CHEMISTRY III ✔︎ Wie viele Chancen bekommen wir?

52. Ringing

Ehe ich reagieren konnte, war sie aus der Wohnung verschwunden.

Verblüfft sah ich ihr hinterher, wie sie die Treppe hinunter stieg und ohne einen Blick zurück aus meinem Sichtfeld verschwand.

Wie betäubt stand ich an der Tür.

Wollte sie Abstand zu mir?
Wollte sie das alles doch nicht mehr?
Wollte sie mich nicht mehr?

Ich schlug die Tür zu und ging langsam in mein Zimmer.

Dort ließ ich mich auf meinem Bett nieder und versuchte, meine Gedanken zu Ordnen.

Sie hatte sich bei mir entschuldigt, dass sie mir vor 5 Jahren all diese... Dinge angetan hatte.

Sie hatte mich gar nicht zu Wort kommen lassen.

Erneut sah ich ihre Tränen vor mir.

Vielleicht hätte ich sie ein wenig... beruhigen können, wenn sie mich gelassen hätte.

Aber hätte sie das überhaupt gewollt?

Oder hatte ihr Abgang einfach nur das zu bedeuten, was vor einer viertel Stunde bereits mein Gedanke gewesen war?

Wollte sie sich eigentlich nur ein reines Gewissen holen, damit sie mich loswerden konnte?

Ich sprang auf und lief aus meinem Zimmer, wo ich fast meine Mutter umrannte, die gerade nach Hause gekommen zu sein schien.

"Sorry Mum! Ich muss los!", rief ich ihr über die Schulter zu.

"Nimm eine Jacke mit, es regnet draußen!", rief sie mir hinterher.

Eilig schnappte ich mir eine dünne, einigermaßen regendichte Jacke, ehe ich aus der Tür und in Richtung Markovs Wohnung stürmte.

Die kühlen Tropfen prasselten auf mich nieder, während ich versuchte, möglichst schnell mein Ziel zu erreichen, ohne dabei Bekanntschaft mit dem durch die Nässe rutschigen Asphalt zu machen.

Als ich endlich mein Ziel erreicht hatte und mich kurz unter dem kleinen Vordach sammelte, seufzte ich erleichtert auf, ehe ich entschlossen den Klingelknopf drückte, auf dem der Name der älteren Professorin prangte.

Nach einer Minute kam noch immer keine Antwort.

Ich drückte erneut, während ich immer unruhiger wurde.