Mission 29

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Vorsichtig drückte ich mich an die kalte Steinwand, ehe ich meinen Kopf vorsichtig um die Ecke reckte.

"Ok. Weiter!", murmelte ich mir selbst zu als ich meine Position genau so schnell verließ wie ich sie eingenommen hatte.

Leichten Schrittes, und mit viel Abstand, verfolgte ich Loid durch Berlint. Vorbei an Geschäften, Gassen und unzähligen Menschen, bahnten wir uns unseren Weg in die verschiedensten Himmelsrichtungen.

Auch wenn ich es niemals zugegeben hätte, aber diese Verfolgungsjagt machte tatsächlich etwas Spaß. Dieser Nervenkitzel, dieses Adrenalin.

Vorallem das Gespür dafür zu haben nicht entdeckt zu werden tat es mir am meisten an. Diese Seite kannte ich noch nicht von mir, doch sie gefiel mir.

Das Stalking hingegen eher weniger. Neben dem Spaß daran Loid zu beobachten empfand ich auch so etwas wie Reue und Ekel vor mir selbst. Doch ich wusste nur zu gut das ich Antworten brauchte und mein Geist nicht eher Ruhe geben würde, ehe ich diese Antworten nicht besaß.

Plötzlich bog Loid um eine Ecke und schnellen Schrittes versuchte ich aufzuholen.

"Ich darf ihn nicht aus den Augen verlieren!"

Schnell, aber unauffällig, quetschte ich mich durch die Massen der Menschen, um Loid einholen zu können. Und tatsächlich, die nächste Ecke erlaubte mir wieder die freie Sicht auf den Rücken und Hinterkopf des Blondschopfs.

"Volltreffer! Nanu? Wo geht er denn rein?"

Loid betrat ein Geschäft und abermals verschwand er aus meinem Sichtfeld.

Vorsichtig ging ich auf das Geschäft zu und versuchte von der Seite aus den Namen über der großen Tür lesen zu können.

"Eine Schneiderei? Vielleicht lässt er sich einen neuen Anzug schneidern. Wenn man ein Spion ist braucht man nun mal mehr als nur einen. Ein klares Indiz!"

Bestätigt baute ich den nötigen Abstand zu dem Geschäft wieder auf und verschanzte mich hinter einigen Blumentöpfen einer Blumenhändlerin, welche in der Pause zu sein schien.

Es dauerte nicht lange bis Loid das Geschäft verlassen hatte. Gerade Mal etwas um die 15 Minuten, wenn ich raten müsste.

Und so began das Katz' und Maus Spiel von neuem.

Loid ging voran und ich folgte.

Neben einem Supermarkt und Schuhgeschäft, besuchte Loid noch einen kleinen Kiosk, welcher einem Menschen gehörte welcher mir vertrauter nicht hätte sein können.

"Er besucht Franky?"

Vorsichtig kniete ich mich in eine kleine Gasse und versuchte sie zu belauschen, doch die Entfernung war schier zu groß und die beiden Männer schienen nicht in einer normalen Lautstärke zu sprechen.

"Mist, ich verstehe nicht was sie sagen! Aber wenn Loid mit Franky redet, bedeutet das ja–!", meine Gedanken kamen auf einen neuen Höhepunkt und mit scharf zusammengezogenen Augen riskierte ich einen Blick auf Franky.

"Franky ist auch ein Spion, na klar! Wieso bin ich da nicht vorher drauf gekommen? Gleich und gleich gesellt sich gut, da ist es ja nur logisch das Loid sich mit dieser Alkoholnase abgibt!"

Das Puzzle hatte sich gefügt und zufrieden grinste ich.

"Das war ja wirklich ein Kinderspiel. Wenn das so weiter geht kann sogar ich eine Spionin werden.", ironisch schnaubte ich leise, ehe meine Augen auf Loid fielen, welcher sich von Franky zu verabschieden schien.

"Er geht weiter!"

Panisch wollte ich mich schnellst möglich aufrappeln um die Verfolgung wieder aufzunehmen, doch meine Beine trugen mich nicht. Ich blieb auf dem Boden kniend und beobachtete wie Loid sich aus meinem Sichtfeld entfernte.

"Scheiße! So kann ich ihn nicht beschatten! Bewegt euch Beine!", panisch reckte ich meinen Körper nach oben und packte meine Beine so fest ich konnte mit meinen Händen.

"Was ist nur mit meinem Körper los?!", ich stand zwar, doch meine Beine wollten sich trotzdem keinen Fleck weiter rühren.

Ich spürte wie meine Atmung schneller wurde und mein ganzer Körper began zu beben.

"Ich habe Angst, nicht wahr? Angst davor die Wahrheit zu erfahren. Wenn ich ihm jetzt hinterher renne, weiss ich zu 100% das meine Theorin der Wahrheit entsprechen... doch das will ich nicht wahrhaben. Ich will nicht das Loid ein Lügner ist. Ich will nicht das Loid ein anderer Mensch ist als der den er vorgibt zu sein. Ich will nicht das Loid nicht der ist in den ich mich– Oh nein."

Die Realität holte mich binnen Sekunden ein und schockiert schlug ich meine Hände über meinem Mund zusammen.

"Nein, das kann nicht stimmen. Das muss ein schlechter Scherz sein!"

Mein Puls raste und das Blut schoss durch meinen Körper, als ich das Rauschen davon laut in meinen Ohren hörte.

"All diese Zeit die wir miteinander verbracht haben. Dieses Familienleben und all die Aktivitäten. Seine Art und seine Worte. Ich bin doch nicht wirklich in Loid...", ich stockte und holte tief Luft.

"Ich habe Angst die Realität zu erfahren, aus Angst davor ihn nicht mehr mit den selben Augen betrachten zu können. Für mich ist Loid ein anständiger Mann mit einer weißen Weste. Geregelter Job, Kind, Wohnung und Leben. Doch ein Spion... ist etwas anderes. Diese Menschen haben keine weiße Weste und sind zudem unberechenbar."

Meine Augen fielen auf meine Hände, welche sich wieder auf meine Beine gelegt hatten und sich Krampfartig in diese bohrten.

"Ich will das Loid die Person ist und bleibt die ich kenne. Denn dieser Loid ist der Loid in den ich mich... verliebt habe.", diese Worte glitten von meinen Lippen und am Ende meiner Kräfte ließ ich mich wieder auf den Boden sinken.

"Das kann nicht wahr sein, dass muss ein schlechter Traum sein! All diese Wochen können doch nicht in so etwas derartigem ausgeartet sein! Ich habe all das nur für Anya getan, nicht für Loid! O-Oder?...", ich began am meinen eigenen Worten zu zweifeln und niedergeschlagen stoppte ich meinen Gedankenfluss.

"Ich muss ausziehen. Diese ganze inszenierte Familiengeschichte hat so keine Zukunft. Ich habe die Grenze überschritten, dass muss ein Ende finden. Ich muss das Ende finden. Ich darf diese Gefühle weder erwidern, noch zulassen. Egal was ich Denke oder tue, Loid würde sie eh nicht erwidern und es würde alles nur noch komplizierter machen, vorallem für Anya."

Langsam gewann ich die Kontrolle über meinen Körper zurück und ich rappelte mich auf, um enttäuscht und auch frustriert den Rückweg zu Loids Wohnung anzutreten.

"Ich sollte schnellstmöglich meine Sachen packen und verschwinden, bevor Loid oder Anya wieder zurück sind. So ist es für alle am leichtesten."

Und so ging ich schweren und langsamen Schrittes durch die Menschenmassen, welche nun schneller und aktiver waren als ich.

Meine kurze Vergangenheit, sowie meine Zukunft, hatte sich auf einen Schlag ruckartig verändert und ich bekam einen anderen Blickwinkel auf die Dinge, welchen ich lieber nie gehabt hätte.

Zweiseitige Klinge (Loid Forger x Reader) [SPY X FAMILY]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt