen Augen öffnete und ein etwas verwirrter Loid zu mir blickte.

"(Y/N), schön dich zu sehen. Was verschafft mir die Ehre?", fragte er als er die Tür etwas weiter öffnete und sich gegen den Türrahmen lehnte.

Ich überlegte was ich sagen sollte, anscheinend zu lange, denn Loid ergriff wieder das Wort."Ist alles in Ordnung?", fragte er als sich seine erfreuten Augen zu etwas bedrückteren verengten.Nickend zögerte ich, ehe ich meinen Mund öffnete.

"Es gibt einige Fragen die ich dir gerne stellen würde, Loid."

Meine Stimme klang nicht so entschlossen wie ich es mir erhofft hatte. Eher war sie dünn und zurückhaltend.

"Tut mir leid, aber...", Loid schien zu überlegen.

"Heute habe ich leider nicht die nötige Zeit die es wahrscheinlich benötigen würde alle deine Fragen zu beantworten. Können wir darüber in ein paar Tagen sprechen?"

Misstraurisch blickte ich ihm in die Augen, als er ertappt seinen Blick von mir abwendete.

"Sag, wo ist Anya? Es ist so ungewöhnlich still bei dir."

Meine Frage war nicht geplant, noch überdacht, doch diese Stille war seltsam. Kinder sind normalerweise laut und präsent, vollem in Anyas Alter. Doch diese Wohnung wirkte so, als hätte nie ein Kind in ihr existiert.

Loid schluckte.

"Sie ist mit Yor unterwegs, die Dame die sich nach meiner Wohnung erkundigt hatte. Sie hatte mir von dir erzählt. Die beiden sind ein wenig in der Stadt unterwegs, da sie sich nicht so oft sehen."

"Also ist Yor wirklich Anyas Mutter."

Loid hatte mir unbewusst eine Frage beantwortet, wenn nicht sogar die Wichtigste."Verstehe. Dann störe ich nicht weiter. Die Fragen waren auch gar nicht so wichtig.", ich zwängte mir ein Lächeln auf die Lippen und Erleichterung wurde in Loids Augen sichtbar.

"Danke für dein Verständnis."

Auch wenn ich versucht hatte an Loid vorbei in die Wohnung zu blicken gelang es mir nicht. Mit seiner Statur konnte er perfekt die wichtigsten Stellen des Wohnzimmers verdecken. Dennoch wusste ich das etwas nicht stimmte und Loid log, auch wenn ich für mein eigenenes Befinden fest daran glaubte das es sich bei Yor wirklich um Anyas Mutter handelte.

Alles was ich wahrnehmen konnte war ein Stuhl, welcher auf dem Boden lag. Ungewöhnlich für eine Wohnung, welche bei meinem ersten Besuch so ordentlich und gepflegt war.

"Als was arbeitest du nur, Forger?"

"Ich wünsche noch einen erholsamen Tag, Loid.", sagte ich als ich ihm den Rücken zudrehte."Das wünsche ich dir auch.", hörte ich seine Stimme hinter mir sagen, ehe die Tür in ihr Schloss fiel.

Misstrauisch blickte ich über meine Schulter zurück.

"Warum lügst du, Loid?"

-

Unwohl stand ich gedrängt neben anderen Personen, welche sich auf jeweils auf jeder Seite von mir befanden. Der Zug war wieder einmal brechend voll gewesen. Einige Menschen unterhielten sich, während andere gelangweilt aus den zahllosen Zugfenstern blickten. Die Sonne hatte bereits ihren Platz am Horizont gefunden und das Rot des Abendhimmels erleuchtete die Stadt.

Aus meinem letzten Fehler hatte ich gelernt. Mein Geldbeutel befand sich nun direkt in meinen Händen, um auch wirklich sicherzugehen das niemand es mir einfach so entreißen könnte.

Innerlich überlegte ich.

Dieser Zug war ein zentraler Zug welche alle wichtigen Stationen Berlints befuhr. Dennoch hatte ich noch nie Loid in diesem Zug gesehen. Die meisten arbeitenden Menschen waren auf diesen Zug angewiesen um zu ihrerer Arbeit zu gelangen. Viele Gesichter sah man hier Tag für Tag, immer an den selben Stellen des Zuges. Nur ihn nicht.

Mein Blick wanderte durch die Masse der Menschen. Loid befand sich wirklich nicht in diesem Zug.

"In der Nähe der Wohnung befindet sich nirgends ein Geschäft oder ein Lokal welches zu ihm passen würde. Er ist weder ein Kellner, noch jemand der im Büro arbeitet oder gar Kinder betreut. Aber was dann?", ich überlegte und mir kam Anyas Serie in den Sinn, über welche sie so gerne gesprochen hatte.

"Ein Spion und eine Prinzessin... Vielleicht ist Loid ja ein Spion? Aber wer ist dann die Prinzessin?"

Ungläubig lachte ich innerlich auf.

"Ein lustiger Gedanke, aber sicherlich nicht die Realität. Er verhält sich nicht wie ein Spion, dafür ist er viel zu offen."

Lächelnd verließ ich den Zug an meiner Haltestelle und trat den Rückweg zu meiner Wohnung an. Während ich weiter ironische Gedanken darüber verlor was Loid arbeiten könnte - abgesehen von einer Bank - stellten sich meine Nackenhaare auf und verunsichert sah ich mich um.

Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Als würden Augen mich beobachten. Scharfe Augen, welche nicht zu blinzeln vermochten.

"Das sind sicher nur Einbildungen.", murmelte ich.

"Wer sollte mich schon beobachten? Vielleicht sind es nur Ratten oder Katzen, genau!"

Trotzdessen das ich mir selbst gut zuredete erhöhte ich meine Geschwindigkeit.

Schnellen Schrittes stand ich nur wenige Minuten später in Rekordzeit vor dem Eingang des Gebäudes welche meine Wohnung beherbergte.

Nach einem letzten prüfenden Blick über meine Schulter betrat ich das Gebäude und rannte die Stufen hinauf bis zu meiner Wohnungstür, nur um diese hastig aufzuschließen und hinter ihr im sicheren zu verschwinden.

Zweiseitige Klinge (Loid Forger x Reader) [SPY X FAMILY]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt