"So, das dürfte das letzte Teil gewesen sein."
Schweren Herzens seufzend sah ich mich in meinem Zimmer um, welches Loid extra nach dem Einbruch für mich hergerichtet hatte.
Alles was ich angesammelt hatte über die Wochen war nun verstaut in einem kleinen Koffer und jedes Regal und jeder Schrank war leer. Es war nicht viel, nur einige wenige Klamotten und Bücher, sowie die ein oder andere Zeichnung von Anya, doch es war alles was ich hatte.
"Es wurde sowieso schon längst Zeit das ich ausziehe. Die Tage der Überbrückungen sind vorbei und auch Anya braucht mich nicht mehr, immerhin ist sie jetzt ein fester Bestandteil der Eden Akademie. Falls Loid erneut eingeladen wird, kann er einfach behaupten das wir uns getrennt haben."
Ich nickte mir selbst zu. So würde es laufen nach meinem Verschwinden.
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich meinem Zimmer den Rücken kehrte und die Tür hinter mir schloss. Ein letzter Blick auf das Wohnzimmer und die Küche folgte, ehe ich den Türgriff der Wohnungstür mit meiner Hand umgriff und langsam die Klinke betätigte.
"Vielen Dank, Loid.", murmelte ich als ich einen letzten Blick in die Wohnung warf, bevor die Tür vor mir in ihr Schloss fiel.
Den Schlüssel versteckte ich nahe der Wohnungstür, Loid würde ihn schon finden.
"Jetzt muss ich nur noch von einer Sache abschied nehmen.", meine Augen fixierten sich auf die Wohnungstür meiner alten Wohnung.
Mittlerweile war alles wieder in Ordnung gebracht worden und auch mit dem Vermieter war alles abgeklärt. Die Wohnung wurde geräumt und das beschädigte Mobiliar weggeschmissen. So blieben mir lediglich einige Fetzen meiner Wohnung übrig, welche ebenfalls im Koffer verstaut waren.
"Ich habe diese Wohnung so geliebt.", murmelte ich der geschlossenen Tür entgegen. Noch war kein neuer Mieter eingezogen, doch die 'Gesucht'-Anfangen waren bereits in der Zeitung gedruckt und erschienen.
Eine Wohnung in der besten Lage Berlints, so wurde sie zumindest beschrieben.
"Hat mir gute Dienste geleistet. Ich hoffe das mein neuer Schlafplatz mir auch so ein gutes Gefühl vermittelt."
Damit stieg ich die Stufen des Gebäudes herab und öffnete die Eingangstür, um endgültig zu verschwinden.
-
Mit billigen Motels hielt ich mich über Wasser, um die Nächte nicht im kalten verbringen zu müssen. An eine neue Wohnung zu kommen war nicht leicht. Viele lagen schlichtweg zu weit von meinem Arbeitsplatz entfernt und eine noch längere Hin- und Rückfahrt konnte ich mir nicht erlauben, wenn ich während der Nächte noch sicher zurück sein wollte, bevor sich diese Stadt zu einem Ort der Kriminalität verwandelte.
Und so arbeitete ich Tag für Tag und bezahlte so Lebensmittel und die jeweiligen Zimmer für ein bis fünf Nächte maximal. So ging dies mittlerweile seit gut zwei Wochen und energisch durchforstete ich Zeitungen und Flugblätter, auf der Suche nach einer neuen Bleibe.
"Irgendwann muss ich doch etwas finden.", murmelte ich, als eine weitere Zeitung ihren Weg in den Mülleimer neben mir fand.
Frustriert schloss ich meine Augen und ließ mich rückwärts auf das Bett fallen.
"Ob sich Loid wohl schon Sorgen gemacht hat? Nein, wahrscheinlich nicht. Er ist wahrscheinlich froh darüber das ich nicht mehr bei ihm lebe. Eine Person weniger die Ressourcen verbrauchen könnte. Und Anya? Anya hat mich garantiert längst vergessen. Die Eden Akademie erfordert vollste Konzentration und Zuwendung, da hat sie keinen Kopf für mich oder gar Familiäre Dinge. Ich hoffe nur das die gut zurecht kommt und die Stella sammelt die sie braucht."
Ich lächelte und rappelte mich auf.
"Sobald ich eine neue Wohnung habe starte ich ein neues Leben! So schwer wird es ja wohl nicht sein!", ich betätigte den Lichtschalter und Augenblicklich wurde der Raum von Dunkelheit eingehüllt.
Lediglich das Mondlicht spendete ein wenig Licht, damt ich nicht gegen das Bett oder gar den Schrank laufen konnte.
"Und wer weiss was dann passiert? Vielleicht erscheint dann der Mann meiner Träume und wir Leben glücklich bis an das Ende unserer Tage, oder irgendwie so."
Ich ließ mich wieder auf das Bett fallen und drückte meinen Kopf in das Kissen.
"Ich glaube ganz so weit wird es dann wohl nicht kommen.", ich lachte auf. "Eine Wohnung würde mir fürs erste vollkommen ausreichen."
-
"Wie bitte?!", fassungslos machte mein Herz einen Aussetzer.
"Aber wieso denn?! Das können Sie nicht machen! Ich habe mir Monate meines Lebens den Arsch aufgerissen und Überstunden getätigt! Das steht doch in keiner Relation!", meine Hände fanden ihren Weg auf den Schreibttisch meines Chefs. Empört und geschockt blickte ich zu dem Mann, der mir Wortwörtlich die Kündigung ins Gesicht hielt.
"Ich kann mein Leben ohne Job nicht finanzieren! Ich bin auf der Suche nach einer neuen Wohnung und–!"
Doch mein Chef schüttelte lediglich mit dem Kopf.
Diesem aufgeblasenen Trottel war es egal wie es mir ging und wie meine Umstände waren. Er war ein egoist durch und durch, nur auf sich und seinen fetten Arsch bedacht. Seine Mitarbeiter behandelte er jeher wie Dreck und einmal mehr zeigte sich diese kalte Art seiner selbst.Wütend knirschte ich mit den Zähnen und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Wie gerne hätte ich diesem Menschen eine gelangt, doch meine Vernunft war stärker und so schluckte ich die von Hass aufgestaute Wut hinunter.
"Dieser Undankbare...!"
Ich holte tief Luft. Er war es nicht wert. Weder meine Zeit, noch meine Worte.
Ich riss den Zettel aus seinen schmutzigen Händen, ehe ich zur Tür stürmte. Doch ich konnte den Raum nicht ohne eine Bemerkung meinerseits verlassen.
"Ihre Frau geht Ihnen fremd. Sie sollten überlegen woran das liegen könnte. Ich empfehle mich.", und damit knallte ich die Tür hinter mir zu und stürmte wutgeladen aus dem Gebäudekomplex.
Diese Worte wollte ich ihn schon immer sagen. Es war nicht nur eine plumpe Behauptung, sondern die Realität. Eine Schicht der Überstunden hatte mir dieses Wissen offenbart, als ich bei einer meiner nächtlichen Pausen aus dem Fenster geschaut hatte.
Der lauwarme Kaffee in einem Pappbecher zwischen meinen Händen hätte meine Laune nicht weiter sinken lassen können, doch der Anblick seiner Frau mit einem Mann der definitiv eine andere Statur besaß zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen und schenkte mir neue Motivation.
Lachend gingen sie gemeinsam die Straße entlang, nur sichtbar wenn sie in der Nähe der Laternen blieben. Meine Augen hatten jeder ihrer Schritte aufmerksam verfolgt. Dies war durchaus besser gewesen als jede Fernsehshow oder Theateraufführung.
Doch mein aktuelles Problem ließ meine gute Laune ruckartig sinken und die befriedigenden Gedanken wieder verschwinden.
"Ich bin arbeitslos, was mache ich jetzt nur?"
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Zweiseitige Klinge (Loid Forger x Reader) [SPY X FAMILY]
Fanfiction[BEENDET] Dein langweiliges Büroleben nervte dich schon seit Wochen und auch deine Lebensumstände waren nicht zufriedenstellend. Doch ein Mann, welcher mysteriöser nicht hätte sein können, sollte dein Leben schlagartig für immer verändern und aus de...