Mission 28

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Anya war eingeschlafen, während Loid und ich immer noch die Sendung verfolgten, welche mich nicht wirklich interessierte. Mittlerweile war es Nacht geworden und nur schwer konnte ich mich dazu zwingen die Augen offen zu halten.

Diese Sendung langweilte mich, doch meine Entschlossenheit trieb mich dazu wachzubleiben und weiterzumachen.

Im Augenwinkel konnte ich erkennen das es Loid genau so erging wie mir. Auch seine Augenlieder waren schwerer geworden und auch er zwang sich nur noch dazu diese Sendung zu verfolgen, wahrscheinlich nur aus dem Grund weil ich noch auf den Fernseher starrte. Er war sowieso schon immer ein wenig befremdet gewesen was Anyas Interessen anging.

Innerlich grummelte ich. Wie gerne hätte ich mein Bett aufgesucht und wäre einfach wie Anya eingeschlafen. Normalerweise hätte ich mir die Mühe gemacht sie in ihr Bett zu tragen, doch die 2 Minuten konnte ich mir nicht dafür nehmen, in welche Loid aufstehen und in sein Zimmer gehen könnte.

Innerlich fühlte ich mich etwas unwohl, da ich wusste das ich massiv in Loids Leben einschnitt, obwohl ich dazu keine Berechtigung hatte. Doch meine Angst überwog meinen gesunden Menschenverstand und so setzte sich der Marathon von Anyas Liebslingssendung fort, bis jemand nach Stunden des Schweigens endlich den Mund öffnete.

"Es ist wirklich toll das wir das jetzt gesehen haben, aber ich muss jetzt wirklich schlafen, (Y/N).", sagte Loid mit rauer Stimme als er sich in seinem Sessel etwas mehr aufgerichtet hatte und panisch schreckte mein Kopf hoch.

"Bist du dir sicher?! Du kannst dir doch einfach frei nehmen. Ob jetzt ein Tag die Praxis geschlossen ist macht doch keinen Unterschied, oder?", mit großen Augen blickte ich zu Loid, während sich mein Brustkorb zusammenzog.

"Das ist nicht gut! Das ist nicht gut!"

Loid seufzte.

"Spucks schon aus, was hast du verbrochen?", fragte Loid, eher als Scherz als eine wirkliche Tatsache, doch diese Wortwahl brachte mich noch mehr aus der Fassung, da mein Kopf nicht mehr irrational am denken war.

"N-Nichts, wie kommst du darauf? Was soll ich schon gemacht haben? Ich war den ganzen Tag in der Wohnung und habe geputzt.", erklärte ich rechtfertigend, doch auf Loids Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln und ich schluckte schwer.

"Hast du etwas runtergeschmissen von dem ich nichts weiss?"

"Nein."

"Hast du etwas falsch gereinigt und es sind Rückstände zu sehen?"

"Nein."

"Hast du-"

"Es ist nichts!", ruckartig richtete ich mich von der Couch auf und Anya schreckte neben mir kurz hoch, ehe sie wieder langsam in den tiefen Schlaf versank.

Seufzend verschränkte ich meine Arme vor meiner Brust, als ich meinen Blick von Loid abwendete.

"Ich kann es nicht aufrecht erhalten. Loid wird es so oder so herausfinden, wozu das ganze? Ein Spion ist schlauer als das."

Innerlich gab ich mich geschlagen.

"Ich hatte lediglich einen schlechten Tag, das ist alles. Wir sollten wirklich schlafen gehen, es ist schon spät. Ich bringe Anya ins Bett, gute Nacht, Loid."

Mit diesen Worten ließ ich es darauf beruhen und akzeptierte meine Niederlage.
Vorsichtig nahm ich Anya in meine Arme, als ich mir den Weg zu ihren Zimmer bahnte und sie vorsichtig auf ihrem Bett ablegte.

"Ich habe mich wirklich verhalten wie eine Vollidiotin.", murmelte ich als ich Anya zudeckte.
"Ich sollte mich wirklich schämen. Loid hat jetzt garantiert ein schlechtes Bild von mir."

Berdrückt richtete ich mich auf und beobachtete Anya, welche ruhig und gleichmäßig atmete.

Meine Augen fielen auf ihr Lieblingsstofftier und lächelnd hob ich dieses vom Wandregal und legte es neben sie.

"Wenn ich mich weiter so verhalte beeinträchtigt das die Familienharmonie und Anya wird garantiert sehr enttäuscht von mir sein. Das kann ich nicht akzeptieren."

Mir selbst zunickend verließ ich Anyas Zimmer und schloss leise die Tür.

"Die Konsequenzen werde ich tragen müssen."

-

Blinzelnd blickte ich auf das Stück Brot in meiner Hand. Liebevoll belegt mit Salatblättern, Joghurt und Brombeeren. Mal etwas anderes, aber sehr gesund. Loid kaute derweil auf seinem Brot rum, welches lediglich aus Käse und einem einzigen Salatblatt bestand.

Tage waren verstrichen, in welchem nichts geschehen war.
Absolut. Nichts.

Loid hatte nichts erwähnt, gezeigt oder gar angedeutet, was auf den Schrank oder seinem wohl richtigen Job hindeuten würde.

Er verhielt sich komplett normal und sprach auch genau so mit mir wie die Tage vor meiner neuen Erkenntnis seiner Identität.

Misstrauisch kaute ich auf meiner Brotscheibe rum, während ich Anya dabei beobachtete wie sie versuchte mit einem Löffel den letzten Ring aus ihrer Müslischale zu fischen.

"Irgendetwas stimmt doch hier nicht."

Meine Augen wanderten zu Loid, welcher parallel zum Essen in der tagesaktuellen Zeitung blätterte und dort die Artikel überflog.

"Loid ist alles aber nicht dumm. Wenn er wirklich ein Spion, oder gar Twilight ist, muss er doch garantiert gesehen haben das jemand an seinen Sachen war."

Anya blickte fragend zu mir und ich blickte fragend zu ihr zurück.

"Ist etwas, Anya?", fragte ich irritiert, doch Anya schüttelte nur mit dem Kopf.

"Manchmal macht mir dieses Mädchen angst. Als könnte sie meine Gedanken lesen oder so ähnlich."

Anya zuckte zusammen, doch mein Fokus hatte sich längst wieder auf Loid gelegt, welcher den letzten Bissen von seinem Brot nahm und die Zeitung schloss.

"Ich werde mich dann mal fertig machen für die Arbeit. Das solltest du auch tun, Anya. Dein Bus kommt bald.", sagte Loid als er sich aufrappelte und Anya nickte hastig, ehe sie den letzten Ring aus der Müslischale gefischt hatte und von ihrem Stuhl aufsprang.

Niedergeschlagen blickte ich auf das Brot in meiner Hand.

"Heute ist mein letzter Urlaubstag, aber immer nur in der Wohnung zu hocken macht ihn auch nicht erträglicher... Es muss doch irgendetwas geben was ich tun kann...", mein Kopf began zu überlegen, doch die Idee die mir in den Kopf schoss gefiel mir ganz und gar nicht.

"Ooooh, nein! Ich werde Loid sicherlich nicht beschatten um meine Theorien zu bestätigen! Ich bin weder ein Stalker, noch seine Ehefrau. Das geht mich alles gar nichts an!"

Ich atmete tief durch und schloss meine Augen.

"Ich habe kein Recht darauf ihn zu beschatten. Ich sollte Anya zum Bus bringen und mich meinen Aufgaben widmen."

Auch ich verließ den Tisch und began damit ihn hastig von allen Tellern, Schalen und Tassen zu befreien. In der Zwischenzeit waren Loid und Anya bereit in den Tag zu starten und zusammen verließen wir Loids Wohnung.

Loid begleitete jedoch Anya ebenfalls zum Bus.
Das war mir neu. Normalerweise begleitete ich Anya jeden Morgen zum Bus, da Loid dringende Termine hatte. Wen wunderte es bei einem Spion?

Gerade noch rechtzeitig hatten wir die Bushaltestelle erreicht und Anya sprang zügig in den Bus.

"Anya wird sich ganz, ganz dolle anstrengen, versprochen!", sagte sie entschlossen und Loid nickte.

"Bis heute Abend, Anya.", ich winkte ihr zu als der Bus seine Türen schloss und langsam abfuhr.

Zufrieden lächelte ich als ich meine Hand senkte.

"Ich werde mich dann auch mal zu meiner Praxis begeben. Bis später, (Y/N).", Loid verabschiedete sich ebenfalls und ich nickte.

"Viel Erfolg, bis heute Abend!"

Loids Beine setzten sich in Bewegung und er entfernte sich von mir, während ich seinen Rücken beobachtete.

"Ich habe gesagt das ich ihn nicht beschatten werde und dabei bleibt es auch!"

Zweiseitige Klinge (Loid Forger x Reader) [SPY X FAMILY]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt