Alia

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ALIA

Der Montagmorgen war eindeutig der schlimmste Teil der Woche. Dicht gefolgt von den restlichen Tagen, versteht sich... Da konnte das Wetter noch so schön sein, die aufgehende Sonne nervte einfach nur bis zum Erbrechen. Dass direkt neben ihrem Fenster eine Drossel beschloss, Alia mit ihrem Spottgesang den Morgen zu versüßen, trug jetzt auch nicht unbedingt zu ihrer Stimmungsaufhellung bei.
Die junge Frau pfefferte fauchend ihr Kopfkissen in Richtung des nervenden Piepmatzes und übersah dabei im Halbschlaf, dass ihr Fenster sperrangelweit offen stand. Und so sah sie traurig ihrem geliebten Federkissen nach, welches nun erneut das Fliegen erlernte.
„So ein mistiger Doppelmist aber auch!" maulte sie, quälte sich aus dem Bett und trabte los, um das Flugobjekt wieder zurückzuholen.
Wutschnaubend stapfte Lia auf ihrem Weg in den Garten hinunter an ihren verdatterten Vater vorbei und schimpfte dabei wie ein kleiner Rohrspatz.
Wenn der Tag bereits so begann, konnte es ja eigentlich nur noch besser werden, oder?
Eine halbe Stunde später lief sie dann auch noch in Gefahr den Bus zu Uni zu verpassen... für einen kurzen Moment erwog die junge Frau ernsthaft, den Tag in die Tonne zu knüppeln und ihr Kuschelbett wieder aufzusuchen, aber schließlich quälte sie sich doch noch zur Tür raus.
„Kleines? Hast du nicht was vergessen?" Die Stimme ihres Vaters hielt Alia zurück als sie bereits die Zufahrt entlang stürmen wollte.
Alia schloss kurz ihre Augen und bedachte sich selbst genervt mit einigen unfeinen Kraftausdrücken. Ihr Vater schmunzelte und reicht ihr rasch das Kräuterparfum und die kleine violette Tablette, welche die junge Frau schnell mit einem Schluck Wasser herunter spülte. „Danke Papa. Ich weiß auch nicht was heute mit mir los ist." Ihr Vater lachte leise und sagte: „Deine Mutter war auch immer so zerstreut. Aber Liebes, du musst gut acht geben. Unser beider Freiheit steht hier auf dem Spiel." Alia nickte: „Ich weiß, Pa. Es tut mir leid. Ich werde von nun an wieder besser aufpassen ich verspreche es dir!" Ihr Vater nickte und strich die weißblonden Locken aus der Stirn. Dann sprühte er das Kräuterparfum großzügig auf ihren Hals und steckte es ihr in die Handtasche. Alia lächelte dankbar und hetzte mit einem letzten Winken aus dem Häuschen in Richtung Bus davon. Wütend beschimpfte sie sich gedanklich selbst. Das war beinah schiefgegangen, wie konnte sie nur so gedankenlos sein! Das wusste sie doch echt besser!!!

Alia war einer der seltenen Omegas und ja damit auch ein Wolfswandler. Die Omegas waren bei den Alphas mehr als nur beliebt. Es hieß, dass Omegas von der Mondgöttin besonders gesegnet worden sind. Die Welpen die sie austrugen wurden zu den stärksten Alphas und darüber hinaus konnte ein Omega als Alpha-Gefährtin ein Rudel-Mind-Link schaffen und somit die gefürchteten mehrfach Führungsspitzen ermöglichen. Aus diesem Grund waren Eltern dazu verpflichtet ein Omega Kind dem Rudel zu übergeben. Diese Kinder wurden verhätschelt und versorgt und beschützt... Ein goldener Käfig. Omegas waren zudem eine überaus kostbare Handelsware. Hatte ein Rudel bereits eine, wurden die Kinder für etliche Millionen Euro an bedürftige Rudel verkauft.
Alias Eltern hatten sich geweigert ihre einzige Tochter herauszugeben. Als sich ihr charakteristische Omega Duft im Alter von 13 zu bilden begann, hatte ihre Mutter ihr Leben für das Wissen einer Kräuterhexe getauscht. Wissen über die seltene Kräuterkombination die den Duft eines Omega überdecken konnte und die es Alia ermöglichte als gewöhnlicher Mensch aufzutreten. Sie war jetzt 20 Jahre alt und studierte Musik und Kunst auf Lehramt. Alia liebte Kinder und wollte unbedingt Grundschullehrerin werden. Sie war ihren Eltern unendlich dankbar für das Opfer das sie gegeben hatten, deshalb konzentrierte sie sich auf ihr Studium.
Sie war zwar mit vielen Männchen des Rudels befreundet, hatte aber selbst nicht vor sich von Liebschaften ablenken zu lassen. Nicht einmal von den Blackford Drillingen. Lucan, Grayson und Konstantin. Oder auch Heiß, heißer, Hölle. Alle drei waren gute 2 m groß, hatten schwarze Haare und waren wie die reinsten Schränke gebaut. Muskeln wohin man sah und als zukünftige Alphas und Wandler hatten die drei auch keinerlei Scheu der Welt zu zeigen was sie so zu bieten haben. Es kam durchaus öfters vor, dass nackte Männer und Frauen durch die Stadt gingen. Die wenigen Menschen, die dort lebten hatten sich längst an die freizügigen Wandler gewöhnt und bemerkten es schon gar nicht mehr, wenn vor ihnen in der Schlange beim Bäcker jemand im Adamskostüm stand.
Das Höllentrio war diesbezüglich auch verhältnismäßig schmerzfrei... speziell wenn es um Lia ging, liebte es besonders Lucan mit dem anzugeben, was die Mondgöttin ihm so alles geschenkt hatte. Obwohl es durchaus vorkam, dass Alia die drei beim empörten Anschreien im Nachhinein auch des öfteren mal verwechselte, besonders in der Dämmerung oder Nachts.
Als eineiige Drillinge sahen sich die Blackford Jungs natürlich zum verwechseln ähnlich. Nur in ihrer Augenfarbe unterschieden sie sich. Lucan hatte goldene Augen, Grayson smaragdgrüne und Konstantin Ozean-blaue Augen.

Alia stolperte aus dem Bus und prallte prompt gegen Ace. Mit einem breiten Grinsen ließ ihr bester Freund und Beta des Youngster-Rudels seine Hände vorschnellen und bewahrten so die junge Frau davor den Asphalt zu knutschen.
„So stürmisch heute? Pass gut auf, falls du auf ärztliche Hilfe angewiesen bist... die Krankenschwester ist heute bedauerlicherweise verhindert."
„Witzig Ace, wirklich zum brüllen!" maulte Alia. Ihr bester Freund lachte und stellte sie wieder aufrecht hin. Dann legte er sein Arm um ihre Schultern und marschierte mit ihr in Richtung Campus. „Ace? Dir ist schon klar, dass ich weiß wo ich hin muss oder!?" Der Mann grinste. „Tatsache?" fragte er mit einem schelmischen Glitzern in den Augen. „Du sahst leicht abgelenkt aus, Mäuschen. Und die Krankenschwester ist heute wirklich nicht verfügbar. Falls du also einen medizinischen Notfall haben würdest, hättest du genauso viel Glück wie Lucan heute Morgen!" Alia seufzte. „Was ist diesmal passiert," fragte sie mit einem leicht genervten Augenrollen. Lucan konnte echt vom Glück reden, dass er ein Wandler war und sehr schnell heilte. Als Mensch läge er bereits gemütlich zwei Meter unter der Erde um sich die Radieschen von unten anzusehen. Ace lachte schallend: „Motorrad..." „Göttin, wie hat dieser Kerl nur die Führerscheinprüfung bestanden? Nicht nur, dass er fährt wie eine besenkte Sau, nein... nein... hätte er nicht ein ganzes Bataillon von Schutzengeln, die seit Jahren Überstunden kloppen, würden seine Einzelteile längst über die A1 verteilt sein!!! Ich glaube, ich werde ihn in Luftpolsterfolie einpacken!" „Wen willst du einpacken?" Konstantin materialisierte sich regelrecht aus den Nichts neben Ace. „Deinen Bruder, den dödeligen Verkehrsrowdy!!" Die beiden Männer grinsten breit.

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