Mission 19

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Wir waren bereits mit dem Auto bis zum Rande der Stadt gefahren. Franky hatte gelogen. Das Schloss befand sich weder am Rand von Berlint, noch in der Nähe davon. Es war weitaus weiter entfernt, doch es gab auch kein zurück mehr.

Auch wenn es schon mitten in der Nacht war, und nur das Mondlicht die Umgebung erhellte, war Anya erstaunlich hellwach. Sie zeigte keine Anstalten von Müdigkeit oder Schlappheit. Sie unterhielt sich die Autofahrt über angeregt mit Franky über Prinzessinen und Schlösser, während Loid schlecht gelaunt das Lenkrad umklammerte.

"Tut mir leid, Loid.", sagte ich als ich eine Hand auf seine Schulter legte, doch er blockte ab.

"Ich gebe nicht dir die Schuld daran. Dennoch wird dies eine lange Nacht.", murmelte er als er sich etwas weiter nach vorne zu seinem Lenkrad lehnte.

Nickend lehnte ich mich wieder auf meinem Beifahrersitz zurück.

"Alles für Anya..."

Wir fuhren noch einige Kilometer, ehe Loid den Wagen irgendwo im Nirgendwo stoppte.

"Wir sind da. Zumindest fast.", verkündete Loid als er seinen Gurt löste und seine Seitentür öffnete. Anya, Franky und ich folgten.

"Aber wieso halten wir mitten in der Wild-", meine Kinnlade klappte zu Boden als ich erblickte was mir bevorstand.

Ein Helikopter. Direkt vor meinen Augen.

"A-Aber woher hat Loid so schnell-?!"

"Hier. Setzt euch das auf und steigt in den Helikopter. Ich werde uns zum Schloss fliegen.", sagte Loid als er jedem von uns einen Helm reichte samt Mikrofon.

"ER KANN EINEN HELIKOPTER BEDIENEN?!"

Ich war sprachlos.

In meinem Kopf überschlug sich die pure Verwirrung und es dauerte einige Sekunden bis mein Körper reagierte und ich mir den Helm aufsetzte.

Franky und Anya waren derweil komplett aus dem Häuschen.

"WIR WERDEN FLIEGEN!", riefen sie.

"Oh Gott, ich werde sterben. Ich sollte noch schnell mein Testament schreiben, bevor es zu spät ist.", nervös umgriff ich Loids Hand und mit einem Ruck zog er mich in den Helikopter, ehe er Franky und Anya half.

Zusammengepresst im hinteren Teil des Helikopters beobachteten wir Loid, wie er das Technikwunder des modernen Zeitalters zum starten brachte und nach einigen Sekunden war es soweit.

Ich hoben tatsächlich vom Boden ab.

Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust und nervös blickte ich aus dem Fenster zu meiner rechten. Meter für Meter verließen wir den festen Boden und begaben uns hinauf Richtung Himmel.

Anya war fasziniert von der Aussicht und langsam näherten wir uns unserem Ziel. In der Distanz konnte ich bereits die Umgrisse des Schlosses erkennen, welches von allen Seiten beleuchtet wurde.

"Ich hoffe die lassen uns da rein, sonst war alles umsonst."

Anya blickte plötzlich panisch zu mir und überfragt legte ich eine Hand auf ihren Kopf.

"Nein, allein schon für Anya müssen wir da rein!"

Hoffnung stieg in den Augen des Mädchens auf und zufrieden lächelte ich. Anya war noch jung, sie sollte ihre Kindheit genießen so lange sie noch konnte.

"Wir sind gleich da!", verkündete Loid als er den Helikopter etwas zur Seite lenkte.

Auch wenn ich tief im Inneren panische Angst hatte, war diese Erfahrung eine Bereicherung für meinen Horizont.

Vorsichtig steuerte Loid eine Landeplattform an und sanft landeten wir wieder auf dem Boden der Tatsachen.

Ich war zutiefst glücklich als ich aus dem Helikopter stieg, zugleich aber auch etwas enttäuscht. Diese Aussicht war wirklich unbezahlbar gewesen.

Langsam zog ich mir den Helm von meinem Kopf und überreichte ihn Loid, welcher diesen - zusammen mit Anyas und Frankys - wieder im Helikopter verstaute.

"Da wären wir.", sagte Loid und zusammen verließen wir die Landeplattform um das Schloss zu betreten.

Anya rannte aufgeregt voran, während wir hinter ihr langsam folgten.

"Endlich hat Anya ihr eigenes Schloss!", rief sie als sie hektisch die großen Türen des Schlosses aufriss.

Doch ihre Freude war nicht von langer dauer als wir in einer Art "Saal" angelangt waren. Dieser war komplett leer gewesen. Keine Tische, keine Stühle und auch kein Thron, wie es sich für eine Prinzessin gehört.

Aus Anyas anfänglicher Freude wurde schnell enttäuschung und traurig ging sie auf dem Parkettboden - welcher mehr spiegelte als ein Spiegel es tat - auf und ab.

"Was ist los, Anya?", fragte Loid als er seine Tochter beobachtete.

"Gefällt dir dieses Schloss etwa nicht?"

Anya blieb in ihrer Bewegung stehen und drehte sich zu uns.

"Dieses Schloss ist doof! Hier sind keine Menschen und auch keine Möbel! Das fühlt sich nicht nach einem Schloss an, wenn eine Prinzessin kein Volk hat!", sagte sie enttäuscht und erstaunt weiteten sich Loids Augen.

"Ach waaaas, mach dir darüber mal keine Gedanken, kleines! Dein Papa kriegt das schon hin!", Franky kniete sich neben Anya, während er mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Loid blickte.

Dieser seufzte und winkte ab.

"Ja, ja. Ich kümmere mich ja bereits darum.", murmelte er als er den Saal verließ.

"Oh nein, diese Situation ist eine Katastrophe! Anya ist traurig und alles war für die Katz'!", ich ging Loid hinterher, welcher sich in diesem Gebäude mit schier unendlichen Gängen und Türen umsah.

Er schien nach etwas zu suchen und langsam öffnete ich meinen Mund. Er war so in Gedanken versunken das er meine Schritte gar nicht wahrgenommen hatte.

"Loid, brauchst du Hilfe? Nach was suchst du, ich helfe dir gerne.", sagte ich und Loid zuckte zusammen, ehe er sich erschrocken zu mir drehte.

"Ach, du bist es nur, (Y/N)...", atmete er erleichtert aus als er eine Hand an seinen Kopf legte.

"Ja, ich suche etwas. Ein Telefon, damit ich vielleicht ein wenig was organisieren kann. In diesem Zustand kann ich Anya ja nicht lassen, dann war alles umsonst.", erklärte er und ich nickte.

"Ich kann dir gerne dabei helfen. Also, dieses Telefon zu finden. Bei den Menschen eher weniger.", bot ich an und Loid nickte erleichtert.

"Du wärst mir eine wirklich große Hilfe. Vielen Dank."

Ich lächelte und Loid erwiderte, dennoch konnte ich an seinem Gesicht die pure Erschöpfung erkennen.

Er war gestresst. Sehr. Gestresst.
Er wirkte wie eine kleine Bombe, welche jede Sekunde zu explodieren drohte.

Er wollte ein guter Vater sein und strengte sich zu 110% an.

"Ich beeile mich und rufe nach dir sobald ich ein Telefon gefunden habe!", sagte ich als ich losrannte.

Dieses Gebäude war zwar groß und unübersichtlich, aber dies sollte mich nicht daran hindern alles für Anya und Loid zu tun.

"Letztendes will ich doch nur das beide glücklich sind."

Zweiseitige Klinge (Loid Forger x Reader) [SPY X FAMILY]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt